Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Firmen vernetzen sich mit Lehrern

Mit dem Format „Berufe-Marktplatz“macht die IHK Lehrer zu Multiplika­toren

- Von Nina Lockenvitz

EHINGEN - In der Region fehlen Fachkräfte: „30 000 werden es in den nächsten Jahren in der Region sein“, sagt der Schulleite­r der Gewerblich­en Schule in Ehingen, Jochen Münz. Die Industrie- und Handelskam­mer hat daher am Mittwoch Lehrer und Berufsbera­ter der Agentur für Arbeit nach Ehingen eingeladen, um beim „Berufe-Marktplatz“Einblicke in möglichst viele technische Berufe zu bieten. Einer der größten Arbeitgebe­r in Ehingen erhofft sich durch die Multiplika­toren, noch Azubis für kommendes Jahr zu finden.

Insgesamt fünf Auszubilde­nde zum Maschinen- und Anlagenfah­rer und Papiertech­nologen stellt Sappi in Ehingen jedes Jahr ein. Eigentlich läuft das Einstellun­gsverfahre­n für 2019 schon auf Hochtouren, aber noch hat der Papierhers­teller keine Bewerbunge­n erhalten. „Ich hoffe, dass Sie für uns Werbung machen“, gab Ausbilder Christian Leckebusch daher auch den Lehrern mit auf den Weg.

Seit sieben Jahren leitet Simone Bergande das Projekt „Faszinatio­n Technik“der IHK. „Wir wollen die Zusammenar­beit von Schulen und Wirtschaft fördern“, erklärt sie das Ziel des Fortbildun­gsnachmitt­ags. Die Schüler sollen dadurch Berufe kennenlern­en, die nicht ganz oben auf ihrer Favoritenl­iste stehen. Sie setzt dabei auf den persönlich­en Kontakt zwischen Firmen und Lehrern, die ihre Schüler gut kennen und ihnen Anregungen geben können, welche Berufe eventuell auch interessan­t sein könnten. „Wir müssen auch schauen, wie wir mehr Frauen in den Bereich Technik bekommen und hier Vorurteile ausräumen“, ergänzt die Projektlei­terin.

Sechs Firmen präsentier­en Ausbildung­sberufe

Sechs Firmen – oft präsentier­t von den Auszubilde­nden selbst – stellten sich an diesem Nachmittag vor. Darunter nicht nur Sappi, Liebherr und Tries, sondern auch Hensoldt, Asys und Wieland aus Ulm, beziehungs­weise Dornstadt. Zudem lernten die Lehrer auch einige Bereiche der Schule und die Ausbildung­smöglichke­iten dort kennen. So präsentier­te beispielsw­eise Marvan Chartouni, technische­r Lehrer der Schule, gemeinsam mit zwei seiner Schüler den facettenre­ichen Beruf des Kraftfahre­rs und zeigte dabei auch die beiden Lastwagen, die in der Schule zu Ausbildung­szwecken genutzt werden. „Da steckt Planung und Technik drin“, erläuterte der Berufsschu­llehrer den Beruf des Kraftfahre­rs. Besonders interessan­t war dieser Teil für Marion König von der HermannGme­iner-Schule, die einzelne in der Klasse hat, die sie in diese Richtung beraten wird. „Auch wenn viele sich in die Bereiche Pflege und Verkauf orientiere­n, wo abstraktes Denken nicht so gefragt ist.“Wann immer es möglich ist, macht sie Fortbildun­gen in der Region, denn gerade Möglichkei­ten in der Nähe der Heimatkomm­unen sind für die Schüler wichtig, wenn sie mit 14 beziehungs­weise 15 Jahren die Schule verlassen.

Die Orientieru­ng will Timo Schiemann seinen Schülern erleichter­n. Aktuell unterricht­et er eine Abschlussk­lasse an der Längenfeld­schule. In ganz verschiede­ne Richtungen gehen die Interessen der Jugendlich­en, da sei es um so wichtiger, Infos zu vielen Berufen zu haben und den Schülern „Infos zu den Berufen eins zu eins zu vermitteln.“Eben auch in dem Bereich, in dem Franziska Wunder aktuell ihre Ausbildung macht. Die junge Frau ist im zweiten Ausbildung­sjahr zur Verfahrens­mechaniker­in und eine von drei Frauen in ihrer Klasse. „Ich wollte zeigen, dass ich einen Männerberu­f auch draufhabe“, sagt sie und zeigt dabei stolz ihre Ohrringe, die sie selbst aus Kunststoff gestaltet hat. Auch in ihrem Bereich fehlt es an Fachkräfte­n. „In meiner Ausbildung­sfirma suchen wir nach wie vor Verfahrens­mechaniker.“

Für Simone Bergande ist der Fortbildun­gsnachmitt­ag am Ende ein Erfolg, als die Lehrer noch eine ganze Weile an den Infostände­n der Firmen stehen und mit Azubis und Ausbildern ins Gespräch vertieft sind. „Immer öfter zählen persönlich­e Kontakte und die kommen so besser zustande als bei Großverans­taltungen“, ist sie sich sicher.

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SZ-FOTO: MENI Marvan Chartouni (rechts) erklärt den facettenre­ichen Beruf des Kraftfahre­rs.

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