Dellmensingerin besonders ausgezeichnet
Anna Martini erhält Bundesverdienstkreuz für ihr Engagement in der Suchhilfe.
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DELLMENSINGEN - Wenn Anna Martini über die vergangenen zehn Jahre spricht, merkt man ihr an: Das was sie als Leiterin des Elternkreises Ulm bewegte, hat auch sie bewegt. Rund 50 Familien mit einem suchtkranken Kind bekommen jährlich Hilfe bei der Einrichtung. Für ihr langjähriges Engagement ist die Dellmensingerin nun passend zum internationalen Tag des Ehrenamts ausgezeichnet worden: In Stuttgart überreichte ihr Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Bundesverdienstkreuz.
„Das war ein sehr emotionaler Abend. Die Auszeichnung habe ich nicht für mich allein entgegengenommen, sondern für mein Team, für all die Menschen, die sich der Sache angenommen haben und es nach wie vor tun“, sagt sie.
Das Engagement, suchtkranken jungen Menschen zu helfen, entstand vor 17 Jahren „aus eigener Betroffenheit“. Ihr Sohn rutschte damals in die Drogenabhängigkeit. Sechs Jahre später übernahm sie die Leitung des Elternkreises, dessen Einzugsgebiet sich auch auf unsere Region erstreckt. Mittlerweile gehört der Elternkreis zu einer der aktivsten Selbsthilfegruppen Deutschlands mit bundesweiter Vernetzung.
Wachsam und offen beobachtete Anna Martini die neuen Entwicklungen des Suchtverhaltens, denn gerade in jüngster Zeit kamen viele bis dato eher unbekannte Substanzen auf den Markt – nicht zu vergessen die stetig wachsende Anzahl handyoder computerspielsüchtiger Kinder und Jugendlicher. „Das hat sich in den vergangenen Jahren massiv verändert“, bestätigt sie.
Bei der Ehrung betonte das Ministerium, dass Anna Martini die Arbeit des Elternkreises vorbildlich in die öffentlichen Netzwerkstrukturen der Stadt Ulm und des Alb-DonauKreises eingebunden hat. Sie wirkte maßgeblich am Suchthilfekonzept mit, arbeitete im Vorstand des Selbsthilfebüros KORN mit und hat zudem die hauptamtlich tätige Drogenhilfe unterstützt. „Mitverantwortlichkeit macht das bloße Nebeneinander zum Miteinander und hält eine Gesellschaft zusammen“, sagte Kretschmann bei der Verleihung. „Die Ehrenamtlichen machen das Schicksal der Anderen zu ihrer eigenen Sache“, so der Ministerpräsident weiter.
Für Anna Martini sei der Abend „ein richtiges Wow-Erlebnis“gewesen. Stolz nahm sie das Verdienstkreuz entgegen. „Die Arbeit habe ich nie als Arbeit empfunden, es war mir nie zu viel, denn die Thematik liegt mir am Herzen“, sagt sie. Gleichzeitig lobt sie ihren Mann Hans-Georg, „der mir oft den Rücken freigehalten hat“– und aus ihrer Sicht verantwortlich ist, dass in der Selbsthilfegruppe nun bis zu 30 Prozent Väter sitzen. „Beide Elternteile müssen in eine Richtung ziehen, das ist wichtig“, erklärt sie.
Auch die tatkräftige Unterstützung ihres Teams will sie nicht unerwähnt lassen. Seit Herbst 2017 führen acht Fachkräfte ihre Arbeit weiter. „Ich habe einfach nicht mehr den Draht in die Schulen, bekomme nicht unmittelbar mit, wie Schüler heutzutage ticken“, erklärt sie. Daher sei es aus ihrer Sicht wichtig und richtig, dass das ihre jungen Kollegen jetzt übernehmen.
Der internationale Tag des Ehrenamtes ist ein jährlich am 5. Dezember abgehaltener Gedenkund Aktionstag zur Anerkennung und Förderung ehrenamtlichen Engagements. Er wurde 1985 von den Vereinten Nationen beschlossen.