Die Jungen überzeugen
Löws 23,9 Jahre junges umgebautes Nationalteam schlägt Russland mit 3:0
LEIPZIG (dpa) - Endlich wieder Spaß und viele Tore! Die neue junge TurboGeneration bringt den Erneuerungsprozess von Joachim Löw in Schwung. Nach dem erfrischenden 3:0 (3:0) gegen den schwachen WM-Gastgeber Russland hofft die deutsche FußballNationalmannschaft auf eine Fortsetzung des Aufwärtstrends im Abstiegsendspiel in der Nations League am Montag gegen Holland. Leroy Sané (8.) und Niklas Süle (25.) mit ihren Premierentoren im DFB-Trikot sowie Serge Gnabry (40.) erzielten am Donnerstagabend die Treffer für die verjüngte Auswahl von Bundestrainer Löw, die mit Tempo und Elan die nur 35 288 Zuschauern in Leipzig erfreute.
Erstmals im verkorksten WM-Jahr erzielte die Nationalmannschaft mehr als zwei Tore in einem Spiel und feierte den höchsten Sieg seit dem 5:1 gegen Aserbaidschan vor 13 Monaten. Löw machte mit dem Umbau diesmal ernst und bot in Manuel Neuer (32) und den in der zweiten Halbzeit am Knöchel verletzten Jonas Hector (28) nur zwei Spieler auf, die älter als 25 Jahre sind. Im Schnitt war das Team 23,9 Jahre alt – das jüngste seit dem Confed-CupHalbfinale im Sommer 2017. 2014erWeltmeister Mats Hummels saß nur auf der Bank, Kollege Thomas Müller musste bis zur 72. Minute auf sein 99. Länderspiel warten.
„Ich bin sehr zufrieden. Die erste Halbzeit war ein Top-Spiel von uns. In der zweiten Halbzeit waren wir ein bisschen zu passsiv in den Zweikämpfen, da hätten wir eine Schippe drauflegen können“, sagte Torschütze Gnabry: „Für uns auf dem Platz ist es egal, wie alt man ist.“
Die junge Auswahl machte es richtig gut. Immer wieder gelang es dem DFB-Team, mit vertikalen Bällen schnell in die Spitze zu kommen. Dort sorgte der schon beim 1:2 gegen Weltmeister Frankreich so erfrischende Turbo-Sturm mit Sané, Gnabry und Timo Werner für viel Schwung und brachte die überforderte russische Abwehr immer wieder in die Bredouille.
So war der Auftritt ein kleiner Schritt, um die Fans wieder zu versöhnen. Die bekamen allerdings auch einen schwachen WM-Viertelfinalisten zu Gesicht, der bei Weitem nicht das Niveau von der Heim-WM im Sommer hatte.
Schon die erste Chance führte zum Tor. Nach Zuspiel von Gnabry erzielte Sané seinen ersten Treffer im 16. Länderspiel. Eingeleitet hatte das Tor der starke Thilo Kehrer mit einem Steilpass. Der Pariser gehörte auf der rechten Seite zu den auffälligsten Akteuren im deutschen Team. Aber auch der 19 Jahre alte Leverkusener Kai Havertz, der aufgrund des Fehlens von Toni Kroos (Pause), Julian Draxler (Trauerfall in der Familie) oder auch Marco Reus (Fußprellung) erstmals von Beginn an ran durfte, nutzte seine Chance. Dass seine gute Flanke Mitte der Halbzeit nicht zum Tor führte, lag am unpräzisen Kopfball von Sané (23.).
Den überfälligen Treffer holte Süle nach. Nach einer Kopfball-Vorlage von Antonio Rüdiger im Zuge einer Ecke konnte der Münchner locker einschieben. Auch für den Abwehrchef war es das erste Länderspiel-Tor. In der Rückwärtsbewegung wurde Süle dagegen weniger gefordert.
Starker Gnabry
Ein Freistoß des Ex-Bundesligaprofis Konstantin Rausch über das Tor war noch die auffälligste Aktion (17.). Rausch gehörte wie auch der ebenfalls eingebürgerte Roman Neustädter der russischen Startelf an, nachdem sie die Heim-WM noch verpasst hatten.
Für klare Verhältnisse sorgte Gnabry kurz vor der Pause, als er nach Steilpass von Havertz traf. Für den Münchner, der erstmals seit seinem Hattrick beim Debüt vor zwei Jahren gegen San Marino wieder traf, war es die Belohnung für einen guten Auftritt. In der Sturmzentrale hatte Gnabry einen großen Aktionsradius, während Werner an seiner Seite beim Heimspiel eher unglücklich agierte.
Dieser Auftritt konnte Russlands Coach Stanislaw Tschertschessow, der einst Torhüter unter Löw beim FC Tirol war, nicht gefallen haben. Nach der Pause wurde es bei der Sbornaja, die in der Nations League vor dem Aufstieg in die A-Gruppe steht, etwas besser. Alexei Ionow hatte gar gleich eine Riesenchance zum ersten Tor (48.).
Auf deutscher Seite ging es nicht mehr so schwungvoll weiter, was auch an den vielen Wechseln lag. Unfreiwillig musste Hector runter. Der Kölner wurde von Aleksander Jerochin schwer gefoult und musste gestützt von den Betreuern in die Kabine.