Sepp Mahlers Arbeiten locken in die Galerie
Ausstellung im Speth’schen Hof wird am Sonntag eröffnet
EHINGEN (kö) - Sepp Mahler aus Bad Wurzach gehört mit Wilhelm Geyer und Jakob Bräckle zu den großen Oberschwäbischen Malern des 20. Jahrhunderts. In den 20er-Jahren wurden seine Bilder bei Herwarth Walden in Berlin neben denen von Klee, Chagall, Feininger und Kokoschka ausgestellt. Jetzt ist sein Lebenswerk in der Städtischen Galerie im Speth’schen Hof zu sehen.
Nach frühen Erfolgen schloss sich Mahler der Vagabundenbewegung an, war in ganz Europa unterwegs, verdiente sich sein Geld als Tagelöhner. Das machte ihn später in den Augen der Nationalsozialisten suspekt, 46 Tage kam Mahler in Haft, seine Bilder wurden verboten.
Seine Ausbildung hatte Mahler bei einem Kunstmaler in München, später in der Kunstgewerbeschule in Stuttgart und der Kunstakademie dort absolviert. Schon früh hatte der Vater die Begabung seines Sohnes erkannt und ihm Unterricht geben lassen.
Im Eingang der Galerie empfängt den Besucher Sepp Mahler in Lebensgröße von seinen Schülern aus Holz ausgesägt.
Insgesamt sind 140 seiner Arbeiten in der Galerie zu sehen, Volker Sonntag und Anne Linder haben sie nach Epochen in Mahlers Leben geordnet. Frühwerke mit Selbstporträts und Porträts der Eltern aus Schulzeiten hängen in einem Raum, in einem anderen die Eindrücke von seinen Reisen. Schatten- und Niemandsleute hat Mahler seine Bilder von den Torfarbeitern genannt, und zeigen seine Anteilnahme an dem Elend und der Not der Menschen am Rande der Gesellschaft. Madonna oder Torfweible, fragt sich der Betrachter bei einem Bild aus dieser Serie. Auf einem anderen trägt eine alte gebückt gehende Frau ein riesiges Reisigbündel auf dem Rücken. „Das sind ganz starke Bilder, da hat er sich von Käthe Kollwitz beeinflussen lassen“, erklärte Sonntag, der auch bei der Eröffnung in die Ausstellung einführen wird. Dazu wird Mahlers Tochter aus dem Leben ihres 1975 verstorbenen Vaters erzählen. Frauen im Leben des Malers dominieren einen anderen Raum. Das Verlobungsbild zeigt ihn mit seiner Frau sehr romantisch in einem Lichtkegel, ein anderes Bild des Paares hat er ihr zum 30. Hochzeitstag geschenkt. Dann gibt es wieder ein Liebespaar, von einem knorrigen Baum beschützt, das von einer eifersüchtigen Nebenbuhlerin beobachtet wird. Die Menschen sind bei Mahler auf einfache Formen reduziert. Schwermütig dunkel und doch vielfältig in ihrer Farbigkeit sind die charakteristischen Bilder Mahlers und erinnern an Edvard Munch. Zeitgleich mit Mahler in Ehingen werden Bilder von Geyer in Bad Saulgau und von Bräckle in Biberach ausgestellt.
Die Vernissage in Ehingen ist am zweiten Advent um 11 Uhr. Die 140 ausgestellten Bilder kommen aus dem Besitz der Tochter, sind Leihgaben der OEW und des Museums Biberach.