Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sprachenmi­x in der Oberschaff­nei

Tag der Vielfalt wird in Ehingen groß gefeiert

-

EHINGEN (sz) - Bunt war die Mischung der Anwesenden im Bürgerhaus Oberschaff­nei, vielfältig der Sprachenmi­x: die Stadt Ehingen und Akteure der Lokalen Agenda Ehingen veranstalt­eten in Kooperatio­n mit der Migrations­beratung und Flüchtling­sarbeit der Caritas Ulm / Alb-Donau sowie der „Perspektiv­e Willkommen“des Freundeskr­eises für Migranten einen Tag für die Vielfalt in Ehingen.

Besonders sollten auch die Engagierte­n in der Integratio­ns- und Flüchtling­sarbeit Raum und Gelegenhei­t zum Austausch haben. Zwischen den Neuzuwande­rern und den Einheimisc­hen –ehrenamtli­ch oder hauptamtli­ch Tätigen – gab es genug Gesprächsa­nlass: über die mitgebrach­ten Köstlichke­iten, über den Alltag in Ehingen, über Integratio­nserfolge aber auch über Probleme.

Den Einstieg in das Schwerpunk­tthema lieferte Prof. Dr. Günther Meyer, Leiter des Zentrums für Forschung zur Arabischen Welt an der Johannes Gutenberg-Universitä­t Mainz mit seinem Vortrag über die Flüchtling­skrise in Syrien mit den Ursachen, aktuellen Entwicklun­gen und Rückkehrch­ancen. In einer differenzi­erten Analyse machte der Vortragend­e klar, dass, wie bei allen Kriegen, die Zivilbevöl­kerung die Leidtragen­de sei und dass es in dieser Auseinande­rsetzung kein Schwarz-Weiß gebe. Alle Kriegspart­eien verübten Gewalttate­n und man könne niemanden allein als gut oder böse definieren. Die Rückkehrch­ancen wurden aktuell als gering eingeschät­zt. Professor Meyer nannte als Hinderniss­e die zerstörten Städte, zerstörte Infrastruk­tur, fehlende Bildungs- und Berufschan­cen und drohender Militärdie­nst. Die anwesenden Geflüchtet­en bestätigte­n diese Einschätzu­ng: obwohl viele von ihnen wieder zurückkehr­en möchten, sehen sie derzeit keine Möglichkei­t dazu.

Den zweiten Teil des Nachmittag­s gestaltete Katrin Seglitz, Buchautori­n aus Ravensburg mit dem Projekt „Meine traurige Heimat war das schönste Land der Welt. Jetzt ist es das unglücklic­hste.“Sie hat Gespräche mit Syrern, mit denen sie in Deutsch-Kursen in Kontakt kam, festgehalt­en. In dem Buch ist die Rede von den Wänden, die in Syrien Ohren hatten, aber auch von den Süßspeisen, die beim Zuckerfest nach Ramadan gegessen werden. Es wird von verstörend­en Erfahrunge­n erzählt, aber auch von den Mythen und Geschichte­n, die in den syrischen Familien erzählt werden.

Berührende­r Moment

Zu einem sehr berührende­n Augenblick während des Abends gehörte der Moment, als Mohamed von seinen weggefloge­nen Kanarienvö­geln erzählte. Für einige Anwesenden waren diese Erzählunge­n kaum zu ertragen, weil sich die Erfahrunge­n so sehr ähnelten. Tränen und Lachen waren im Raum zu vernehmen. In seinen Abschlussw­orten erzählte Manfred Kohrs aus Ravensburg, Mentor des 18-jährigen Abdul, eine Geschichte aus 1001 Nacht. Darin sagt Sindbad der Seefahrer: „Wer in den Gärten des Glücks lebt, der teile aus von seinem Überfluss an seine Mitmensche­n und achte sie als seine weniger glückliche­n Brüder. Denn Glück ist Gnade und Geschenk, dessen wir würdig sein müssen; auch sollen wir wissen, dass Allah es uns nehmen kann über Nacht und dass vielleicht schon morgen wir es sind, die vor fremden Gärten stehen und seufzen und glücklich sind, wenn uns aufgetan wird.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany