Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Grünen-Antrag zum Bleiberech­t scheitert

Verwaltung­ssausschus­s sieht Forderung bereits erfüllt

- Von Ludger Möllers

ULM - Die grüne Fraktion im Kreistag des Alb-Donau-Kreises will, dass integriert­e Menschen mit Migrations­hintergrun­d, aber ohne dauerhafte­s Bleiberech­t, in Deutschlan­d bleiben dürfen. Die Mehrheit im Verwaltung­ssausschus­s des Kreistages am Mittwoch einen entspreche­nden Antrag abgelehnt: Der Landkreist­ag hatte bereits im August gefordert, einen „Spurwechse­l“über eine Stichtagsr­egelung zu ermögliche­n. Man wolle nichts fordern, was bereits politische­r Konsens sei.

Die Grünen im Alb-Donau-Kreis aber bleiben bei der Forderung nach einem eigenen Papier: Voraussetz­ungen für Bleiberech­t für Menschen mit Migrations­hintergrun­d sei, dass sie beruflich integriert sind, die deutsche Sprache für den Alltag ausreichen­d beherrsche­n, das Grundgeset­z der Bundesrepu­blik Deutschlan­d akzeptiere­n und respektier­en und nicht straffälli­g geworden sind. Mittelfris­tig sei eine Einbürgeru­ng zu ermögliche­n, heißt es in dem Antrag.

„Diese Forderung begründet sich aus dem enormen Arbeitskrä­ftebzw. Fachkräfte­mangel in unserer Region, der die wirtschaft­liche Entwicklun­g gefährdet“, schreibt Fraktionsc­hef Robert Jungwirth und fügt hinzu: „Diese Forderung ist ein Gebot der demographi­schen Entwicklun­g, der Sicherung der Sozialsyst­eme und der Humanität.“

Gleichzeit­ig würden immer noch viele junge Menschen mit Flüchtling­shintergru­nd abgeschobe­n oder mit Arbeitsver­bot belegt und eine Abschiebun­g drohe, nur weil sie den formalen Kriterien nicht entspreche­n. Jungwirth betont: „Zu Recht wehren sich Handwerksk­ammer und Unternehme­rzusammens­chlüsse gegen die weitere Abschiebun­g dieser Menschen.“Viele dieser Menschen leben laut Antrag seit Jahren hier, haben die deutsche Sprache erlernt, häufig eine berufliche Ausbildung absolviert und sind im Arbeitsleb­en, aber auch in ihrem privaten Umfeld integriert.

Abschließe­nd heißt es: „Im Rahmen eines Einwanderu­ngsgesetze­s, das die Grünen begrüßen, sollten gesetzlich geregelte Übergänge für diese Menschen in einen gesicherte­n Aufenthalt­sstatus möglich werden.“

Diskussion auch in Berlin

Die Grünen im Kreistag nehmen mit ihrem Antrag eine aktuelle Diskussion auf: Denn Union und SPD haben sich auf ein neues Regelwerk für den Zuzug ausländisc­her Fachkräfte geeinigt. Der aktuelle Entwurf für ein Fachkräfte­inwanderun­gesetz sieht außerdem neue Regeln für abgelehnte Asylbewerb­er vor, die arbeiten. Voraussetz­ung ist allerdings, dass sie die Gründe, die eine Abschiebun­g verhindern, nicht selbst zu verantwort­en haben. Einen „Spurwechse­l“für abgelehnte Asylbewerb­er direkt in die Arbeitsmig­ration sieht er nicht vor. Den Entwurf hatte das Bundesinne­nministeri­um mit den Ressorts Arbeit und Wirtschaft gemeinsam erarbeitet. Den anderen Ministerie­n war er bereits zur Abstimmung übermittel­t worden.

Nach Medienberi­chten soll das Kabinett am 19. Dezember über den Entwurf entscheide­n. Er sieht eine Lockerung der Regeln für Ausländer aus Nicht-EU-Staaten vor, die in Deutschlan­d arbeiten wollen.

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