Trumps neuer Botschafter will nicht diplomatisch sein
Richard Grenell sorgt in Berlin schon wieder für Ärger – weil er offen Wahlkampfhilfe in Europa betreibt
BERLIN (dpa) - Mehr als 15 Monate hatte man in Berlin auf ihn gewartet, nun sorgt er für Unmut am laufenden Band: Der neue US-Botschafter Richard Grenell stößt mit seinen Äußerungen, die konservativen Kräfte in Europa stärken zu wollen, auf Unverständnis der Bundesregierung. Diese verlangt nun von amerikanischer Seite Aufklärung darüber, wie die in diplomatischen Kreisen ungewöhnlichen Einlassungen Grenells zu verstehen seien. Ein Sprecher des Auswärtigen Amtes sagte am Montag in Berlin, Grenell habe bereits am Mittwoch bei seinem Antrittsbesuch im Auswärtigen Amt Gelegenheit, seine Äußerungen selbst einzuordnen.
Der 51-Jährige ist seit Anfang Mai US-Botschafter in Deutschland. Angeeckt ist er aber schon mehrfach. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt hatte er mit der Forderung nach einem Rückzug deutscher Unternehmen aus dem Iran für Ärger gesorgt.
Grenell war Berater mehrerer republikanischer Politiker und anschließend – von 2001 bis 2008 – Kommunikationsdirektor für vier US-Botschafter bei den UN. 2010 gründete er eine Beraterfirma, Capitol Media Partners, und trat oft beim konservativen Sender Fox News als Kommentator auf.
Nun sagte Grenell der konservativen Plattform Breitbart: „Ich denke, die Wahl Donald Trumps hat die Menschen befähigt zu sagen, dass sie es einfach nicht zulassen können, dass die politische Klasse (in Europa) vor einer Wahl entscheidet, wer diese gewinnt und wer kandidiert.“Er fügte an, er sei von einer Reihe Konservativer in Europa kontaktiert worden. „Ich möchte unbedingt andere Konservative in ganz Europa stärken.“Vertreter der im Bundestag vertretenen Parteien kritisierten Grenell scharf. Der frühere SPDChef Martin Schulz sagte, Grenell benehme sich nicht wie ein Diplomat, „sondern wie ein rechtsextremer Kolonialoffizier“. Botschafter seien Vertreter ihrer Staaten und nicht von politischen Bewegungen.
Am heutigen Dienstag trifft Grenell den konservativen österreichischen Kanzler Sebastian Kurz, den er bereits als „Rockstar“der europäischen Politik bezeichnet hat.
SPD-Kritik an Jens Spahn
Grenell platzt mit seinen Äußerungen in die angespannten transatlantischen Beziehungen. Seit 16 Monaten ist US-Präsident Trump im Amt, missachtet internationale Institutionen und Abkommen und irritiert Bündnispartner.
In der SPD wird in Bezug auf Grenell auch Kritik an Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) laut. Anlass war ein bereits länger geplantes Gespräch eines Kreises junger CDUAbgeordneter am Sonntag, an dem Spahn und Grenell teilnahmen.