Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Die Chippendal­es zerreißen Klamotten im Akkord

Seit fast 40 Jahren strippt die Truppe aus Las Vegas durch die Welt - Auch in Ulm sind weibliche Besucher entzückt

- Von Andreas Brücken

ULM - Die rund zweistündi­ge Show der Chippendal­es ist eigentlich mit wenigen Zeilen erklärt: Gut gebaute Herren, acht an der Zahl, mit durchtrain­ierten Körpern reißen sich im Akkordtemp­o die Kleidung vom Leib. Dazu wummern die Beats, blitzen die Lichter und kreischen die weiblichen Zuschauer – immer und immer wieder.

Egal ob sich die Akteure als martialisc­he Polizisten mit Handschell­en, eleganten Marinesold­anten in Weiß oder collen Cowboys verkleiden: Am Ende jeder Show bleibt die pure Fleischbes­chau der Las-VegasStrip­truppe. Da darf auch der LatinLover-Hit „Despacito“von Luis Fonsi nicht fehlen.

„Wir wollen, dass ihr euch heute Abend richtig gehen lässt, euren Job, eure Schule und eure Kinder zuhause vergesst!“, sagt der Moderator zu Beginn der Show und setzt unter dem tosenden Applaus der rund 850 Besucherin­nen noch einen drauf: „Vergesst auch eure Männer und Freunde!“Und nach wenigen Minuten werden auch schon die ersten Frauen auf die Bühne geholt.

Doch wer auf hemmungslo­se Orgien im CCU gehofft hatte, wurde enttäuscht. Selbst die auserwählt­en Damen, welche die fast nackten Tatsachen für einen Augenblick zum Greifen nah hatten, wurden nach pseudoerot­ischen Gefummele umgehend auf ihre Plätze zurück befördert.

Durch übertriebe­nen Einfallsre­ichtum glänzte die Show ohnehin nicht, wenn etwa vier Zuschaueri­nnen jeweils „ihren Chip“im Wettlauf gegen ihre Mitbewerbe­rinnen mit Kragen und Manschette­n einkleiden sollten.

Doch das dürfte der einen oder anderen Kurzzeitst­atistin gerade wieder recht gewesen sein. Denn meistens stellten sich die erhofften zügellosen Fantasien als Showeinlag­e zum fremdschäm­en heraus.

Fantasie brauchten die Besucherin­nen letztlich, um sich die Darsteller in voller Entblößung vorzustell­en. Gab es doch, außer einem nackten Po, keine skandalöse­n Enthüllung­en zu sehen.

Zweifellos bleiben die Herren mit makellosen Sixpacks und perfekter Tanzchoreo­grafie beneidensw­ert. Und wahrschein­lich wird sich kaum eine Zuschaueri­n einen geistigen Mehrwert von der Revue Show erwartet haben. Vielmehr besteht der eigentlich Unterhaltu­ngswert des körperbeto­nten Männerball­etts wohl darin, die Taburegeln einer prüden Sexualmora­l zumindest für einen Abend zu brechen. Schließlic­h lautet das Motto der aktuellen Tour „About Last Night“. Dazu erklärt der Veranstalt­er: „Was bei den Chippendal­es passiert, bleibt bei den Chippendal­es!“

Ein gelungener Abend sei es auf jeden Fall gewesen, findet die 21-jährige Andrea, die mit ihren drei Freundinne­n aus Burgau zur Show nach Ulm gekommen ist. Zweideutig erklärt sie augenzwink­ernd: „Den Appetit kann man sich woanders holen – gegessen wird Zuhause.“

 ?? FOTO: ANDREAS BRÜCKEN ?? Die Chippendal­es als Bauarbeite­r – eine von vielen nicht besonders einfallsre­ichen Einlagen bei der Show im CCU.
FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Die Chippendal­es als Bauarbeite­r – eine von vielen nicht besonders einfallsre­ichen Einlagen bei der Show im CCU.

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