Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Teewasser mit Wunschtemp­eratur – und zwar sofort

Moderne Systeme zur dezentrale­n Aufbereitu­ng von Wasser können auch kochend heißes ohne Zeitverzög­erung liefern

-

SANKT AUGUSTIN/BERLIN (dpa) – Die Versorgung mit warmem Wasser muss nicht über die Heizung laufen. Statt dieses über weite Wege vom Keller in die Küche zu transporti­eren, können auch direkt an der Spüle Kochendger­äte oder Durchlaufe­rhitzer für Koch- und Heißwasser sorgen. Ein Überblick:

Was ist ein Kochendger­ät?

Es sieht aus wie ein normaler Wasserboil­er und erhitzt das Wasser bis zum Kochpunkt von 100 Grad. Das Plus: Das Wasser steht ohne Zeitverzög­erung zur Verfügung. Die Idee ist nicht neu, früher gab es etwa extra Geräte, die oben neben der Spüle angebracht waren. Aktuell bieten viele Hersteller Boiler mit der Zusatzfunk­tion für den Spültisch an, Armaturen wechseln auf Knopfdruck oder durch Hebelbeweg­ung auf den integriert­en Kochwasser-Ausfluss. Was bringt mir das?

Die Hersteller werben etwa mit der raschen hygienisch­en Reinigung von Babyflasch­en oder der schnellere­n Zubereitun­g von Lebensmitt­eln. „Überall, wo schnell heißes oder sogar kochendes Wasser benötigt wird, können Kochendwas­sergeräte sinnvoll sein“, ergänzt Andreas Braun vom Zentralver­band Sanitär Heizung Klima in Sankt Augustin bei Bonn. So lasse sich etwa schnell Tee zubereiten. Das Gerät kann aber auch kühleres Wasser erzeugen. Was spricht denn für diese Zwecke ● gegen den Wasserkoch­er?

Der Wasserkoch­er ist in der Anschaffun­g günstiger als die zumeist ab 100 Euro teuren Kochendger­äte, die laut Hersteller­angaben auch von Fachbetrie­ben installier­t werden müssen. Marcus Weber von der gemeinnütz­igen Beratungsg­esellschaf­t co2online hält dagegen, dass in einen Wasserkoch­er oft deutlich mehr Wasser eingefüllt und erhitzt wird, als man tatsächlic­h benötigt. Wird in einem Haushalt jeden Tag ein Liter Wasser zu viel gekocht, entstehen pro Jahr beim Wasserkoch­er Kosten von zehn Euro. Die modernen Heißwasser­automaten können Hersteller­angaben zufolge mit einer kleinen Menge Energie und einer Isolierung mehrere Liter Heißwasser bereithalt­en. Ein weiterer Vorteil gerade in kleinen Küchen kann auch die Platzerspa­rnis auf der Arbeitspla­tte sein, wo der Wasserkoch­er in der Regel steht. Und es gibt eine Zeiterspar­nis.

Was leistet ein Durchlaufe­rhitzer? ●

Durchlaufe­rhitzer sind die klassische­n Warmwasser­bereiter direkt an der Zapfstelle. Sie stellen in der Regel bis zu 65 Grad warmes Wasser bereit. „Im Gegensatz zu einer zentralen Warmwasser­versorgung über die Heizung erhitzen elektronis­che Durchlaufe­rhitzer nur die tatsächlic­h benötigte Wassermeng­e direkt am Verbrauchs­ort genau auf die gewünschte Temperatur“, erläutert Jörg Gerdes von der Initiative Wärme+ in Berlin. Dazu kommt, dass für einen Durchlaufe­rhitzer keine Warmwasser­leitungen gelegt werden müssen, die Geräte hängen direkt an der Kaltwasser­leitung.

Lohnt sich der Einbau eines ● Durchlaufe­rhitzers auch finanziell? Hierfür muss man mehrere Punkte betrachten: Zum einen stellt der Durchlaufe­rhitzer nur so viel Wasser zur Verfügung wie tatsächlic­h gebraucht wird, und auch nur dann, wenn es gerade benötigt wird. Das ist ein finanziell­er Vorteil, denn Warmwasser braucht man in Küche, aber auch im Bad nicht den ganzen Tag über: Durchschni­ttlich nutze eine Person im Haushalt warmes Wasser nur für zehn Minuten pro Tag, erklärt Gerdes.

Zum Zweiten geht bei dieser Art der dezentrale­n Warmwasser­bereitung an den einzelnen Hähnen weniger Energie verloren als über eine zentrale Versorgung über die Heizung. Gerade für Räume, die weit entfernt von der zentralen Wasserbere­itung liegen, kann sich das lohnen. „Das Wasser in den Leitungen würde auf dem Weg dorthin auskühlen“, erklärt Braun. „Dadurch entstünde ein permanente­r Wärmebedar­f, der zu einem hohen Energiever­brauch führt.“

Dagegen stehen die Stromkoste­n für den Betrieb der dezentrale­n Geräte an der Spüle: „Mit einer zentralen Anlage ist jeder erwärmte Liter Wasser in der Regel kostengüns­tiger als mit Durchlaufe­rhitzer oder Kochendwas­sergeräte“, urteilt daher Weber von co2online.

Er betont aber auch: „Ob sich Durchlaufe­rhitzer als Alternativ­e zu einer zentralen Warmwasser­bereitung rechnen, hängt im Einzelfall davon ab, wie alt und wirtschaft­lich die gebrauchte zentrale Anlage ist und mit welchen Energieträ­gern sie läuft.“Ins Gewicht fällt auch, woher der Strom kommt. Ist es Ökostrom? Hat der Besitzer eine Photovolta­ikanlage? Gerdes von der Initiative Wärme+ ergänzt für die Nutzung der Durchlaufe­rhitzer: „Aus Effizienzg­ründen empfiehlt es sich, die Temperatur auszuwähle­n, die tatsächlic­h benötigt wird, und kein kaltes Wasser zuzumische­n.“

 ?? FOTO: STIEBEL ELTRON ?? Der Heißwasser­automat für den Unterschra­nk versorgt die Spüle ohne Zeitverzög­erung mit kochend heißem Wasser.
FOTO: STIEBEL ELTRON Der Heißwasser­automat für den Unterschra­nk versorgt die Spüle ohne Zeitverzög­erung mit kochend heißem Wasser.
 ?? FOTO: CLAGE/DPA ?? Die Temperatur eines Durchlaufe­rhitzers lässt sich individuel­l einstellen.
FOTO: CLAGE/DPA Die Temperatur eines Durchlaufe­rhitzers lässt sich individuel­l einstellen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany