Im Fall Freiburg lag ein Haftbefehl vor
Debatte über Sicherheit und zwei Demonstrationen nach Gruppenvergewaltigung einer 18-Jährigen
FREIBURG (dpa) - Gegen einen der mutmaßlichen Täter im Freiburger Vergewaltigungsfall lag laut Innenministerium bereits ein Haftbefehl vor. Dieser sollte „aus polizeitaktischen Gründen“nicht sofort vollzogen werden, teilte ein Sprecher am Montag in Stuttgart mit. Dies sei nicht ungewöhnlich. Eine 18-Jährige soll nach einem Disco-Besuch in der Nacht zum 14. Oktober von mehreren Männern vergewaltigt worden sein. Tatverdächtig sind sieben Syrer und ein Deutscher. ●
FREIBURG (lsw) - Nach der mutmaßlichen Vergewaltigung einer 18-Jährigen durch mehrere Männer in Freiburg fordert Oberbürgermeister Martin Horn (parteilos) mehr Polizisten für die Stadt. Am Montagabend kamen mehr als Tausend Menschen zu zwei Demonstrationen zusammen.
„Wir brauchen zusätzliche Polizisten, die auch dauerhaft bei uns in Freiburg bleiben“, sagte Horn am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Das Polizeipräsidium Freiburg habe mehr als 100 000 Überstunden angehäuft. Deshalb könnten etwa auch die zusätzlichen Polizisten, die das Land im Rahmen der sogenannten Sicherheitspartnerschaft nach Freiburg geschickt hat, kaum im Außendienst eingesetzt werden, sondern sie seien oft mit Arbeiten im Innendienst beschäftigt, so Horn.
Strobl prüft weitere Hilfe
„Diese Sicherheitspartnerschaft muss fortgeführt, intensiviert und auch verstetigt werden“, forderte der Oberbürgermeister. Die Partnerschaft hatten die Kommune und das Land 2017 gestartet, nachdem es in und um Freiburg mehrere schwere Verbrechen gegeben hatte, unter anderem Morde an zwei Frauen in Freiburg und Endingen. Im Rahmen der Partnerschaft schickte Innenminister Thomas Strobl (CDU) 35 zusätzliche Polizisten nach Freiburg, das Programm ist jedoch befristet.
Strobl sagte der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“, die Sicherheitslage in Freiburg solle noch einmal geprüft werden. „Selbstverständlich werden wir mit der Stadt Freiburg und der Polizei vor Ort über Maßnahmen beraten, wie wir die Sicherheitslage weiter verbessern können.“Er sei persönlich mit Horn und dem Polizeipräsidium in engem Kontakt, sagte Strobl.
Kurzfristig helfen könnte das Innenministerium laut Horn beispielsweise, indem es Ermittlungsassistenzen nach Freiburg schickt. Diese könnten dann den Arbeitsrückstand im Innendienst abarbeiten und die Kollegen entlasten, die eigentlich die Präsenz in der Innenstadt erhöhen sollten.
Haftbefehl schon vor der Tat
Die 18 Jahre alte Studentin soll nach einem Disco-Besuch in der Nacht zum 14. Oktober vergewaltigt worden sein. Im Blut des Opfers wurde ein berauschendes Mittel nachgewiesen. Die junge Frau hatte nach Polizeiangaben angegeben, von einem Mann ein Getränk angenommen zu haben und später in wehrlosem Zustand missbraucht worden zu sein.
Acht Männer sitzen in Untersuchungshaft. Sieben sind Syrer im Alter von 19 bis 29 Jahren. Einer von ihnen wird nach Angaben des badenwürttembergischen Innenministeriums im Ausländerzentralregister allerdings als Iraker geführt. Er selbst habe sich als Syrer bezeichnet. Außerdem sitzt ein 25 Jahre alter Deutscher in U-Haft.
Gegen einen der Männer bestand bereits ein Haftbefehl. Dieser wurde aber nach Angaben des Innenministeriums bis zu der mutmaßlichen Gruppenvergewaltigung noch nicht vollstreckt. Ein Sprecher nannte als Grund Ermittlungstaktik der Polizei – konkreter wurde er nicht.
Die AfD hatte für den Montagabend zu einer Versammlung aufgerufen – an ihr nahmen nach Angaben eines Polizeisprechers 300 bis 500 Menschen teil. Mehrere Gruppen bilden eine Gegendemonstration, um vor einer Instrumentalisierung des Verbrechens zu warnen. Hier zählte die Polizei rund 1500 Menschen.
Polizisten hielten die beiden Gruppen auseinander. Allerdings musste der AfD-Zug über eine andere Strecke umgeleitet werden, nachdem Gegendemonstranten ihn auf der geplanten Route blockiert hatten.