Professorin fordert Umdenken im Umgang mit Wasser
Rita Triebskorn spricht in Untermarchtal über aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Bereich Wasserkreislauf
● UNTERMARCHTAL - Die Professorin Rita Triebskorn vom Institut für Evolution und Ökologie an der Universität Tübingen hat am Samstag im Bildungsforum des Klosters Untermarchtal über aktuelle Forschungsergebnisse aus dem Bereich Wasserkreislauf gesprochen. Den Kontakt zur Referentin hat die Künstlerin Theresia K. Moosherr hergestellt, die mit dem Vortrag ihre künstlerische Arbeit der Gestaltung von Wasserhüterinnen mit wissenschaftlichen Erkenntnissen untermauert sehen möchte.
40 Wasserhüterinnen hat Theresia K. Moosherr seit 2011 entlang der Schussen und anderen Flüssen aufgestellt, als Symbol für das Leben. Gerade arbeitet sie in Untermarchtal, wenige Meter von der Donau entfernt, an der gut fünf Meter hohen, aus einer Esche zu formenden „Miriam“, einer Frau der Freiheit.
Als Gründerin des SteinbeisTransferzentrums für Ökotoxikologie und Ökophysiologie in Rottenburg ist es für Rita Triebskorn ein Anliegen, wissenschaftliche Erkenntnisse in der Öffentlichkeit bekanntzumachen, ehe die Politik sie aufgreift und reagiert. Am Beispiel Glyphosat, das am Mikrobiom (Gesamtheit aller Mikroorganismen der Erde) Veränderungen hervorruft, könne man sehen, dass viele Jahre vergehen, ehe die Politik wissenschaftliche Erkenntnisse umsetzt, so die Referentin in der ihrem Vortrag angeschlossenen Fragestunde, die vom Publikum sehr rege genutzt wurde.
Verbraucher wünschen sich sauberes Trinkwasser ohne Keime und Chemikalien, saubere Badegewässer ohne Trübung und Chemikalien, sowie unbelastete Nahrung aus glücklicher Umgebung mit gutem Geschmack. Außerdem wünschen sie sich gesunde Ökosysteme mit Erholungswert, also ohne Müll, Plastik oder Lärm. Obwohl der Mensch eingebunden ist in den Wasserkreislauf, ist er dafür verantwortlich, dass von mehr als 142 Millionen unterschiedlicher Chemikalien rund 5000 in diesen gelangt sind, von denen etwa 2500 gefunden wurden, und nicht alle unschädlich sind, ferner Nanopartikel und Mikroplastik sowie Keime.
Durch den Klimawandel mit trockenen Sommern und Starkregen erhöhe sich die Stoff- und Keimkonzentrationen im Wasserkreislauf, sei es durch die Konzentration aufgrund niedrigen Wasserstands, sei es durch überlaufende Kläranlagen bei Starkregen. Regulation bei Herstellern und Verbrauchern, Modernisierung von Kläranlagen und der Wasserversorgung seien daher unumgänglich, um Gewässerschutz und Trinkwasserversorgung zu gewährleisten. Die vierte Reinigungsstufe auf Kläranlagen koste den Verbraucher im Jahr zehn Euro, also weniger als eine Maß Bier auf den großen Volksfesten.
Daher sollten Verbraucher einen reflektierten Umgang mit Medikamenten pflegen, empfahl Rita Triebskorn, denn was sie einnehmen, scheiden sie wieder aus, es gelangt in den Wasserkreislauf. Was entsorgt werden muss, gehöre in den Restmüll, der verbrannt werde. Ebenso sei hiernach auf die Vermeidung von Plastik zu achten. Da es für die Suche von Verantwortlichen bereits zu spät sei, müssten alle sofort handeln, wozu unter anderem auch die Einbringung des Themas in die Bildung ab dem Kindergarten gehöre, ferner Verbote problematischer Stoffe und Restriktionen bei Bewerbung von Arznei.
Geschehe dies nicht, würden Tier- und Pflanzenwelt zunehmend ärmer, bestens bereits erforscht und erkennbar bei Fischen, die den Cocktail an Stoffen aufnehmen, Nierenschäden erleiden und hierdurch aggressiv werden und früher sterben. Auch der Zusammenbruch der Geierpopulation in Indien sei beispielhaft, wo Geier mit Diclofenac belastete Rinder gefressen hatten, und massenhaft daran verendeten.
Die Politik in Baden-Württemberg sei hinsichtlich der Aufrüstung der Kläranlagen auf einem guten Wege, was die Referentin zu den Aussagen „ich trinke Leitungswasser“und „ich vertraue der Bodenseewasserversorgung“veranlasste. Generaloberin Schwester Elisabeth Halbmann unterstrich in ihrem Dankesund Schlusswort die Notwendigkeit der Achtsamkeit mit einem Vergleich der Zustände in Tansania und Äthiopien, die sie aus persönlicher Erfahrung her kennt, und als nicht erstrebenswert erachtet.