Holz in seiner schönsten Form
Enzo Soravia präsentiert in Heiligkreuztal erstmals seine in 40 Jahren geschaffenen Skulpturen
HEILIGKREUZTAL - Dreifachen Grund zum Freuen gibt es am Sonntag, 22. April, in Heiligkreuztal. Enzo Soravia stellt nach einer 40-jährigen Schaffenszeit erstmals seine Holzskulpturen der Öffentlichkeit vor, und dies in einem zur Galerie gewordenen Raum im Torbogen, begleitet von einem kleinen, aber feinen kulturellen Programm. Die Vernissage beginnt um 11 Uhr und wird von Hausherr Ulrich Hirsch mit einer Laudatio auf den Künstler eröffnet. Beate LindnerPfleghar liest aus der „Ode an das Holz“von Pablo Neruda, mit Gitarrenmusik untermalt von Tommy Biernacik, beide aus Ulm. Mit AkkordeonMusik unterhält Revital Herzog, vielen durch ihre Märchen-Erzählungen bekannt.
24 Exponate aus dem reichen Schatz seiner Kunstwerke haben Ulrich Hirsch und Enzo Soravia für die Ausstellung ausgewählt und wirkungsvoll in dem aus kleinen niederen Zimmern neu entstandenen lichten Raum drapiert. Und dort sind sie zu entdecken, die aus Holz herausgearbeiteten Köpfe, Gesichter, Körper, Formen. „Holz in seiner schönsten natürlichen Form“versprechen die Ausstellungsmacher und man ist wahrlich versucht, mit den Händen über die Kunstwerke zu gleiten, der Maserung zu folgen, Risse zu entdecken, so wie es auch der Künstler bei der Bearbeitung macht, wenn er ein rohes Stück Holz in seiner Werkstatt zur Hand nimmt und es von Ästen, Schmutz, Rinde und Splintholz befreit, um seine Beschaffenheit zu entdecken.
Erst dann kommt die Inspiration, was sich darauf machen lässt, wie Risse einbezogen werden können, Astlöcher und vor allem die Maserung, der er großes Gewicht beimisst. Doch bevor er den Stamm, den Ast oder auch eine Wurzel mit Holzklüpfel und Stechbeitel bearbeiten kann, muss das Holz trocknen. „Bei Eiche kann das sechs Jahre dauern“, verrät Enzo Soravia.
Hartes Holz bevorzugt
Die Geduld zahlt sich aus, wie die eher skurrilen Gesichter aus eichenen Holzbalken aus Abrisshäusern beweisen. Alles, was bei der Ausstellung zu sehen ist, entstand jeweils aus einem einzigen Holzstück, der kleine Kopf, der an die Schnitzereien des Chorgestühls auf der Nonnen-Empore im Heiligkreuztaler Münster erinnert, wie auch die einer Krake ähnelnden Skulptur, die ihre Arme nach allen Seiten streckt, einer Wurzel entlockt. Fein herausgearbeitete Gesichtszüge aus nur noch dünnem Holz faszinieren den Betrachter, aber auch die Skulptur, die in ihrer Mitte eine Maske zu tragen scheint. Eine andere erinnert an afrikanische Kunst.
Enzo Soravia bevorzugt hartes Holz, hat aber auch schon Nadelhölzer bearbeitet. Außer Eiche findet Apfel-, Pflaumen-, Kirsch- oder Nussbaum-Holz in seiner Werkstatt Verwendung. Aus der Heimat seines Vaters Italien hat er sogar schon Olivenholz aus dem Brennholzhaufen herausgeklaubt, um daraus 97
Kunst zu schaffen. „Die Suche nach dem (Baum) Inhalt“, heißt der Untertitel der Ausstellung und nach dem Künstler bei der Bearbeitung kann sich auch der Betrachter dazu aufmachen.
Enzo Soravias Vater betrieb in Reutlingen eine Eisdiele. Während der Wintermonate jedoch betätigte auch er sich als Bildhauer, dazu als Maler, wovon ein großes Ölgemälde seiner Frau in Betzinger Tracht Beweis ablegt, das die kleine Galerie im Torbogen in Heiligkreuztal unter Beweis stellt. So kam der heute 73-Jährige schon früh mit dem Material Holz in Berührung, dem er auch seinen Beruf als Schreiner und Holztechniker widmete. Er fertigte in einem Planungsbüro Architekturmodelle und machte sich schließlich in diesem Beruf selbständig, um für viele Büros Modelle zu bauen, Wohn- und Geschäftshäuser, aber auch öffentliche Gebäude. Selbst mit Platzgestaltungen befasste er sich und hat zum Beispiel das Modell für die Zwiefalter Ortsmitte geschaffen. Musste er sich hier genau an die Vorgaben halten und millimetergenau arbeiten, so schuf er sich schon damals einen Ausgleich in seinem künstlerischen Tun, dem er sich im Ruhestand ganz widmen kann.
Nach Heiligkreuztal kam er durch Ulrich Hirsch, den seine Freunde „Käfer“nennen. Kennengelernt hatten sich beide im Reutlinger Teilort Gönningen. Die Verbindung blieb auch nach dem Wegzug von Hirsch bestehen, der 1980 in den Altheimer Teilort zog. Vor 14 Jahren folgte Enzo Soravia ihm nach Oberschwaben und bezog ebenfalls Quartier im Torbogen. „Käfer“war es denn auch, der ihn bewog, beim Riedlinger Sommertheater mitzumachen und jedem, der es sich ansah, blieb Soravia als gebeugter Mesmer unvergesslich, der aus Angst vor den Drohungen des Truchsess jammerte: „Ich bin doch noch zu jung zum Sterben“. Jetzt ist er als Künstler zu bewundern und auf die Resonanz auf seine Kunstwerke gespannt.
Die Ausstellung „Holz Körper Formen“im Torbogen in Heiligkreuztal, Veronika-von-RietheimStraße 1, ist vom 22. April bis 29. Juli jeden Sonntag von 14 bis 17 Uhr zu sehen oder nach Vereinbarung unter der Telefonnummer 07371/8968.