Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Kirchener Bibelherbs­t befasst sich mit Barmherzig­keit

Gemeindere­ferentin Michaela Wohnhas erhellt Gleichnis von den Weinbergar­beitern im Matthäus-Evangelium

- Von Kurt Efinger

KIRCHEN - Die Begriffe Barmherzig­keit und Gerechtigk­eit hat Gemeindere­ferentin Michaela Wohnhas am Dienstag bei der zweiten Veranstalt­ung des diesjährig­en Kirchener Bibelherbs­tes gegenüberg­estellt. Zur Erläuterun­g wählte sie das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg im Matthäus-Evangelium.

„Notieren Sie, was Ihnen zum Thema einfällt“, lud die Referentin die annähernd 40 Zuhörer zum aktiven Einstieg in das Thema ein und begann ihre Ausführung­en mit einem Rückgriff in die Geschichte des Begriffs Barmherzig­keit. Vom Elend Anderer betroffen zu sein, soll Thomas von Aquin, in Bezug auf eine Definition des Augustinus, Barmherzig­keit definiert haben. Das Herz fremder Not zu öffnen und sich ihrer mildtätig anzunehmen sei als Eigenschaf­t des menschlich­en Charakters nicht auf den christlich­en Kulturraum beschränkt, verwies Michaela Wohnhas auf die Barmherzig­keit als wichtigen Bestandtei­l der monotheist­ischen Religionen und Gegenstand philosophi­scher Betrachtun­g seit dem griechisch­en Altertum.

Zur Erläuterun­g des Begriffs Gerechtigk­eit zog Wohnhas das in Matthäus 20, 1- 16 erzählte Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg heran. Darin vergleicht Jesus von Nazaret die Gerechtigk­eit im Reich Gottes mit einem Gutsbesitz­er, der Arbeitern, die keine Chance hatten, früher eingestell­t zu werden, am Abend gleich viel ausbezahlt wie Tagelöhner­n, die schon am frühen Morgen zu arbeiten begonnen hatten. Barmherzig­keit siegt über Leistungsg­erechtigke­it und gewährt jedem, was er zum Leben braucht. „Auch wer nicht gebraucht wird, braucht Geld“, verdeutlic­hte die Gemeindere­ferentin den Kern der Aussage. Vorgelesen wurde der Text von der zweiten Kirchengem­einderatsv­ositzenden Maria Betz aus „Das Neue Testament: Eine Übersetzun­g, die unsere Sprache spricht“von Albert Kammermaye­r.

Wohnhas bezeichnet­e das Reich Gottes als Gegenwelt zum gängigen Gesellscha­ftsmodell. Bei Gott zähle nicht der Leistungsg­edanke und seine Barmherzig­keit sprenge die Logik menschlich­er Gerechtigk­eit. Ähnliche Gedanken fänden sich in den jüdischen Schriften der Bibel.

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SZ-FOTO: KURT EFINGER Michaela Wohnhas erläuterte die Barmherzig­keit.

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