Um Himmels Willen
US-Stars lassen sich bei Met Gala von Kirchenmode inspirieren
NEW YORK (AFP/dpa/sz) - Eine Party, auf der wohl mehr Kruzifixe zu sehen waren als in bayerischen Amtsstuben: Die Jahresgala des New Yorker Metropolitan Museum of Art (Met) schwebte modemäßig zwischen Himmel und Hölle. Das Kostüminstitut des Met hatte für die Spendengala das Motto „Heavenly Bodies: Fashion and the Catholic Imagination“(deutsch etwa: Himmelskörper: Mode und die katholische Vorstellungskraft) ausgegeben.
Superstar Madonna durfte bei der Mode-Party des Jahres mit diesem Motto natürlich nicht fehlen. Die nach der Mutter Jesu benannte Sängerin erregte schon vor fast 30 Jahren mit Songs wie „Like A Prayer“(Wie ein Gebet) die Gemüter. In New York erschien sie in strengem Schwarz mit Netz-Schleier über ihrer blonden Flechtfrisur. Madonna wäre allerdings nicht Madonna, ließe unter dem Schleier nicht ein kreuzförmiger Netz-Einsatz tief blicken. Eine Tiara aus Kreuzen machte die düstere Kirchen-Queen á la Jean-Paul Gaultier komplett.
Überhaupt waren Kronen und Heiligenscheine in allen Varianten ein beliebter Kopfschmuck. Sängerin Rihanna ging einen Schritt weiter: Sie trug eine prachtvoll bestickte Robe über ihrem Minikleid, auf dem Kopf eine glitzernde Bischofsmütze; eine Kreation aus John Gallianos Modehaus Maison Margiela. Das toppte wohl nur Sarah Jessica Parker. Auf dem Haupt des „Sex and the City“-Stars thronte eine Krippe, komplett mit Engel, Jesuskind und betenden Weisen aus dem Morgenland.
Ein Ticket für 30 000 Dollar
Mit ihren weit über den Kopf hinausragenden Engelsflügeln bekam Sängerin Katy Perry leichte logistische Probleme. Sie konnte sich in ihrem Versace-Outfit nur seitwärts durch die Tür bewegen. Die meterlange Schleppe ihres Outfits machte auch Co-Gastgeberin Amal Clooney zu schaffen, die das Event gemeinsam mit „Vogue“-Herausgeberin Anna Wintour ausrichtete.
Kritik ließ nicht lange auf sich warten: Im Netz warfen Gläubige den Organisatoren Blasphemie vor. „Bin ich die Einzige, die das für Gotteslästerung hält?“, fragte eine Twitter-Nutzerin. Eine andere fügte hinzu: „Man hätte dieses Thema gut umsetzen können, aber die Ausführung ist armselig und in den meisten Fällen eine Verhöhnung des Glaubens.“
Die katholische Kirche hatte dem Thema der Party vorab zugestimmt und dem Kostüminstitut des Met für die Begleitausstellung mehr als 50 Stücke vergangener Päpste geliehen. Einige davon waren noch nie außerhalb des Vatikan gezeigt worden. „In der katholischen Vorstellungskraft spiegeln sich die Wahrheit, Güte und Schönheit Gottes überall, sogar in der Mode“, sagte New Yorks Kardinal Timothy Michael Dolan.
In der Modewelt sowie unter vielen Schauspielern und Musikern gilt die Met Gala als Party des Jahres. Ein Ticket kostet laut „New York Times“30 000 Dollar, ein Tisch 275 000 Dollar. Viele Stars werden von Labels eingeladen und zahlen die Karten nicht selbst. Mit der Spendenveranstaltung bestreitet das Kostüminstitut des Metropolitan Museum of Art sein Jahresbudget. Was nach dem Schaulaufen auf dem Roten Teppich bei der Gala selbst ablief, blieb geheim. Medien waren nicht zugelassen, für die Stars herrschte Twitterund Instagram-Verbot.