Oberdorfer wird in Ruhestand versetzt
Heroldstatts Bürgermeister offiziell dienstunfähig – Neuwahl soll am 30. September sein
● HEROLDSTATT - Das Kapitel von Bürgermeister Ulrich Oberdorfer in Heroldstatt ist offiziell beendet. Am Dienstag hat das Landratsamt des Alb-Donau-Kreises ihm den Bescheid seiner vorzeitigen Versetzung in den Ruhestand zugesandt. Eine vierwöchige Widerspruchsfrist lies Oberdorfer ohne Einwendungen verstreichen. Am Sonntag, 30. September, soll in Heroldstatt die Wahl eines neuen Bürgermeisters stattfinden.
Ende eines Missverständnisses. Zum 1. Juli endet die Dienstzeit von Ulrich Oberdorfer als Bürgermeister in Heroldstatt ganz offiziell. Weil er gegen die Feststellung seiner Dienstunfähigkeit, die ärztlich bescheinigt worden war, in den vergangenen vier Wochen keinen Widerspruch eingelegt hat, ist diese nun rechtskräftig. Das Landratsamt teilt mit: „Damit ist Herr Oberdorfer ab 1. Juli 2018 nicht mehr Bürgermeister der Gemeinde Heroldstatt.“Oberdorfer ist ab Juli Pensionär – nach gerade einmal der Hälfte seiner eigentlich achtjährigen Amtszeit. Im November 2013 war er von der Mehrheit der Heroldstatter Wähler zum Nachfolger Karl Oggers gewählt worden, sein Amt trat er im Januar 2014 an.
Erleichterung herrscht bei Rudolf Weberruß. Der Versicherungskaufmann und Heroldstatter Gemeinderat hatte die Amtsgeschäfte des erkrankten Oberdorfers in den vergangenen Monaten ausgeübt. Für ihn ist es „sehr wichtig“, dass die Gemeinde mit dem Pensions-Bescheid des Landratsamtes nun Klarheit hat. Bis dato war es der Heroldstatter Verwaltung und dem Gemeinderat nämlich untersagt, Schritte in eine Heroldstatter Zukunft ohne Ulrich Oberdorfer einzuleiten.
Bürgermeister-Stellvertreter Weberruß will nun keine Zeit mehr verlieren. Schon im Juli soll die frei werdende Bürgermeisterstelle im Staatsanzeiger ausgeschrieben werden. Und unter Beachtung aller vorgeschriebenen Modalitäten soll im Herbst die Bürgermeisterwahl stattfinden. Im Auge hat Weberruß, wie er der SZ mitteilt, den Sonntag, 30. September. Der Sonntag davor, der 23. September, käme auch in Frage; an diesem Tag wird aber in Westerheim gewählt, und man wolle, so Weberruß, den Westerheimer Nachbarn hier „nicht ins Gehege kommen“.
Keine Verabschiedung
Eine offizielle Verabschiedung Oberdorfers werde es, Stand heute, so Rudolf Weberruß nicht geben. Er verweist auf die vergangenen Monate; man habe sich ja eher „nicht gütlich“getrennt. Er selbst habe in den vergangenen Wochen noch einmal Kontakt mit Ulrich Oberdorfer gehabt. Es ging um einen möglichen Einspruch, den der Justinger gegen seine Dienstunfähigkeit als Bürgermeister in Heroldstatt hätte einlegen können. Weberruß: „Ich habe ihm mitgeteilt, dass es natürlich sein gutes Recht wäre, dagegen vorzugehen. Dann wäre der Fall allerdings vor dem Verwaltungsgericht gelandet.“Und dieses, so Weberruß, habe schon durchblicken lassen, wie es den Fall entscheiden würde: nämlich zugunsten der Gemeinde Heroldstatt.
Krankgeschrieben war der 53-jährige Ulrich Oberdorfer seit Januar 2017. Auch im Jahr 2016 konnte er einige Monate seine Arbeit im Heroldstatter Rathaus krankheitsbedingt nicht ausführen. Über die Gründe war zunächst offiziell nichts bekannt; bis sich Oberdorfer im Herbst vergangenen Jahres an die Öffentlichkeit wandte.
Er beschuldigte seinen Vorgänger Karl Ogger des Mobbings; auch mit dem Gemeinderat könne er nicht mehr zusammenarbeiten. Einer seiner Vorwürfe lautete: In der Verwaltung würde unsauber gearbeitet. Er ging sogar so weit und sprach von strafbaren Handlungen innerhalb der Verwaltung. Eine daraufhin eingeleitete Prüfung des Landratsamtes ergab zwar, dass keiner der Verantwortlichen seine Dienstpflichten verletzt habe. Allerdings sei teils „eindeutig fehlerhaft“gehandelt worden. Nämlich, als die Gemeinde dem Leiter des Bauhofes Geld für Maschinen gezahlt hatte.
Damit, so das Landratsamt, sollten offenbar auch bereits Jahre zurückliegende Maschineneinsätze nachträglich pauschal entschädigt werden. Weil aber „kein konkreter Rechtsgrund“für diese Zahlung belegt werden konnte, empfahl die Kommunalaufsicht der Gemeinde „dringend“, den ausgezahlten Betrag vom Empfänger zurückzuverlangen. Der SZ teilte Rudolf Weberruß am Dienstag mit, dass dies geschehen sei.
Rudolf Weberruß selbst lässt seine weitere Zukunft als Bürgermeister-Stellvertreter und als Gemeinderat offen. Im kommenden Jahr stehen Kommunalwahlen an. Er wollte am Dienstag keine Aussage darüber treffen, ob er bei diesen Wahlen wieder antreten werde oder nicht. Für sich selbst, so Weberruß, habe er schon eine Entscheidung gefällt. Es sei aber noch nicht an der Zeit, diese mitzuteilen.