Baufällige Erbacher Brücke soll zweites Leben bekommen
Künftig könnten Radfahrer und Fußgänger das Bauwerk nutzen – Denkmalschutz lässt Kosten deutlich anwachsen
ERBACH (somm/kou) - Die Brücke über die Donau in der Laupheimer Straße in Erbach steht seit 130 Jahren – das ist dem Bauwerk mittlerweile auch anzumerken. Der Belag bröckelt, auch die Schicht darunter ist rissig. Doch gerade weil sie so alt ist, steht sie seit drei Jahren auf der Liste der Kulturdenkmäler in Baden-Württemberg und ist daher geschützt. Das Problem: Für motorisierten Verkehr ist sie gesperrt. Nun soll ein Sanierungskonzept erstellt werden, das lediglich eine Nutzung als Fuß- und Radweg vorsieht. Das geht aus der jüngsten Sitzung des Technischen Ausschusses des Gemeinderats Erbach hervor.
Aktuell ist die Brücke fast sechs Meter breit, die spätere Nutzungsbreite soll drei Meter betragen. Die Balkenträgerkonstruktion steht auf eisernen Stützen und wurde erstmals 1949 instand gesetzt. „Die Statik ist nicht gefährdet“, erklärt die Bauamtsleiterin Sandra Dolderer. Für das neue Ziel, die Brücke als Verbindung für Fußgänger und Radfahrer zu nutzen, hat die Stadt ein Ingenieurbüro beauftragt, ein Sanierungskonzept zu erstellen.
Schon jetzt sei absehbar, dass die Kosten „deutlich höher ausfallen“als es eine Machbarkeitsstudie im Jahr 2012 ergab. „Damals stand die Brücke aber auch noch nicht unter Denkmalschutz“, betont Sandra Dolderer. Die geschätzten Kosten vor sechs Jahren beliefen sich auf rund 850 000 Euro. Nun müsse man sich auf einen Betrag über einer Million Euro einstellen, sagt die Bauamtsleiterin.
Betroffen von der Sperrung der Brücke ist seit Langem besonders der landwirtschaftliche Verkehr. Bauern haben sich mit der Situation arrangieren und sich alternative Wege suchen müssen. Rat Constantin von Ulm-Erbach beklagte den Umweg über Donaurieden. Die Wegstrecke verlängerte sich in diesem Bereich in den schätzungsweise vergangenen 20 Jahren von jeweils insgesamt 600 Meter auf vier Kilometer, sagte er.
Es ärgere ihn nun, „die Stadt damals nicht auf Umwegeentschädigung verklagt zu haben“. Es wäre damals nämlich die Zusage gemacht worden, die Brücke für den landwirtschaftlichen Verkehr wieder zu öffnen, erinnerte sich das Ausschussmitglied und gab zudem zu bedenken, dass eine baugleiche Brücke in Donaurieden bereits verstärkt worden sei. Auch diese stelle die einzige Zufahrt dar. Sandra Dolderer bestätigt auf Nachfrage: „Diese besagte Brücke wurde tatsächlich zur gleichen Zeit auf gleiche Art gebaut und wurde verschiedene Male repariert.“
Dass die Erbacher Donaubrücke ein zweites Leben bekommen soll, verdankt sie einem Förderprogramm des Landes. Die Verwaltung hat im April einen Zuwendungsantrag auf Grundlage der Machbarkeitsstudie gestellt und diesen im Juni bestätigt bekommen. Das bedeutet, dass bis zur Hälfte der Kosten vom Land übernommen werden, den Rest aber hat die Stadt zu zahlen. Derzeit wird ein detailliertes Schadensbild aufgenommen, auf dessen Grundlage geklärt werden kann, welche Brückenbauteile unter DenkmalschutzAspekten in Originalabmessung zu erhalten sind und wie mit fehlenden oder abgängigen Brückenbauteilen umzugehen ist. Um das Sanierungskonzept zu entwickeln, ist es aus Sicht des Rates dringend notwendig, die spätere Nutzung festzulegen. Da sind sich die Räte geschlossen einig. Die Brücke so herzurichten, dass Fußgänger und Radfahrer sie nutzen können, erscheint ihnen als beste Variante. Alternativen würden die Kosten nur unnötigerweise in die Höhe schießen.