Das erste Spiel ist gleich das wichtigste
Wieso verlieren für den VfB Friedrichshafen in der Champions League verboten ist
● FRIEDRICHSHAFEN - Eigentlich versuchen Profisportler, den Blick zurück zu vermeiden. Im Profisport ist das, was kommen wird, fast noch wichtiger als das, was ist. Und wer zu sehr in der Vergangenheit lebt, droht, den Ehrgeiz für das Kommende zu verlieren. Doch wer eben mit das Größte erreicht hat, was sein Sport ihm geben kann und aus dem Vergangenen zudem Lehren für die Zukunft ziehen kann, der darf schon einmal eine Ausnahme machen. „Wenn ich in diesem Sommer eines gelernt habe“, sagt Vital Heynen, der im Sommer völlig überraschend Polen zum Volleyball-Welktmeister trainier hat, „dann, dass es grundsätzlich immer möglich ist, alles zu gewinnen.“
In Hinblick auf die unmittelbare Zukunft ist die Sache nämlich die: Der VfB Friedrichshafen, die eigentliche Mannschaft von Vital Heynen, startet am heutigen Dienstag (20 Uhr/laola1.tv) mit einem Heimspiel gegen den slowenischen Meister ACH Volley Ljubljana in die Champions-League-Saison. „Aber eigentlich“, beteuert Heynen, „sind wir noch gar nicht bereit für die Champions League“.
Das liegt auch an ihm. Weil Heynen mal eben Weltmeister werden musste, ist er erst zwei Tage vor dem Start in die Bundesligasaison zu seiner zwar nicht komplett, aber doch zu einem guten Drittel neugestalteten Vereinsmannschaft gestoßen. Von den bisher sechs absolvierten Partien in der Bundesliga verlor der Vizemeister vom Bodensee zwar nur eine – und das zwar verdient, aber nicht chancenlos mit 2:3 gegen den Meister und Erzrivalen Berlin – und liegt momentan auf Platz zwei, doch problemlos verlief eigentlich kein Spiel. „Wir haben mal gut gespielt und mal nicht“, so Heynen, es fehlt noch die Konstanz.
Wie das eben so ist, wenn man die Vorbeitung auf die Spielzeit mitten in der Saison absolviert. Dazu kommt: Der VfB hat zwar durchaus Dinge verbessert – die vermehrt trainierten Aufschläge sind etwa deutlich stärker geworden und führen zu mehr Punkten als früher – jedoch „sind wir in anderen Bereichen momentan noch schlechter als zuletzt“, so Heynen. Der Mittelblock und die Annahme, letzte Saison noch die Prunkstücke der Häfler, verbreiten bei den Gegnern noch keine Angst. „Jeden Tag tauchen momentan neue Baustellen auf “, sagt der Trainer. Seine Mannschaft müsse verstehen, „dass wir noch viele Dinge ändern müssen, um auf dem Level von letztem Jahr anzukommen.“
„Letzte Saison 30 Prozent weiter“
Um „30 Prozent“sei seine Mannschaft in der vergangenen Saison zu diesem Zeitpunkt weiter gewesen, schätzt der Coach. „Letzte Saison waren wir bereit für die Champions League.“
Jetzt müssen die Häfler aber sofort liefern. „Wenn wir ins Viertelfinale kommen wollen, ist eine Niederlage gegen Ljubljana eigentlich verboten“, so Heynen. Der erste Gegner in der Gruppe C, in der sonst noch der französische Meister Chaumant und Zenit St. Petersburg aus Russland spielen, dürfte nämlich der schwächste sein. „Wenn wir zu Hause gegen Ljubljana nicht gewinnen können, wird es ganz schwer.“Vor allem Zenit St. Petersburg „ist mindestens eine Nummer größer als wir.“Gestern gewann St. Petersburg dann übrigens nur knapp mit gegen Chaumont.