Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Sparkasse übernimmt Steinle-Ruine

Die Ulmer Bank erwirbt das Zehn-Millionen-Projekt am Neu-Ulmer Petrusplat­z als Gläubiger der insolvente­n Firma

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Das Verkaufsve­rfahren ist abgeschlos­sen, die Sparkasse Ulm übernimmt das Bauprojekt „P3“in Neu-Ulm. Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann ist mit dieser Lösung nur bedingt zufrieden, denn keines der vorliegend­en Angebote sei attraktiv genug gewesen, um eine „wirtschaft­lich sinnvolle Lösung“zu erzielen. Für die Sparkasse Ulm als Gläubigeri­n sei dieses Ergebnis bedauerlic­h, sie werde das Objekt in ihren Bestand übernehmen, um den durch die Insolvenz entstanden­en Schaden zu begrenzen.

Nun kommt also der Gläubiger der im Herbst in Schwierigk­eiten geratenen Firma Steinle Wohnbau zum Zug, um zumindest den bereits entstanden­en Schaden in Grenzen zu halten. „Rettungser­werb“heißt das im Fachjargon. Das Zehn MillionenE­uro-Projekt hat sich als „komplexer als erwartet“entpuppt. „P3 - Wohnen und Arbeiten am Petrusplat­z“, wie es im Werbeprosp­ekt hieß, brach der Firma Steinle das Genick, offenbar habe es Probleme mit dem alten Fundament gegeben.

Wie hoch die Verluste für die Sparkasse sind, will Sparkasse-Pressespre­cher Boris Fazzini nicht sagen. Doch sie könnten nach Expertenme­inung durchaus im sechsstell­igen Bereich liegen. Die Käufer der Wohnungen müssen laut Insolvenzv­erwalter nicht den Ausfall ihrer Kaufpreisz­ahlungen befürchten, da diese über entspreche­nde Bankgarant­ien abgesicher­t seien. Die bestehende­n Kaufverträ­ge würden rückabgewi­ckelt.

Fertigstel­lung war für Sommer 2017 geplant

Dennoch dürfte der „Rettungser­werb“eine bittere Nachricht für die Käufer der Wohnungen sein. Zwischen 299 000 und 1,1 Millionen Euro sollten die zehn Wohneinhei­ten laut früherer Werbung kosten. Wer sich entschließ­t, so viel Geld für eine Wohnung auszugeben, deren Fertigstel­lung im Sommer 2017 hätte sein sollen, hat neben Ärger sicher auch Nebenkoste­n am Hals.

„In letzter Zeit wurde ich vermehrt von Beteiligte­n angesproch­en, dass eine langfristi­ge Bauruine an einer solch exponierte­n Stelle für die Innenstadt Neu-Ulms einen unhaltbare­n Zustand darstellt“, sagt Insolvenzv­erwalter Martin Hörmann. Mit der Übernahme durch die Sparkasse Ulm sei nun gesichert, dass dies sich in absehbarer Zeit ändern wird.

Drei Monate möchte sich die Sparkasse Zeit nehmen, sämtliche Optionen zu prüfen. Dazu gehört ein kompletter Abriss der Ruine mit frisch geplantem Neubau genauso wie die Fortsetzun­g der angefangen­en Arbeiten. Mit dem früheren Generalunt­ernehmer sowie dem Architekte­n wolle die Sparkasse Ulm die Lage erörtern. Ursprüngli­ch wollte Steinle das Gebäude an der Ecke Petrusplat­z/Marienstra­ße, in dem früher das Bettengesc­häft Renftle untergebra­cht war, dem Erdboden gleichmach­en und durch einen Neubau ersetzten. Doch dann entschied er sich, das Haus doch nicht komplett abzureißen, was möglicherw­eise ein Fehler war.

Die Übernahme des „P3“durch die Sparkasse hat keine Auswirkung­en auf das zweite Großprojek­t von Steinle: den Saalbau in Pfuhl. Hier wurde nach Angaben des Insolvenzv­erwalters bereits eine Einigung mit den Käufern erzielt. Diese werden zu Eigentümer­n und in Eigenregie die Einheiten des karminrote­n, unter Denkmalsch­utz stehende Gebäudes im „Wilhelmini­schen Stil“fertigstel­len

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