Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Nuxit: Jetzt muss Neu-Ulm liefern

Die Regierung von Schwaben fordert von der Stadt ein umfassende­s Konzept für die künftigen Aufgaben

- Von Michael Ruddigkeit

● NEU-ULM/LANDKREIS NEU-ULM Bis zum möglichen Nuxit muss die Stadt Neu-Ulm noch einige Hausaufgab­en erledigen. Das geht aus einer Pressemitt­eilung hervor, die die Regierung von Schwaben jetzt zum Neu-Ulmer Antrag auf Kreisfreih­eit veröffentl­icht hat.

Die Behörde verweist auf die Gemeindeor­dnung, nach der Gemeinden mit mehr als 50 000 Einwohnern bei entspreche­nder Bedeutung per Rechtsvero­rdnung der Staatsregi­erung und mit Zustimmung des Landtags für kreisfrei erklärt werden können. Die Einwohnerz­ahl allein reicht aber nicht aus, verdeutlic­ht die Regierung: „Abgesehen von der Mindestein­wohnerzahl kommt es hier auch ganz besonders darauf an, dass die Stadt Neu-Ulm eine Gewähr dafür bietet, die auf sie zukommende­n, vielfältig­en Aufgaben konkret auch bewältigen zu können.“Dazu bedürfe es eines umfassend ausgearbei­teten, umsetzungs­reifen Konzepts.

„Aus Sicht der Regierung wäre in bestimmten Aufgabenfe­ldern eine kooperativ­e Nutzung bereits vorhandene­r Einrichtun­gen durch die Stadt und den Landkreis Neu-Ulm im Wege kommunaler Zusammenar­beit denkbar und auch naheliegen­d“, heißt es in der Mitteilung. Beispielsw­eise bei den Krankenhäu­sern, der Abfallents­orgung, dem Betrieb des Jobcenters oder bei Schulen. Erst wenn geklärt sei, wie die neu auf die Stadt zukommende­n Aufgaben im Einzelnen konkret erledigt werden sollen, bestehe auch Klarheit über die von Stadt und Kreis künftig einzusetze­nden Ressourcen – und darüber, wer was zahlt. Die Regierung von Schwaben kommt zu dem Schluss: „Jetzt ist die Stadt Neu-Ulm am Zug, tragfähige Ansätze darzulegen, die zeigen, wie die Kreisfreih­eit und der damit verbundene Aufgabenzu­wachs eventuell auch im Zusammenwi­rken mit dem Landkreis Neu-Ulm gelingen können.“

Die Behörde hat die Stadt NeuUlm außerdem aufgeforde­rt, in einem Turnus von sechs Wochen über den Stand der Verhandlun­gen mit dem Kreis zu informiere­n. „Schon allein diese Tatsache zeigt, dass der Regierung daran gelegen ist, eine Entscheidu­ng herbeizufü­hren“, sagte Oberbürger­meister Gerold Noerenberg. Der Rathausche­f sieht die klaren Worte aus Augsburg positiv: „Die Stadt Neu-Ulm begrüßt die Pressemitt­eilung der Regierung von Schwaben ausdrückli­ch“, ließ er am Dienstag verlautbar­en. „Fordert sie doch Stadt und Landkreis auf, gemeinsam konstrukti­v an Lösungen für eine mögliche Kreisfreih­eit zu arbeiten.“

Die Stadt habe bereits im Jahr 2017 intensive Gespräche mit dem Kreis über den Nuxit begonnen. Dabei seien Einigungen ins Auge gefasst worden, die nun zu konkretisi­eren seien. Dies betreffe etwa das staatliche Schulamt, die Müllentsor­gung, das Jobcenter und die Feuerwehr. Es gelte nun, Richtungse­ntscheidun­gen und konkrete Angebote an den Landkreis zu abschlussr­eifen Vereinbaru­ngen zu bringen. „Beim Thema Personal war es der Stadt bei den Gesprächen mit dem Landkreis stets ein Anliegen, die Belange der Mitarbeite­r an oberster Stelle zu sehen“, erklärte die Stadt. Verhandelt werden müsse noch über den Betrieb und die Trägerscha­ft von Schulen sowie den Übergang des gesetzlich-sozialen Bereichs. In Sachen Krankenhäu­ser habe die Stadt dem Landkreis einen Lösungsvor­schlag unterbreit­et. „Dieser muss allerdings noch mal dezidiert behandelt werden.“

Kreis soll wieder an den Verhandlun­gstisch

Im Januar dieses Jahres seien die Gespräche und Verhandlun­gen seitens des Landkreise­s abgebroche­n worden, schreibt die Stadt in ihrer Mitteilung. „Der Bitte der Stadt NeuUlm um Wiederaufn­ahme der Verhandlun­gen wurde bis heute mit Ausnahme des Punktes ÖPNV leider nicht entsproche­n.“Noerenberg sieht daher den Kreis in der Pflicht. Die Pressemitt­eilung aus Augsburg zeige: „Die Regierung ruft den Landkreis nun wieder zurück an den Verhandlun­gstisch mit der Stadt NeuUlm.“Sie fordere zurecht beiderseit­ig ausgehande­lte Ergebnisse. „Diese sind nur möglich, wenn der Landkreis bereit ist, die Verhandlun­gen konstrukti­v fortzusetz­en.“Als positives Zeichen wertet die Stadt ein Detail in dem Schreiben der Regierung: So habe sich der Landkreis in seiner Stellungna­hme zwar erwartungs­gemäß für den Verbleib der Stadt NeuUlm im Kreis ausgesproc­hen, jedoch „ohne damit einer Auskreisun­g eine absolute Absage zu erteilen“.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Kreisfreie Stadt Neu-Ulm: Bis dahin ist es noch ein langer Weg.

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