Streitbarer
Jan Gorkow hat einen massigen Körper, eine große Klappe und ein Herz, das eindeutig links schlägt. Als Sänger der Punkband „Feine Sahne Fischfilet“singt er gegen Nazis und Rassisten und gegen Alltagsfrust und Perspektivlosigkeit in Mecklenburg-Vorpommern an. Nach den fremdenfeindlichen Ausschreitungen in Chemnitz war seine Band Teil des „Wir sind mehr“-Festivals.
Der musikalische Kampf gegen rechts fordert seinen Tribut. Am Donnerstagabend musste ein Konzert von „Feine Sahne Fischfilet“wegen einer Bombendrohung unterbrochen werden. Laut Polizei ging eine telefonische Drohung gegen das Konzert im Chemnitzer Alternativen Jugendzentrum ein. Nach einer Überprüfung konnte es fortgesetzt werden – anders als in Dessau vor wenigen Wochen. Das Bauhaus sagte ein Konzert aus Furcht vor rechtsextremen Protesten ab. Auf ein Konzert am Freitagabend im Ulmer Roxy war die Polizei nach eigenen Angaben „gut vorbereitet“– Hinweise auf Störungen habe es aber nicht gegeben. Einzig der AfD-Kreisververband Ulm/AlbDonau hatte gefordert, das Konzert zu verbieten.
Gorkow und seine fünf Freunde wissen also, wovon sie singen. Sie sind im kleinen Ort Jarmen aufgewachsen, haben als Teenies selbst rechte Bands gehört oder „Landser“-Hefte gelesen, bis ihnen aufging, dass man sich „gerade machen muss“gegen rechts. Deshalb ist „Monchi“, wie Gorkow genannt wird, nicht gegangen, sondern in Mecklenburg-Vorpommern geblieben. Er will die Heimat nicht „den Faschos“überlassen.
„Monchi“ist charismatisch wie streitbar. Der 31-Jährige hat einiges hinter sich, auch eine Zeit als gewaltbereiter Ultra von Hansa Rostock. Dass er in seinen Texten kein Blatt vor den Mund nimmt, ist im Punk üblich, auch das Misstrauen gegen den Staat. Dem Landesverfassungsschutz in Mecklenburg-Vorpommern gingen bestimmte Texte der Band allerdings zu weit. In einem Song heißt es: "Die Bullenhelme – sie sollen fliegen. Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein." Die Band wurde als „linksextremistisch“eingestuft und bis 2015 beobachtet. (KNA/epd/sz)