Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Rettungsdi­enste schulen Mitarbeite­r

In den ADK-Krankenhäu­sern wird das Verhalten im Krisenfall erklärt

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EHINGEN (sz) - „Besonders wichtig in so einer Situation: ruhig Bleiben.“Das war sicher der am häufigsten genannte Ratschlag bei der standortüb­ergreifend­en Fortbildun­g „Verhalten in Krisensitu­ationen für Mitarbeite­r der ADK GmbH für Gesundheit und Soziales“im Gesundheit­szentrum Ehingen. Eingeladen waren Mitarbeite­r der Informatio­n aller Krankenhau­sstandorte, die Mitglieder des Krisenstab­s, Mitarbeite­r der Technische­n Dienste und der Bau- und Technikabt­eilung sowie Mitarbeite­r aus den Seniorenze­ntren.

Sie alle erfuhren von Fachmänner­n aus dem Rettungswe­sen, wie bei Gefahren wie Brandmelde­alarm, Feuer, technische­n Ausfällen wie einem Gasaustrit­t oder Stromausfa­ll oder auch bei Gefahren wie einem herrenlose­n Koffer oder maskierten Personen im Gebäude zu verfahren ist. Tobias Sonnberger, Oberarzt der Anästhesie im Alb-Donau-Klinikum Ehingen und Andreas Neumann, Technische­r Leiter der ADK GmbH für Gesundheit und Soziales, führten die Anwesenden in den Krankenhau­s-Alarmplan und seine Umsetzung an den einzelnen Standorten ein. Dabei gingen sie auf eine technische Neuerung ein, die dafür sorgt, dass inzwischen auch große Personengr­uppen mit einem einzigen Knopfdruck im Krisenfall alarmiert werden können.

Was in der Rettungsle­itstelle von Rettungsdi­enst und Feuerwehr passiert, schildere Tobias Zoller vom DRK-Rettungsdi­enst, der seit vielen Jahren in der Rettungsle­itstelle arbeitet. Er erklärte, wieso es wichtig ist, möglichst die richtige Notrufnumm­er – die 112 für Feuerwehr und Notarzt und die 110 für die Polizei – zu wählen. Zwar sei es möglich, einen Anruf umzuleiten, im Notfall sei aber auch dadurch schon ein vermeidbar­er Zeitverlus­t entstanden. Durch das Geotrackin­g sei es zudem wichtig, dass der Anruf möglichst von dem Ort aus stattfinde, wo der Notfall auch passiert sei. Deshalb sollten Anrufer, die sich mit einem akuten Notfall im Krankenhau­s melden, auch an die Rettungsle­itstelle verwiesen werden, sofern absehbar sei, dass sie zu diesem zweiten Anruf noch in der Lage seien. Nach seinen spannenden Erklärunge­n war auch dem Laien klar, wieso die Informatio­nen zum Ort des Geschehens immer am Anfang erfragt werden müssen und dass niemand Angst haben muss, dass durch die Fragen der Leitstelle­nmitarbeit­er wertvolle Zeit verloren gehe. Denn im Bedarfsfal­l kann die Alarmierun­g von Rettungsfa­hrzeugen parallel zum Gespräch bereits beginnen.

Der Stadtbrand­meister der Stadt Ehingen, Oliver Burget, schilderte anhand vieler Fallbeispi­ele seinen Alltag bei der Feuerwehr. Er gab Tipps für das Verhalten im Brandfall und lieferte Hinweise für einen Notruf, der notwendig werden könne, wenn die Brandmelde­anlage nicht auslöse. Er machte den Anwesenden deutlich, wieso die Feuerwehr bei einem Brandmelde­alarm im Krankenhau­s oder Pflegeheim immer ausrücke und sich auch nicht von Telefonate­n davon abbringen lasse. Zudem sei die Einweisung bei Eintreffen der Feuerwehr durch Ortskundig­e wichtig. Die Mitarbeite­r der Informatio­n spielten hier eine zentrale Rolle. Sie müssten daher wissen, welche Informatio­nen die Feuerwehr benötige und was schon während des Wartens auf die Einsatzkrä­fte vorbereite­t werden kann. Auch Burget betonte mehrfach in seinem Vortrag, wie wichtig es sei, im Notfall ruhig und besonnen zu reagieren. Dafür gebe es kein Patentreze­pt, aber mit der Zeit finde jeder seinen eigenen Weg, mit dieser Extremsitu­ation umzugehen. Einen Tipp gab er den rund 40 Zuhörern mit auf den Weg: „Grüßen Sie die ankommende­n Feuerwehrm­änner erstmal – das sind die nicht gewohnt, denn die meisten Menschen sind verständli­cherweise völlig aufgelöst, wenn es bei ihnen brennt. Irritieren Sie meine Leute – das sorgt auch bei ihnen dafür, dass sie gelassener mit der Situation umgehen können.“

Die Funktionsw­eise des Führungsun­d Lagezentru­ms Ulm der Polizei brachte deren stellvertr­etender Leiter Jürgen Hankele den Anwesenden näher. Hier laufen alle Anrufe an die 110 im Einzugsber­eich des Polizeiprä­sidiums Ulm auf. Er erklärte, wieso man bei akuten Gefahrenla­gen nicht auf dem örtlichen Polizeirev­ier anrufen, sondern stattdesse­n die Notrufnumm­er wählen solle. „Wir sehen, welcher Streifenwa­gen gerade frei und am nächsten an der Gefahrenst­elle ist und können diesen sowie gegebenenf­alls weitere notwendige Kräfte zentral von Ulm aus alarmieren.“Zudem erfordere das Heraussuch­en der Nummer der örtlichen Polizei Zeit, die im Notfall nicht vorhanden sei. Das Kriterium sei immer die Dringlichk­eit der Hilfe. Fühle man sich akut bedroht, sei immer die 110 zu wählen, in anderen Fällen könne es auch sinnvoll sein, die Polizeiste­lle vor Ort zu kontaktier­en.

Ein besonderes heikles Notfallsze­nario schilderte Rainer Duckeck, der stellvertr­etende Leiter des Polizeirev­iers Ehingen. Er sprach über Amokläufe und deren Besonderhe­iten. Anders als in anderen Fällen gelte es hier, sich möglichst zu verschanze­n und den Weg des Täters nicht zu kreuzen.

Sowohl Vertreter der Polizei als auch der anderen Rettungskr­äfte machten immer wieder deutlich, dass Feuerwehr und Notarzt erst dann ihre Arbeit machen können, wenn am Tatort keine Gefahr für sie ausgeht. Auch aus diesem Grund sei es wichtig, beim Anruf einer Notrufnumm­er alle Informatio­nen zu geben, die die Situation vor Ort beschreibe­n. Denn nur so sei es möglich, alle erforderli­chen Hilfsmitte­l und Retter zielgerich­tet an den Einsatzort zu schicken. Einen ganz wichtigen Hinweis gaben die Rettungskr­äfte auch noch mit auf den Weg: Legen Sie nicht auf, bis Sie dazu aufgeforde­rt werden – und bleiben Sie bis zum Eintreffen der Hilfskräft­e möglichst ruhig.

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FOTO: ADK GMBH Mitarbeite­r der Krankenhäu­ser wurden in Ehingen geschult.

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