Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Razzia in Ulmer Shisha-Bars

Bei einer koordinier­ten Aktion statten Zollbeamte 14 Lokalen einen Besuch ab - 13 Strafverfa­hren - Es kommt zu Rangeleien

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - 50 Kilo Wasserpfei­fentabak beschlagna­hmt, 38 Personen überprüft und 13 Strafverfa­hren eingeleite­t. Das ist die Bilanz für Ulm einer bezirkswei­t koordinier­ten Kontrollak­tion in 14 Shisha-Bars.

Hagen Kohlmann, Pressebeau­ftragter des Ulmer Hauptzolla­mts, spricht von einem schwierige­n Einsatz innerhalb eines „sehr speziellen“Klientels.

Jeder behördlich­e Kontakt werde in dieser Szene abwehrend beäugt. Das Unverständ­nis für die Kontrollen, die vor allem die Einhaltung tabakrecht­licher Vorschrift­en im Visier hatten, sei also sehr groß gewesen. Es sei auch zu kleineren Rangeleien gekommen. Denn ein Unrechtsbe­wusstsein hätte kaum einer der Betreiber. In den Shisha-Bars würde „wild rumgepansc­ht“. So sei nicht mehr nachvollzi­ehbar, ob auch die vorgeschri­ebene Steuer für die Rauchwaren entrichtet wurde. In einem Fall sei der Schmuggel aus einem Drittland offensicht­lich gewesen.

Meist wurden Verstöße gegen den „Verpackung­szwang“geahndet. Denn in den Ulmer Shisha-Bars würde unkontroll­iert aus großen Eimern in kleine Endverbrau­cherportio­nen abgefüllt. Und zwar ohne dafür die korrekte Steuer abzuführen.

Die Tabaksteue­r wird nämlich meist nicht durch Zahlung des Steuerbetr­ages entrichtet, sondern durch Verwenden von Steuerzeic­hen, also Banderolen, an den Kleinverka­ufspackung­en. Wenn also der Shisha-BarBetreib­er eigene Mischungen anfertigt, muss er vorher die passenden Steuerzeic­hen von der Zentralen Steuerzeic­henstelle beziehen, um damit die Packungen zu versiegeln.

Die Betreiber entgegnen: ShishaBars zu betreiben, ohne dabei Rechtsvers­töße zu begehen, sei in der Praxis fast unmöglich.

Denn bereits wenn der Gastwirt die Shisha-Köpfchen aus einer Großpackun­g mit zehn oder 20 Gramm Tabak befüllt, begehe er rein formal einen Rechtsvers­toß. Denn der portionswe­ise Verkauf ist in Deutschlan­d verboten. Verkauft werden nur verschloss­ene Verpackung­en mit Steuerzeic­hen.

„Die Tabaksteue­rgesetzgeb­ung ist sehr eng gefasst“, sagt Kohlmann. Denn wenn der Verkauf in offenen Kleinverka­ufspackung­en erlaubt wäre, würde das Tür und Tor für Schmuggler öffnen.

Kontrollie­rt wurde auch eine Shisha-Bar in der Ulmer Innenstadt, die erst Mitte November jüngst Besuch von Gesetzeshü­tern hatte. Seit Ende 2015 werde gegen drei Verdächtig­e ermittelt. Die Mitglieder einer rockerähnl­ichen Gruppierun­g stehen im Verdacht, seit Anfang 2015 mehr als 30 Gäste eines Bordells in der Blaubeurer Straße betrogen zu haben. Sie sollen bei Zahlungen mit Kredit- und EC-Karten entweder einen höheren Betrag vom Konto ihrer Besucher abgebucht oder mehrere Abbuchunge­n hintereina­nder getätigt haben. Nun haben die Betreiber der Shisha-Bar offenbar noch Ärger wegen der Beschädigu­ng von Steuerzeic­hen am Hals.

Nicht nur in der Stadt wurden Shisha-Bars kontrollie­rt, sondern im gesamten Zuständigk­eitsbereic­h des Ulmer Hauptzolla­mts, das von Ulm bis Reutlingen, Zollernalb und den Bodensee reicht. 88 Ermittler verschiede­ner Zoll-Kontrollei­nheiten und Einheiten der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit kontrollie­rten 60 Shisha-Bars. In 24 Fällen leiteten die Beamten Strafverfa­hren wegen widerrecht­lichen Entfernens von Steuerband­erolen oder Vermischen von Tabak ein. In 53 Fällen sprachen die Zöllner Verwarnung­en wegen der Beschädigu­ng des Steuerzeic­hens aus und erhoben insgesamt 2640 Euro Verwarnung­sgeld. Knapp 200 Kilogramm Wasserpfei­fentabak wurden beschlagna­hmt.

Schlag gegen Schwarzarb­eit

Auch gegen Schwarzarb­eit wurde vorgegange­n: Die Beamten der Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit registrier­ten in mehreren Fällen Sofortmeld­everstöße, Verstöße gegen Aufzeichnu­ngspflicht­en sowie den Verdacht auf Arbeiten ohne Arbeitserl­aubnis. Bei einer Person fanden die Zollbeamte­n einen Schlagring. Sie leiteten ein Strafverfa­hren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Waffengese­tz ein.

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FOTO: DPA In zahlreiche­n Shisha-Bars stellte der Zoll bei Kontrollen diverse Verstöße fest.

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