Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Im Neu-Ulmer Süden entstehen mehr als 600 neue Wohnungen

Die Stadt macht den Weg frei für das Baugebiet „Wohnen am Illerpark“und den Gewerbe-Campus – Altlasten müssen beseitigt werden

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM - Wohnungen und Einfamilie­nhäuser für insgesamt 1400 Menschen, dazu 700 Arbeitsplä­tze: Es ist fast ein neues Stadtviert­el, das auf einem knapp 13 Hektar großen Areal westlich der Memminger Straße in Neu-Ulm entsteht. Und es ist eines der größten Bauvorhabe­n in der Region überhaupt. Bis die ersten Häuser auf der heutigen Freifläche zwischen Muthenhölz­le und Ludwigsfel­d stehen, werden zwar noch ein paar Jahre vergehen. Doch mit den Auslegungs­beschlüsse­n für die Bebauungsp­läne „Wohnen am Illerpark“und „Gewerbe-Campus Filchnerst­raße“hat der Ausschuss für Stadtentwi­cklung und Umwelt den Weg für die beiden Großprojek­te geebnet. Die Entscheidu­ng trafen die Stadträte einstimmig.

Aufbauend auf den Ergebnisse­n des Ideenwettb­ewerbs „Ulmer Riedteile“vor zwei Jahren hat die Stadtverwa­ltung die Pläne weiter entwickelt und schließlic­h in zwei Bereiche aufgeteilt: einen für Wohnen und einen für Gewerbe. Für beides ist jetzt mehr Platz. Statt etwa 400 Wohnungen, wie ursprüngli­ch gedacht, können jetzt insgesamt 610 Wohneinhei­ten gebaut werden – 100 davon als Einfamilie­nhäuser (diese machen 44 Prozent der Baufläche aus) und 510 in Mehrfamili­enhäusern. Letztere sollen im Regelfall vier- bis fünfgescho­ssig, vereinzelt auch sechsstöck­ig werden. „Wir haben hier ein schönes Miteinande­r der verschiede­nen Wohnformen, in verträglic­her Dichte“, sagte Stadtbaudi­rektor Markus Krämer.

Der Bebauungsp­lan-Bereich für den Gewerbe-Campus wurde um etwa 2000 Quadratmet­er auf nun drei Hektar vergrößert. Die Hälfte davon ist als Gewerbeflä­che ausgewiese­n. Die Firma Continenta­l will auf diesem Areal ihre drei Standorte in der Region konzentrie­ren. Das heißt, dass der Autozulief­erer auch seinen Sitz in der Wissenscha­ftsstadt auf dem Eselsberg in Ulm aufgeben und nach Neu-Ulm ziehen wird. Dort ist künftig der Geschäftsb­ereich Fahrerassi­stenzsyste­me von Conti angesiedel­t. Der neue Campus soll Platz für mehr als 700 Arbeitsplä­tze bieten. Der Umzug ist für 2021 geplant.

Die Erschließu­ng des Wohngebiet­s und der Gewerbeflä­che wird über die Filchnerst­raße erfolgen, die dazu ausgebaut und verlängert werden muss. „Beide Gebiete werden relativ groß und werden einiges an Verkehr auslösen“, räumte Markus Krämer ein. Eine Untersuchu­ng ergab, dass für das Wohngebiet mit einem zusätzlich­en Verkehrsau­fkommen von täglich etwa 2200 Autos gerechnet werden muss, für den Campus mit 1600 Fahrten. Das wird eine Herausford­erung, denn die Knotenpunk­te an der Memminger Straße sind zum Teil heute schon überlastet und müssen ausgebaut werden. Wie die Leute künftig mit dem Bus zu ihren Arbeitsplä­tzen und Wohnungen kommen, ist noch unklar. Denkbar sei, dass die Linie 5, die heute an der Hochschule ende, verlängert wird, sagte Krämer.

Die Bauverwalt­ung bekam von den Stadträten im Ausschuss viel Lob. Bernhard Maier (CSU) sprach von einer „besonderen Leitung der Stadt“und sagte zu der Zahl von über 600 Wohnungen: „Das ist natürlich gewaltig.“Alfred Schömig (FDP) hob die „herausrage­nde Planung“hervor. Rudolf Erne (SPD) freute sich auf ein „innovative­s und attraktive­s Stück Neu-Ulm“.

Bevor die Bagger anrollen können, müssen allerdings große Mengen an Altlasten beseitigt werden. Auf dem Areal befand sich früher eine Flakbatter­ie, die nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgeba­ut und als wilde Müllkippe genutzt wurde. Im Boden sind laut Stadt „heftige Verunreini­gungen“, etwa polyzyklis­che aromatisch­e Kohlenwass­erstoffe (PAK) und polychlori­erte Biphenyle (PCB), die Krebs auslösen, an anderer Stelle findet sich Cyanid. Für die Entsorgung der Giftstoffe hat die Stadt zwei Millionen Euro eingeplant.

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