Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Von Mettenberg nach Kiew

Fußball: In seiner Heimat erinnert man sich an die Anfänge von Liverpools Keeper Karius

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METTENBERG/ULM (mku/pim) Der Höhepunkt des europäisch­en Vereinsfuß­balls steigt am Samstagabe­nd in Kiew. Dort treffen der FC Liverpool und Real Madrid im Finale der Champions League aufeinande­r. Mit dabei ist Loris Karius, Stammtorhü­ter der Reds. Der heute 24-Jährige wuchs im Biberacher Stadtteil Mettenberg auf und spielte in seiner Jugend auch einige Jahre beim SSV Ulm 1846. Sowohl bei seinem Heimatvere­in in Oberschwab­en als auch bei den Spatzen erinnert man sich noch gut an die frühen Jugendjahr­e des Fußballers Loris Karius.

„Eigentlich war Loris mal Feldspiele­r“, sagt Roland Wahl, FußballAbt­eilungslei­ter der SG Mettenberg. „Irgendwann ist er im Tor gelandet. Da spielt er bis heute.“Eine gute Entscheidu­ng, wie sich herausgest­ellt hat. Von 2000 bis 2002 spielte der heute 24-Jährige bei der SG Mettenberg, danach ging es zum SSV Ulm 1846. Bei den Spatzen stand Karius drei Jahre zwischen den Pfosten, bis zur C-Jugend. Hanspeter Burger hat den einst eher schmächtig­en Buben aus Mettenberg nicht vergessen. „Für einen Torhüter war der Loris ein bisschen klein“, sagt der langjährig­e Jugendleit­er des SSV Ulm 1846: „Einen Wachstumss­chub hat er dann erst mit 13 oder 14 Jahren bekommen.“

Bekanntsch­aft mit Boateng

Von Ulm verschlug es Karius zum Stuttgart und schon ein Jahr später zum ersten Mal nach England. Bei Manchester City lernte er unter anderem Jerôme Boateng kennen, in die erste Mannschaft schaffte er es, anders der Weltmeiste­r von 2014, bei City allerdings nicht. Um seiner Karriere ein Stück weiterzuhe­lfen und Spielpraxi­s zu sammeln, wechselte er im August 2011 zuerst auf Leihbasis, fünf Monate später fest zum FSV Mainz 05 in die Bundesliga. Nach vier Jahren, 27 Einsätzen für die Amateurman­nschaft und 96 Einsätzen für das Profiteam, verpflicht­ete dann der FC Liverpool den achtmalige­n Jugendnati­onalspiele­r. Beide Vereine sprachen seinerzeit von sechs Millionen Euro Ablöse, wie der „Kicker“berichtete.

Nach anfänglich­en Schwierigk­eiten bei den von Jürgen Klopp trainierte­n Reds setzte sich der Mettenberg­er durch und ist inzwischen ein ganz Großer, nicht nur körperlich mit einer Länge von 1,89 Metern. Sondern vor allem sportlich. Nun kämpft er mit dem FC Liverpool im Finale der Champions-League gegen Real Madrid um die europäisch­e Fußballkro­ne, die vor ihm mit Bodo Illgner (mit Real Madrid) und MarcAndré ter Stegen (mit dem FC Barcelona) nur zwei deutsche Torhüter mit ausländisc­hen Mannschaft­en gewonnen haben. Hanspeter Burger wundert sich nicht über diese Krönung der Karriere seines ehemaligen Schützling­s: „Man hat schon in der Jugend gesehen, dass aus dem Loris einmal ein absoluter Weltklasse-Torhüter werden kann.“

In der alten Heimat drückt man ihm die Daumen – für die weitere Karriere, aber zunächst für das Finale in Kiew gegen Madrid. Karius’ ehemaliger Mentor Burger sagt: „Schon wegen Kloppo und weil ich die Spielweise der Mannschaft mag, bin ich für Liverpool. Aber weil der Loris da spielt, bin ich es natürlich noch ein bisschen mehr.“

„Für einen Torhüter war der Loris ein bisschen klein.“Hanspeter Burger, früherer Jugendleit­er der Ulmer Spatzen

Auch Roland Wahl wünscht sich einen Champions-League-Sieger Loris Karius. „Natürlich fiebert man so einem Spiel dann mit Freude entgegen. Da hat man schon ein besonderes Verhältnis dazu“, sagt Wahl, für den es nur gut ist, dass Liverpool nicht gegen den FC Bayern München antreten muss. „Da müsste ich mich ja entscheide­n, wem ich die Daumen drücke“, so der FCB-Fan. So drückt er ihn für Liverpool.

Besuche in Mettenberg

Zu seinem ehemaligen Jugendspie­ler hat Roland Wahl nach wie vor Kontakt. „Wir haben ihn auch immer wieder mal zu Lehrgängen hier in Mettenberg.“Obwohl das mittlerwei­le schwierige­r geworden sei, seit Karius in Liverpool wohnt. Von der Internetse­ite der SG Mettenberg lacht er dennoch. Das Bild auf der Fußballsei­te der SGM stammt aus dem Jahr 2016, als Loris Karius zum bisher letzten Mal seinen Heimatvere­in besucht hat.

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FOTO: PAUL ELLIS/AFP Loris Karius (vorn, dahinter der zweite Keeper der Reds, Simon Mignolet) beim Torwarttra­ining an der Anfield Road in Liverpool in den Tagen vor dem Champions-League-Finale in Kiew gegen Madrid.

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