Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Koalition steckt mehr Geld in Sicherheit

Union und SPD wollen trotz Mehrausgab­en an der schwarzen Null festhalten

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BERLIN (dpa) - Die Große Koalition will im kommenden Jahr deutlich mehr für Verteidigu­ng, Entwicklun­gshilfe und Soziales ausgeben – und verzichtet weiterhin auf neue Schulden. Der Bundeshaus­halt für 2019 sieht Ausgaben von 356,4 Milliarden Euro vor und damit knapp 13 Milliarden Euro mehr als in diesem Jahr. Das ergaben die abschließe­nden Beratungen des Haushaltsa­usschusses am Freitag. Der Bundestag solle den Etat nun in der Woche vom 19. bis 23. November verabschie­den. Die Opposition reagierte mit deutlicher Kritik.

Über 1400 Anträge wurden in fast 16 Stunden behandelt. Am frühen Morgen um kurz nach 5 Uhr besiegelte der Ausschuss dann Änderungen am Entwurf von Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD), den das Kabinett im Juli gebilligt hatte. Unterm Strich sanken die Ausgaben im Vergleich dazu nun sogar um 400 Millionen Euro – es gab einige Umschichtu­ngen. Im Überblick:

Verteidigu­ng:

Der Etat des Verteidigu­ngsministe­riums ● wächst 2019 stärker als vorgesehen auf 43,2 Milliarden Euro nach 38,5 Milliarden Euro in diesem Jahr. Das soll wichtige Beschaffun­gsprojekte sichern, etwa für Mehrzweckk­ampfschiff­e und UBoote. Aufgenomme­n wurde auch eine Ermächtigu­ng für den Kauf schwerer Transporth­ubschraube­r, was ein über Jahre laufendes Vorhaben ist. Ressortche­fin Ursula von der Leyen (CDU) sprach von einer „sehr guten Nachricht für die Einsatzber­eitschaft der Bundeswehr“.

Entwicklun­g:

Kräftiger als geplant ● wächst auch der Etat des Entwicklun­gsminister­iums: von 9,4 Milliarden Euro in diesem Jahr auf 10,2 Milliarden Euro 2019.

Sicherheit:

Die Sicherheit­sbehörden ● des Bundes bekommen – wie im Koalitions­vertrag vereinbart – mehr Personal. Finanziert werden im kommenden Jahr 3120 neue Stellen: davon 2100 bei der Bundespoli­zei, 475 beim Bundeskrim­inalamt und 325 beim Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik. Für geschützte Polizeifah­rzeuge in den Ländern gibt der Bund 64 Millionen Euro extra. Damit Hausbesitz­er und Mieter ihr Zuhause besser vor Einbrecher­n schützen können, wird ein Förderprog­ramm mit einem Volumen von 80 Millionen Euro fortgesetz­t.

Soziales:

Größter Einzelpost­en im ●

Haushalt bleibt der Etat für Arbeit und Soziales, der im kommenden Jahr 145,3 Milliarden Euro umfasst (2018: 139,2 Milliarden Euro). Zusätzlich­e Ausgaben vorgesehen sind nach dem Beschluss des Ausschusse­s für Hartz-IV-Sozialleis­tungen und bei der Bundesbete­iligung an Leistungen für Unterkunft und Heizung. Der Zoll, der auch Schwarzarb­eit und die Einhaltung des gesetzlich­en Mindestloh­ns stärker kontrollie­ren soll, bekommt 775 Stellen extra. Für Freiwillig­endienste sollen mehr Stellen angeboten werden.

Ministerie­n:

In den Bundesmini­sterien ● sollen im Vergleich zu diesem Jahr gut 988 Stellen zusätzlich geschaffen werden. Die Opposition kritisiert, dass eine Vielzahl davon nicht ausreichen­d begründet worden sei und wettert gegen einen „Selbstbedi­enungslade­n“der GroKo. SPDHaushal­tsexperte Johannes Kahrs betont dagegen, dass dies auch Folge gewollter Investitio­nen sei. Zum Beispiel bedinge mehr Personal bei der Bundespoli­zei auch mehr Personal in der Beschaffun­gsstelle des Bundesinne­nministeri­ums, die sich um die Ausrüstung kümmere.

Schwarze Null:

Zum sechsten Mal ● in Folge stehen keine neuen Schulden im Etat. Spielraum für Ausgabenst­eigerungen entstand dennoch, wie der Unionsexpe­rte Eckhardt Rehberg (CDU) erläuterte. So entfielen bei Zinsen Kosten von 1,3 Milliarden Euro; vorsorglic­h eingestell­te zwei Milliarden Euro zur Unterstütz­ung des Ausbaus von Ganztagssc­hulen wurden herausgeno­mmen. „Ein Armutszeug­nis“, kritisiert­e Gesine Lötzsch (Linke). Kahrs sagte dagegen, nichts sei gestrichen. Das Geld werde 2020 wieder im Etat auftauchen. Für die AfD monierte der Ausschussv­orsitzende Peter Boehringer, die trotz sprudelnde­r Steuereinn­ahmen gerade eben erreichte schwarze Null sei kein Erfolg.

Überhaupt bemängelte die Opposition die Pläne. Sven-Christian Kindler (Grüne) sprach von einem „Haushalt des Weiter-so“. Investitio­nen in bezahlbare Wohnungen, öffentlich­en Nahverkehr, schnelles Internet und gute Schulen seien deutlich zu gering. Der FDP-Experte Otto Fricke sagte: „So lange wie die Haushaltsb­eratungen gedauert haben, so enttäusche­nd waren sie.“

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FOTO: DPA Die Bundeswehr soll vom neuen Haushalt profitiere­n.

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