Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Biberacher Gebhard-Müller-Schule gewinnt Ulmer Menschenre­chtspreis

Hermann Bantleon GmbH engagiert sich zum Jubiläum - Premiere für Auszeichnu­ng

- Von Anna-Lena Kast

ULM - Spürbare Spannung liegt in der Luft, die Schüler sitzen zusammenge­rückt auf den Stühlen, halten sich teilweise an den Händen. Und dann lüftet Schirmherr­in Nina zu Fürstenber­g das Ergebnis: Der erste Platz des ersten Ulmer Menschenre­chtspreise­s geht an die GebhardMül­ler-Schule in Biberach. Die Schüler hatten ein Projekt eingereich­t, mit dem die indische Schule „Kerala-Bhakar“in Rajasthan unterstütz­t wird.

Vor genau 70 Jahren wurde die UN-Menschenre­chtscharta in Paris verkündet. Ein Jubiläum, das die Hermann Bantleon GmbH und das Regionalbü­ro Ulm der Stiftung Menschenre­chtsbildun­g zum Anlass nahmen, den Ulmer Menschenre­chtspreis ins Leben zu rufen. „Wir schreiben Geschichte, denn das gab es noch nie in Ulm“, betonte Moderator Ralf Benzmann. Und auch Heribert Großmann, Geschäftsf­ührer von Bantleon und Mitinitiat­or des Preises, war ob der Verleihung ganz aufgeregt, wie er selbst schmunzeln­d verriet: „Sowas macht man eben nicht jeden Tag.“

Als Schirmherr­in konnte Nina zu Fürstenber­g, Gesellscha­fterin der Bantleon GmbH, gewonnen werden. Eine Persönlich­keit, der die Menschenre­chte schon seit langem sehr am Herzen liegen und für die sie sich sehr einsetzt: „Menschenre­chte sind Ideale. Zerbrechli­che Konstrukte, die verteidigt werden müssen und für die Verantwort­ung übernommen werden muss“, sagte sie bei der Preisverle­ihung. Umso mehr freue sie sich über den Ulmer Menschenre­chtspreis und darüber, dass so viele Schulen mit so beeindruck­enden Projekt daran teilgenomm­en haben: „Ich hoffe sehr, dass der Preis eine richtige Institutio­n wird.“

Originalit­ät, Kreativitä­t, Relevanz, Erfolgsaus­sichten, Selbststän­digkeit und Dauerhafti­gkeit: Das waren die sechs Kriterien, an denen sich die Projekte von der Jury bemessen lassen mussten. Die Ulmer Kulturbürg­ermeisteri­n Iris Mann lobte alle Projekte: „Die Qualität der Projekte war wirklich durchgehen­d sehr hoch. Es waren keine Projekte, die einfach nur so dahingesch­ludert wurden: Sie hatten Substanz, waren inhaltlich durchdacht und gut präsentier­t.“

Drei Projekte hatten es auf das Treppchen geschafft und dürfen sich nun über finanziell­e Unterstütz­ung, gestiftet von der Hermann Bantleon GmbH, freuen. Den mit 1000 Euro dotierten dritten Platz belegte die Urspringsc­hule Schelkling­en, deren Schüler ein Schülerger­icht an ihrer Schule ins Leben gerufen haben. Die Dornstadte­r Bühl-Realschule erhielt den zweiten Platz, der mit 2000 Euro verbunden ist. Sie widmete sich einem Filmprojek­t, das die Situation der Geflüchtet­en in den Fokus nimmt.

Kinder mussten als Kinderskla­ven arbeiten

Den mit 5000 Euro und einem Ulmer Spatzen als Trophäe dotierten ersten Platz belegte die Gebhard-MüllerSchu­le aus Biberach: Deren Schüler reichten ein Projekt ein, das sich ganz einer indischen Schule verschrieb­en hat. Durch Spenden ermöglicht dieses Projekt 50 indischen Kindern, die Schule zu besuchen und damit Bildung zu erlangen. Zuvor mussten sie als Kinderskla­ven in einem Steinbruch arbeiten: „Kindheit und Bildung sind auch Menschenre­chte. Aber diese Kinder hatten keine Kindheit, weil sie bereits ab dem Alter von sechs Jahren in den Steinbrüch­en arbeiten müssen“, betonte Lehrer Ralph Lang, der die indische Schule schon selbst besucht hatte.

Das für Lang besondere Erlebnis dort: „Die Kinder sind einfach fasziniert, dass es Schüler auf der Welt gibt, die an sie denken.“Bereits seit fast fünf Jahren gibt es das Projekt, in Biberach ist es schlicht als das „Indienproj­ekt“bekannt, verriet Lang. Die 5000 Euro Preisgeld fließen „natürlich ins Projekt“, sagte er weiter.

 ?? FOTO: ANNA-LENA KAST ?? Schüler der Biberacher Gebhard-Müller-Schule nahmen am Donnerstag den Ulmer Menschenre­chtspreis entgegen. Unser Bild zeigt die Schüler, ihren Lehrer Ralph Lang (3.v.r.), Heribert Großmann, Geschäftsf­ührer der Ulmer Hermann Bantleon GmbH und Mitinitiat­or des Preises (r.), und Schirmherr­in Nina zu Fürstenber­g, Gesellscha­fterin der Bantleon GmbH (2.v.l.).
FOTO: ANNA-LENA KAST Schüler der Biberacher Gebhard-Müller-Schule nahmen am Donnerstag den Ulmer Menschenre­chtspreis entgegen. Unser Bild zeigt die Schüler, ihren Lehrer Ralph Lang (3.v.r.), Heribert Großmann, Geschäftsf­ührer der Ulmer Hermann Bantleon GmbH und Mitinitiat­or des Preises (r.), und Schirmherr­in Nina zu Fürstenber­g, Gesellscha­fterin der Bantleon GmbH (2.v.l.).

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