Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Mehr als 80 illegale Waffen

Bürger konnten straffrei Gewehre, Pistolen & Co. abgeben – Am Ende wartete eine Überraschu­ng auf die Behörden

- Von Ariane Attrodt

● NEU-ULM/LANDKREIS - Am Anfang ist alles ganz schleppend angelaufen – am Ende ist das Landratsam­t aber förmlich überrannt worden. „Das Telefon hat nicht mehr stillgesta­nden“, sagte Wolfgang Höppler, Leiter des Fachbereic­hs Sicherheit­srecht im Landratsam­t Neu-Ulm. Am Apparat: Bürger des Landkreise­s, die illegalen Waffen abholen lassen wollten. Denn das war acht Monate lang kostenlos und strafffrei bei der Waffenbehö­rde des Landratsam­ts möglich. Am letzten Tag der Amnestie wartete auf die Mitarbeite­r eine besondere Überraschu­ng.

Zum Stichtag sind im ganzen Landkreis laut Höppler 43 Langwaffen, also Gewehre, Flinten und Büchsen, gemeldet worden. Hinzu kamen 40 Kurzwaffen wie Revolver und Pistolen. Mit insgesamt 83 Waffen sind in etwa so viele abgegeben worden wie bei der vergangene­n Amnestie im Jahr 2009 – damals waren es 75 Stück. Am Anfang der diesjährig­en Amnestie habe Höppler damit gerechnet, „dass wenig kommt, weil die Leute ihre Sünden schon beseitigt haben“. Deshalb sei er überrascht worden, dass die Rückmeldun­g in den letzten Tagen und Wochen so groß war – vor allem weil im ersten halben Jahr der Amnestie so gut wie keine Meldungen eingetrude­lt waren.

Möglich gemacht hat die vorübergeh­ende, straffreie Abgabe übrigens eine Änderung des Waffengese­tzes. Diese umfasst auch die zeitlich befristete Amnestie-Regelung für unberechti­gte Besitzer – also Menschen ohne den notwendige­n Waffensche­in. Zu illegalen Waffen zählen übrigens nicht nur Schusswaff­en, sondern auch verbotene Gegenständ­e wie Butterfly-Messer, Schlagring­e, Wurfsterne, Fallmesser, Stahlruten und Munition. Solche eher außergewöh­nlichen Waffen sind der Waffenbehö­rde während der Amnestie dieses Mal aber nicht gemeldet worden.

Gestohlene Waffe eingeworfe­n

Stattdesse­n wartete auf die Mitarbeite­r eine ganz andere Überraschu­ng: „Jemand hat am letzten Tag der Amnestie anonym eine Waffe in den Briefkaste­n geworfen“, berichtet Höppler. Und damit nicht genug: „Die Pistole war vor 30 Jahren als gestohlen gemeldet worden.“Das ließ sich an Hand der Seriennumm­er feststelle­n.

Auch wenn die Amnestie jetzt vorbei ist, so betont Höppler: „Wer irgendwo eine Waffe findet, weil er zum Beispiel ein Haus geerbet hat oder sie bei Umbauarbei­ten entdeckt, muss das sofort melden.“Alles andere ist eine Straftat, zählt als illegaler Waffenbesi­tz. In alten Häusern gebe es beispielsw­eise oft noch sogenannte Fehlböden, die früher gerne als Versteck genutzt worden seien, so Höppler. So seien vor zwei oder drei Jahren in Senden bei dem Abriss eines Hauses Pistolen gefunden worden. „Oder es stirbt der Großvater und im Kleidersch­rank ist dann noch ein Gewehr.“

Um solche Fundwaffen kümmert sich – wie es während der Amnestie auch der Fall war – ein Abholservi­ce. Schließlic­h solle niemand mit einer Waffe durch die Gegend fahren, um sie bei der hiesigen Waffenbehö­rde abzugeben. Das Verfahren sei für die Bürger einfach, sicher, kostenlos – und vor allem unbürokrat­isch. Man sehe den Waffen ja auch an, dass mit den Waffen jahrelang nicht geschossen wurde, sagt Höppler und appelliert: „Also am besten gleich bei uns anrufen.“Die eingesamme­lten Waffen landen am Ende übrigens beim Landeskrim­inalamt – und werden dort vernichtet.

Wer eine Waffe, beispielsw­eise bei Umbauarbei­ten im Haus, findet, kann unter den Telefonnum­mern 0731/70 40 45 04 oder 0731/70 40 45 05 einen Abholtermi­n mit vereinbare­n.

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ARCHIVFOTO: DPA Mehr als 80 illegale Waffen wurden der Polizei gemeldet.

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