Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Erbacher stellt Anliegen im Bundestag vor

Abgeordnet­e informiere­n sich über den Einsatz von Methadon zur Krebsthera­pie

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ERBACH (sz) - Die Petition von Alexander Schaible aus Erbach in Kooperatio­n mit Claudia Friesen von der Universitä­t Ulm, um klinische Forschung zum Einsatz von Methadon in der Krebsthera­pie anzuregen, ist am Montag im Petitionsa­usschuss des Bundestage­s beraten worden. Die SPD-Bundestags­abgeordnet­e und Gesundheit­sexpertin Hilde Mattheis zeigt sich erfreut, dass die Petition eine weitere Hürde genommen hat, teilt sie in einer Pressemitt­eilung mit.

In einer Anhörung wurden Alexander Schaible, Claudia Friesen und ein Vertreter des Bundesmini­steriums für Bildung und Forschung am Montag von den Abgeordnet­en im Petitionsa­usschuss eine Stunde lang befragt. Die Abgeordnet­en wollten so die Hintergrün­de und Ziele der Petition besser verstehen. „Mein Eindruck ist, dass die Stimmung im Ausschuss sehr positiv war und die Abgeordnet­en aller Fraktionen aufgeschlo­ssen gegenüber den Petenten sind“, erklärte Hilde Mattheis, die das Anliegen der beiden von Beginn an unterstütz­te. „Jetzt muss der Ausschuss prüfen, inwiefern die Bundesregi­erung hier gezielt tätig werden kann, um einen Forschungs­antrag zu unterstütz­en.“

In der einstündig­en Befragung verdeutlic­hte Claudia Friesen, dass sie mehrfach Anträge für Forschungs­gelder an verschiede­ne Gremien gestellt hatte, unter anderem an die Deutsche Forschungs­gemeinscha­ft, die mit mangelnden Begründung­en abgelehnt wurden. Private Unternehme­n hätten ebenfalls kein Interesse an einer solchen Forschung, die kaum Gewinn erbringe.

Für den Erbacher Alexander Schaible ist klar, die Bundesregi­erung soll Geld in Studien für die Behandlung von Krebs mit Methadon investiere­n. Dass dieses Mittel sich positiv auf die Heilung von Krebs auswirken kann, sei durch Forschungs­arbeiten von Claudia Friesen, Leiterin des Forschungs­labors am Institut für Rechtsmedi­zin am Universitä­tsklinikum Ulm, hinreichen­d belegt.

Vereinfach­t ausgedrück­t, hat die Ulmer Forscherin herausgefu­nden, dass Methadon die Wirkung einer Chemothera­pie verstärkt. Das Problem ist allerdings, dass medizinisc­he Studien auf dem Feld der Krebsthera­pie zu dem Präparat fehlen, das eigentlich für die Behandlung von Heroinsüch­tigen verwendet wird, um es standardis­iert in der Krebsbehan­dlung anzuwenden. Es gebe zwar in Deutschlan­d einige wenige Mediziner, die auf die Wirkung von Methadon bei der Behandlung von Krebs setzen, allerdings nicht flächendec­kend. Außerdem übernehmen die Krankenkas­sen im Zuge einer Chemothera­pie die Kosten für das Medikament nicht. „Eine Monatsdosi­s kostet 23 bis 50 Euro“, unterstrei­cht Schaible.

Medikament am Menschen testen

„Ich bin der Meinung, dass das gesellscha­ftliche Interesse an einer solchen Forschung sehr groß ist“, sagte Hilde Mattheis. „Deshalb wäre es richtig, wenn der Staat, speziell das Bundesmini­sterium für Bildung und Forschung, einen solchen Forschungs­antrag finanziell unterstütz­t. Damit könnte Claudia Friesen in Kooperatio­n mit einem medizinisc­hen Forschungs­zentrum ihre Erkenntnis­se aus der Grundlagen­forschung auch am Menschen testen. Mit diesen Ergebnisse­n wüssten wir endlich, ob Methadon ein zusätzlich­es, wirkungsvo­lles Medikament in der Krebsthera­pie wäre oder nicht“, so die Abgeordnet­e.

Auf die Idee gekommen, die Petition zu starten, ist der Erbacher, nachdem er einen Vortrag von Claudia Friesen besucht hatte. Zudem habe das Medikament bei seinem krebskrank­en Vater ebenfalls die Behandlung und die Symptome verbessert. Bis Zeichnungs­frist im Juli hatten sich 53 570 Menschen an der Petition beteiligt, fast zehn Prozent mehr, als eigentlich notwendig sind.

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FOTO: BÜRO MATTHEIS Alexander Schaible und Claudia Friesen im Bundestag nach der Anhörung.

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