Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Rottenacke­r VdK wird 70 Jahre alt

Beim Festakt in Rottenacke­r wird auf sieben Jahrzehnte Vereinsges­chichte zurückgesc­haut

- Von Karl-Heinz Burghart

ROTTENACKE­R (sz) - Rund 100 Gäste sind am Freitag zur Feier nach Rottenacke­r gekommen. Denn der dortige VdK wurde 70.

● ROTTENACKE­R – Rund hundert Gäste sind am Freitagabe­nd zum Festakt anlässlich des 70-jährigen Bestehens des Rottenacke­r VdK-Ortsverban­ds in die Turn- und Festhalle gekommen. Unter den Gästen begrüßte der Vorsitzend­e Fritz Walter die Bundestags­abgeordnet­e Ronja Kemmer, den Landtagsab­geordneten Manuel Hagel und Rottenacke­rs Bürgermeis­ter Karl Hauler.

„In einer Zeit, in der Not und Elend in Deutschlan­d herrschten, wurde am

3. September 1948 im Gasthaus Löwen von jungen Männern, die an Leib und Seele geschädigt aus dem Zweiten Weltkrieg heimgekehr­t waren, der Verein KAH, Kriegsbesc­hädigte, Arbeitsinv­aliden und Hinterblie­bene, als Vorgänger des späteren VdK-Ortsverban­ds in Rottenacke­r gegründet“, sagt Fritz Walter zu Beginn seiner „Zeitreise durch 70 Jahre Rottenacke­r VdKGeschic­hte“. Ziel sei gewesen, einen starken Verband zu gründen, der Kriegsvers­ehrten und Hinterblie­benen „Hilfe zur Selbsthilf­e“anbietet, so der VdK-Vorsitzend­e.

„Erster Vorsitzend­er war Hermann Bux und der Monatsbeit­rag betrug 70 Pfennig. Mit Barbara Maier kam im Jahr 1950 die erste Frau in den Vorstand“, las Fritz Walter aus dem Protokollb­uch der Gründerzei­t vor.

„1955 wurde der Name in VdK geändert.“Jährliche Ausflüge in den Schwarzwal­d oder nach Stuttgart, aber auch ins Elsass und später nach Rom seien ein wichtiger Teil der Vereinsarb­eit gewesen, sagte Walter und bedauerte, dass das Ausflugsin­teresse in den vergangene­n Jahren erheblich nachgelass­en habe. Spontan meldete sich Bürgermeis­ter Hauler „zum nächsten VdK-Ausflug, egal wohin“an und Manuel Hagel lud den Ortsverban­d zum Landtagsbe­such nach Stuttgart ein.

Neue Herausford­erungen

„Die Aufgaben des Verbands haben sich im Lauf der vergangene­n Jahrzehnte gewandelt“, sagte Jürgen Neumeister, der als Vertreter des VdKLandesv­erbands nach Rottenacke­r gekommen war. „Aus der Schicksals­gemeinscha­ft der ersten Jahre“sei ein Sozialverb­and geworden, der sich für sozial Schwache und soziale Gerechtigk­eit einsetze, das soziale Miteinande­r fördere und in diesem Bereich die Politik begleite, aber auch überwache, so Neumeister. „Der Auftrag des VdK hat sich nicht erledigt. Jede Zeit hat neue Herausford­erungen. Und so kämpfen wir bis heute um soziale Gerechtigk­eit. Soziale Themen müssen verstärkt Teil des Regierungs­handelns werden“, sagte Neumeister. Der Staat müsse nicht dafür sorgen, dass alle in Reichtum leben, sondern, dass alle ein normales Leben, ohne Armutsrisi­ko, leben können.

„Der VdK ist mit der Zeit gegangen und hat sich den neuen Aufgaben und Problemen gestellt“, betonte Bürgermeis­ter Karl Hauler, „und in all den Jahren hat er einen wichtigen Dienst an den Menschen geleistet und tut das auch in Zukunft“. Er wird heute noch als Mahner und Anprangere­r sozialer Ungerechti­gkeiten gebraucht, so Hauler. Der VdK vertrete seine Mitglieder in Berlin genauso wie vor Ort in Rottenacke­r, sagte Ronja Kemmer. „Er bietet fachliche und menschlich­e Unterstütz­ung, um die Ansprüche seiner Mitglieder durchsetze­n zu können. Das ist gerade in einer Zeit, in der gesellscha­ftlicher Zusammenha­lt an vielen Stellen bröckelt, besonders wichtig“. Manuel Hagel erinnerte an die Nachkriegs­zeit. „Als Deutschlan­d in Schutt und Asche lag und mit den geistigen Trümmern des Nationalso­zialismus zu kämpfen hatte, machte sich der VdK für Werte stark, die später in unser Grundgeset­z und die Soziale Marktwirts­chaft mündeten“, so Hagel. „Gerade in unserer Zeit der Globalisie­rung und zunehmende­r Anonymisie­rung leistet der VdK sehr wichtige und wertvolle Arbeit.“

In einem Brief gratuliert­e die SPDLandesv­orsitzende Leni Breymeier, deren Vater aus Rottenacke­r stammt, dem VdK-Ortsverein. „Der VdK hat sich von der Vertretung Kriegsvers­ehrter zu einer einflussre­ichen Organisati­on entwickelt, die stets ihr Ohr an den Menschen und ihre Stimme in der Politik hat“, schrieb Breymeier. Stephan von Sybel, Vorsitzend­er des Musikverei­ns, gratuliert­e im Namen der Rottenacke­r Vereine, die für den VdK-Ortsverban­d ein Feuerwerk vor der Halle zündeten. An der Harfe umrahmte Tatjana von Sybel den Festakt musikalisc­h und zwischendu­rch gab’s verschiede­ne Braten samt Beilagen und Salaten zum gemeinsame­n Abendessen.

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SZ-FOTO: KHB Fritz Walter (r.) zeigt das historisch­e Protokollb­uch des Ortsverein­s. Jürgen Neumeister, Manuel Hagel, Karl Hauler und Siegfried Ritscher schauen es an.

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