Wie man Gäste von Hochzeiten fern hält
Mit Hochzeiten verhält es sich ähnlich wie mit Beerdigungen: Man hat es nicht in der Hand, wer da alles aufkreuzt. Das gilt für Normalsterbliche und umso mehr, wenn man von königlicher Geburt ist und sich dennoch volksnah geben muss. Das mit der Volksnähe ist aber nicht weiter schlimm, denn am Ende ist es bei blaublütigen Hochwohlgeborenheiten ja so, dass die Rechnung ohnehin das Volk bezahlt.
Folgerichtig hat es sich das englische Brautpaar, bestehend aus Prinz Harry und Meghan Sowieso, zur Pflicht gemacht, neben 600 Verwandten, Freunden und Bekannten auch 1200 Leutchen aus der gewöhnlichen Gesellschaft einzuladen. Um die Verwandtschaft – und sei sie noch so bucklig – kommt man ja auch als bürgerlicher Hochzeitsaspirant nicht herum und öffentliche Hochzeiten mit Hunderten von Gästen sind auch ein alter Hut.
Der Kensington Palast hat mitteilen lassen, dass diese Hochzeit Brücken schlagen soll, aber es gibt berechtigte Zweifel an der Ernsthaftigkeit dieser Ankündigung. In kulinarischen Fragen tun sich nach Medienberichten nämlich Abgründe auf. Im Einladungsbrief aus dem Umfeld der Queen sei zu lesen, dass sich die 1200 Menschen aus dem Volk auf ein Picknick einrichten sollen. Und weil es nichts Essbares zu kaufen gebe, sei es klug, sich selbst etwas mitzubringen.
Damit offenbart sich an der Hochzeit des Jahres wieder die alte Kluft zwischen blauem und rotem Blut, zwischen Kostgängern und Selbstversorgern, zwischen Monarchischen und Geschwerl, wie der königstreue Bayer sagen würde. Natürlich ist das bedauerlich. Andererseits: Bei so vielen Verwandten, wie die Windsors einladen müssen, ist der Trick mit dem Picknick fast Notwehr. Denn auch ein Bürgerlicher weiß, dass bei Hochzeiten mit Selbstversorgung viel weniger Geschwerl aufkreuzt.