Konnektivität im Auto zum Nachrüsten
Apple CarPlay, Android Auto und MirrorLink lassen sich auch in älteren Fahrzeugen nutzen – Einbau birgt verschiedene Tücken
● KÖLN/BERLIN (dpa) - Es muss kein Neuwagen her, um Apple CarPlay, Android Auto oder MirrorLink ins Auto zu bekommen. Die gängigen Systeme zur Spiegelung von Handyinhalten und Apps aufs Autodisplay können nachgerüstet werden. Bei neueren Autos lässt sich die Funktion nachträglich ins bestehende Entertainmentsystem installieren.
„Bei Volkswagen zum Beispiel ist die Nachrüstung für einige Modelle ab 2016 möglich“, sagt ADAC-Sprecher Christian Buric. Und der Geschäftsführer des Automobil-Club Verkehr (ACV), Holger Küster, fügt an: „Inzwischen bietet eigentlich jeder Autohersteller Fahrzeugmodelle an, deren Systeme Apps ab Werk unterstützen.“
Mehrere Spezialanbieter
Doch auch ältere Autos müssen nicht außen vor bleiben. „Voraussetzung ist ein standardisierter Radioschacht im Fahrzeug“, sagt Küster. Meist ist ein Doppel-DIN-Schacht im Instrumententräger notwendig, damit die Geräte, die sich bei der Displaygröße an der Original-Hardware des Autoherstellers orientieren, auch passen. On-Board-Systeme für spezielle Fahrzeugtypen gibt es zum Beispiel von Kenwood, Pionier, Sony, Alpine oder Zenec.
Teils ahmen diese von den Anbietern auch Navitainer, Naviceiver oder Infotainer genannten Geräte auch das Design des Originals nach. Oft sind sie zugleich Soundsystem, Navi, Radio- und TV-Receiver und können die Steuerung von Klimaanlage oder Sitzheizung übernehmen. Der ACV rät zum Beratungsgespräch in einem Fachbetrieb. Nur so könne gewährleistet werden, dass alle Funktionen verknüpft werden.
Mehrere Adapter erforderlich
Wird zum Beispiel VWs weit verbreitetes und schon etwas in die Jahre gekommenes Flaggschiff-Navigationssystem RNS 510 durch ein Drittgerät mit erweiterter Handyfunktionalität ersetzt, müssen mehrere Adapter her: Zum Gerät kommen ein CAN-Interface, ein GPS-Adapter für die VW-Dachantenne sowie ein Modul hinzu, sodass auch die eventuell vorhandene Rückfahrkamera weiterhin genutzt werden kann. Zudem sollten Interessenten vorab sicherstellen, dass die Lenkradbedienung des Radios und weiterer Funktionen verfügbar bleibt und auch die Anzeige im Cockpit-Display nach dem Einbau noch funktioniert, um etwa Navihinweise anzuzeigen.
Nicht vergessen: Auch das Smartphone selbst muss kompatibel sein – wozu manchmal bereits ein Update auf das aktuelle Betriebssystem genügt. Apple CarPlay etwa funktioniert nach Auskunft des Herstellers grundsätzlich erst ab dem iPhone 5.
Stimmt technisch alles, kommen neue Funktionen ins Auto, die über das reine Koppeln des Handys per Bluetooth-Schnittstelle hinausgehen. Neben dem Telefonieren und der Musikwiedergabe können Messenger-Dienste wie Whatsapp oder iMessage genutzt werden. Botschaften werden vorgelesen, per Spracherkennung beantwortet, Navigation über das Smartphone wird möglich. Titel der Handy-Musiksammlung werden ebenso im Design des Handy-Betriebssystems angezeigt wie die App-Buttons von Podcasts oder den Streaming-Diensten Spotify oder SoundCloud.
Weil die Geräte von Car-Hifi-Spezialisten kommen, lässt sich der Klang über erweiterte Equalizer optimieren. Auch verfügen sie oft über Digitalradioempfang (DAB), wozu jedoch eine zusätzliche Antenne ins Auto muss. Es kann jedoch auch passieren, dass ein On-Board-Gerät einer Drittfirma die Verkehrszeichenerkennung nicht mehr unterstützt.
Den Einbau in Eigenregie zu übernehmen, ist nicht empfehlenswert – es sei denn, man verfügt über dezidierte Fachkenntnisse. „Die sichere Variante sind Vertragshändler. Aber auch Drittwerkstätten mit Spezialisierung auf Car-Hifi sind eine gute Anlaufstelle“, sagt Küster. Der ACV rät überdies davon ab, im Internet einfach das günstigste Gerät zu bestellen – zu groß sei das Risiko, dass doch noch das ein oder andere Typenkabel fehle. „Lieber einen etwas höheren Preis bei der Werkstatt bezahlen, dann ist das Gerät auf jeden Fall kompatibel.“
Günstige Software-Updates
Kompatible Geräte sind ab etwa 300 Euro erhältlich, wobei Multifunktionsgeräte inklusive aller Adapter teils an die Preise der Autohersteller heranreichen und weit über 1000 Euro kosten können. Bei den Kosten sollte man dann auch nicht vergessen, dass viele der Apps eine Internetverbindung benötigen, was einen Mobilfunkvertrag mit entsprechendem Datenvolumen und natürlich ein stabiles Netz voraussetzt. Dafür lässt sich an anderer Stelle sparen: „Die Software-Updates sind bei nachgerüsteten Geräten meist deutlich günstiger“, sagt Küster.