Nicolas Cage auf blutigem Rachefeldzug
Der Schauspieler überrascht mit seiner Rolle im neuen Horrorfilm „Mandy“von Panos Cosmatos
Die Zeiten, in denen neue Kinofilme mit Nicolas Cage für Aufmerksamkeit sorgten, sind lang vorbei. Umso überraschender ist sein Auftritt im neuen Horrorfilm „Mandy“, in dem er überzeugt.
In den vergangenen 15 Jahren begann Oscarpreisträger Cage so ziemlich jede Rolle anzunehmen, die ihm angeboten wurde, wohl auch um finanzielle Engpässe zu überbrücken. So geriet er als Filmstar zunächst eher in den Hintergrund – bis in diesem Jahr nun „Mandy“mit großem Knall auf mehreren Festivals einschlug. Dabei hat Cage auch hier seinen berühmt-berüchtigten Hang zum übertriebenen Schauspiel nicht abgelegt, im Gegenteil. Aber das Geschehen in „Mandy“ist ein dermaßen wahnwitziger Bilderrausch, dass Cage mit seinem irren Blick, kalten Sprüchen und gelegentlichem Aufheulen hier genau richtig ist. Im Kern erzählt der kanadische Regisseur Panos Cosmatos eine klassische Rachegeschichte, die sich stark an den billigen VideothekenHits der 1980er-Jahre orientiert. Im Gegensatz zu diesen hat er aber die technischen Mittel und das Können, um seinen schrägen Trip entsprechend in Szene zu setzen. Dafür nimmt er sich zwei Stunden Zeit und teilt den Film in zwei Hälften.
In der ersten Hälfte lernen wir den Waldarbeiter Red Miller (Cage) kennen, der mit seiner Frau Mandy (Andrea Riseborough) in zufriedener Abgeschiedenheit in Shadow Mountains lebt. Allerdings findet auch der offenkundig von Charles Manson inspirierte Sektenanführer Jeremiah Sand (Linus Roache) an ihr Gefallen und will sie unbedingt an seiner Seite haben. Er bringt das Paar in seine Gewalt. Als Mandy ihn jedoch verspottet und sich weigert, lässt Jeremiah sie kurzerhand von seinen Anhängern und vor den Augen ihres Mannes bei lebendigem Leibe verbrennen. Fast wahnsinnig vor Schmerz giert Red darauf nach Rache – und lebt sie in der zweiten Filmhälfte entsprechend aus.
Nichts für schwache Nerven
Auch wenn es gelegentlichen grimmigen Humor gibt, ist „Mandy“garantiert nichts für schwache Gemüter, das Blut fließt hier in Strömen und dass bei Reds Rachefeldzug Köpfe rollen, ist durchaus wörtlich zu nehmen. Für Genre-Fans ist der Film aber sicher ein Fest, wenn sich etwa zwei Figuren mit Kettensägen duellieren oder Cage mal eben seine eigene Kampfaxt schmiedet. Dass „Mandy“aber auch beim Filmfest in Cannes lang anhaltenden stehenden Applaus erhalten hatte, ist sicherlich der überbordenden Fantasie von Regisseur Cosmatos und der daraus resultierenden Bildsprache zu verdanken. Dazu wird das Geschehen äußerst passend vom Soundtrack des im Februar überraschend verstorbenen Komponisten Jóhann Jóhannsson begleitet, der viel Heavy Metal enthält. So ergibt sich eine sehr bedrohliche Atmosphäre, die aber sicherlich besser ankommen würde, wenn der Regisseur die erste Hälfte etwas gestrafft hätte.
Ungewöhnlich war übrigens auch die Vermarktung des Films in den USA. Dort wurde der Film nämlich zeitgleich zum Kinostart bei einem Streamingdienst veröffentlicht – dennoch strömten die Fans in die Kinos. Zurecht. Denn dort entfaltet „Mandy“auch seine größte Wirkung, inmitten von Gleichgesinnten und am Besten in einer Spätvorstellung.
Mandy. Regie: Panos Cosmatos. Mit Nicolas Cage, Andrea Riseborough, Linus Roache. USA 2018. 121 Minuten. FSK ab 18.