Gänstorbrücke besteht Belastungstest
NEU-ULM/ULM (mru) - Autos können auch künftig über die marode Gänstorbrücke fahren: Das ist das vorläufige Ergebnis des nächtlichen Belastungstests vom Wochenende. „Bislang alles wie erwartet“, sagte Gerhard Fraidel, Leiter der Abteilung Verkehrsinfrastruktur bei der Stadt Ulm, bei der gemeinsamen Sitzung des Neu-Ulmer Stadtrats und des Ulmer Gemeinderats im Edwin-ScharffHaus. Mit einer kleinen Einschränkung: Eines der Spannglieder in der Brücke müsse noch mal gesondert überprüft werden. Die genaue Auswertung des Belastungstests, bei dem drei 36 bis 48 Tonnen schwere Kräne mehrfach über die Brücke fuhren und Vollbremsungen hinlegten, wird erst bis Ende des Jahres erwartet. Es sieht aber bereits jetzt danach aus, als würde die Brücke so lange halten, bis sie durch einen Neubau ersetzt wird – was noch mehrere Jahre dauern wird.
Es seien nun weitere Untersuchungen vorgesehen, sagte Fraidel, der den Stadträten den Zustand der Brücke anhand von Makkaroni erklärte. Die Fachleute wollen herausfinden, ob die Brücke an bestimmten Stellen verstärkt werden kann. Und die Verkehrsführung wird noch mal überprüft – auf welchen Spuren müssen die Autos fahren, um die Belastung möglichst gering zu halten? Erik Wischmann (FDP) aus Ulm wollte wissen, wie groß das Risiko ist, dass die Brücke in die Donau stürzt, wenn mehrere Spannglieder hintereinander reißen. Fraidel beruhigte: Es werde „kein schlagartiges Versagen der Brücke“geben. Die Monitoring-Anlage, mit der das Bauwerk jetzt minutiös überwacht wird, schlage sofort Alarm, wenn ein Spannglied kaputt sei. Die Brücke würde dann nicht brechen, sondern durchhängen. Die Fachleute wären in jedem Fall vorgewarnt. Falls die Belastung auf der Brücke zu hoch sei, schalte die Monitoring-Ampel auf Rot, damit keine Autos mehr drüber fahren. Auf die Frage von Thomas Kienle (CDU) nach einem Plan B, falls Gänstorbrücke und Adenauerbrücke ausfallen, sagte Oberbürgermeister Gunter Czisch (CDU): „Bitte keine Horror-Szenarien an die Wand malen.“
Die beiden Städte Ulm und NeuUlm unterzeichnen nun eine Planungsvereinbarung für den Neubau einer Brücke über die Donau. Das haben sowohl der Ulmer Gemeinderat als auch der Neu-Ulmer Stadtrat in der Sondersitzung einstimmig beschlossen. Die Kosten werden vorläufig auf 20 Millionen Euro beziffert. Der Weg ist noch weit: Als nächstes werde ein Fachbüro für das mehrstufige Vergabeverfahren beauftragt, erläuterte Hauptabteilungsleiter Michael Jung von der Stadt Ulm. Geplant ist ein europaweiter Wettbewerb. Wenn alles glattgeht, könnte die neue Brücke im Jahr 2024 fertig sein. Das ist allerdings noch ein sehr grober Zeitplan. Zunächst soll nur eine Hälfte der Gänstorbrücke abgerissen werden, während parallel mit dem Neubau begonnen wird – sodass immer zwei Spuren befahrbar sind, bis alles fertig ist. Wann der Abriss beginnt, könne man noch nicht sagen, antwortete Oberbürgermeister Gerold Noerenberg (CSU) auf Nachfrage von KarlMartin Wöhner (SPD). Erste Wunschvorstellungen von der neuen Brücke wurden dennoch bereits geäußert: Schön soll sie werden, viel Platz auch für Radfahrer bieten und möglichst so gebaut werden, dass irgendwann mal eine Straßenbahn drüber fahren kann. Martin Rivoir (SPD) regte eine Diskussion über den Bau einer vierten Donaubrücke an, um den Verkehr in der Doppelstadt zu entzerren. Andere Räte äußerten sich skeptisch.