Reizfigur
Schon mit ihrer Wahl hat Gina Haspel Geschichte geschrieben. Die 61-Jährige ist die erste Frau an der Spitze des US-Auslandsgeheimdiensts CIA. Am Donnerstagabend wurde sie vom US-Senat im Amt bestätigt, mit 54 Ja- bei 45 Neinstimmen. Sechs Demokraten – die meisten aus Bundesstaaten, in denen Donald Trump die Wahl gewann – scherten aus den Reihen ihrer Partei aus, um grünes Licht zu signalisieren. Das war entscheidend.
Haspel ist eine Veteranin des klandestinen Geschäfts. Als sie 1985 bei der CIA begann, schickte man sie als Erstes nach Addis Abeba. Später wechselte sie nach Baku, ehe sie ins Antiterrorzentrum der CIA aufrückte. Folgt man dem, was bruchstückhaft bekannt wurde über ihr Berufsleben, fing sie am 11. September 2001 dort an, an dem Tag, in dem in New York die Zwillingstürme einstürzten. Dreizehn Monate darauf flog sie nach Thailand, um ein Gefängnis zu leiten, das es offiziell nicht geben durfte. Eine Haftanstalt mit dem Codenamen Katzenauge. Als Haspel die Verantwortung dort übernahm, wurde Abdul Rahman al-Naschiri nach Thailand verlegt, mutmaßlicher Drahtzieher eines Attentats auf das Kriegsschiff USS Cole im Hafen von Aden im Oktober 2000. Er wurde mit Waterboarding gefoltert – einer Technik, bei der der Gefangenen Wasser über das Gesicht gegossen wird, bis sie das Gefühl haben, zu ertrinken. Das geschah unter Gina Haspels unmittelbarer Aufsicht.
All das hat den Senat in Washington noch einmal aufgewühlt. Einer, der dem Votum fernbleiben musste, machte deutlich, dass er Haspel für die falsche Wahl hält. Mit Amerikas Werten sei die Berufung nicht zu vereinbaren, warnte der todkranke, vom Krebs gezeichnete John McCain, einst selber in nordvietnamesischer Kriegsgefangenschaft gefoltert. In der Ära Trump einer Frau wie Gina Haspel die CIA-Leitung anzuvertrauen, das ging vielen zu weit. Sie werde dem Präsidenten die Stirn bieten, falls er Ungesetzliches oder Unmoralisches von ihr verlange, entgegnete die Kandidatin. Frank Herrmann