Betrugssoftware bei Audi entdeckt
Weitere Abgasmanipulation bei Audi entdeckt – Auslieferstopp der Modelle A6 und A7
FLENSBURG (dpa) - Im Dieselabgasskandal nimmt das Kraftfahrt-Bundesamt die VW-Tochter Audi ins Visier. Wegen des Verdachts auf eine unzulässige Abschalteinrichtung bei Audi V6TDI-Fahrzeugen der Modelle A6 und A7 hat die Behörde eine amtliche Anhörung eingeleitet, wie ein Sprecher sagte. Auch das Bundesverkehrsministerium bestätigte dies. Weltweit seien rund 60 000 zugelassene Fahrzeuge betroffen.
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● INGOLSTADT/FLENSBURG (dpa) Einen Tag vor der Audi-Hauptversammlung ist der Autobauer mit einem weiteren Verdacht auf AbgasTricksereien erneut in die Kritik geraten. Audi stoppte die Auslieferung der vor allem als Dienstwagen beliebten Modelle A6 und A7 mit 271-PS-Dieselmotor. Das Kraftfahrtbundesamt leitete eine Anhörung ein, wie ein Sprecher am Dienstag in Flensburg sagte. Zuvor hatte der „Spiegel“über den jüngsten Manipulationsverdacht berichtet.
Audi-Vorstandschef Rupert Stadler sagte, der Verdachtsfall sei vergangene Woche bei internen Prüfungen entdeckt und dem KBA gemeldet worden. Dabei gehe es um den seit 2014 in rund 60 000 Fahrzeuge vom Typ A6 und A7 eingebauten Sechszylinder-Diesel mit 271 PS. Beide Modelle werden gerade von Nachfolgemodellen abgelöst.
Laut „Spiegel“wurden die Fahrzeuge zwar mit einem SCR-Katalysator zur Beseitigung der Stickoxide ausgerüstet. Aber damit die Autofahrer den Harnstoff nicht selbst nachfüllen müssten, habe Audi die Einspritzung des Harnstoffs zur Reinigung gedrosselt, und das Auto habe zu viel Stickoxid in die Luft geblasen.
Amtliche Anhörung
Stadler sagte, Audi untersuche weiterhin systematisch alle Motoren. Er hatte schon im März angekündigt, dass mit weiteren Rückrufen zu rechnen sei: Für 200 000 Fahrzeuge stünden noch Prüfungen oder Bescheide aus. Für die Folgen des im Herbst 2015 aufgedeckten Dieselskandals musste Audi bereits 2,25 Milliarden Euro zurückstellen. Das KBA hat bereits für 156 000 Audis Rückrufe angeordnet.
Im jüngsten Fall sind laut KBA in Deutschland rund 33 000, weltweit 60 000 Autos betroffen. Der Autobauer muss in der amtlichen Anhörung nun seine Sicht der Dinge darlegen. Bestätigt sich der Einbau einer unzulässigen Abschalteinrichtung, drohen weitere Rückrufe.
Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion Sören Bartol sagte: „Die Bosse der Automobilhersteller spielen mit ihrem guten Ruf, wenn sie seit Jahren immer nur scheibchenweise zugeben, wo sie noch manipuliert haben. So langsam bin ich es leid.“Es sollten nun alle Hersteller „reinen Tisch“machen und „sich endlich bei der technischen Nachrüstung von Euro-5- und Euro-6Fahrzeugen bewegen, damit Fahrverbote verhindert werden können“. Solche umfangreichen Nachrüstungen sind in der großen Koalition umstritten.
Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup sagte: „Unverhohlen betrügt die Autoindustrie auch mit modernsten Dieselmodellen weiter, sie tut es nur raffinierter.“Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) könne die Hoffnung begraben, dass allein durch den Verkauf neuer Diesel die Luft in den Städten sauber werde. Der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, prophezeite: „Es wird noch viel mehr nachkommen, auch bei anderen Autoherstellern.“