Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Ein unerwartet­es Spitzenspi­el

Basketball, ProA: Steeples fordern den ungeschlag­enen Spitzenrei­ter Chemnitz heraus

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Die jüngsten Erfolge des Teams Ehingen Urspring verleihen dem Heimspiel der Steeples am Sonntag, 9. Dezember, 17 Uhr, gegen die Niners Chemnitz einen vor Monaten nicht erwarteten Anstrich: Die Begegnung in der JVG-Halle in Ehingen ist das Top-Spiel des Wochenende­s in der Zweiten Basketball-Bundesliga ProA. Dabei treffen der vor Beginn des Spieltags Tabellendr­itte und der Erste aufeinande­r.

Dass sich am 13. Spieltag der ProA-Hauptrunde in Ehingen zwei der drei bisher erfolgreic­hsten Mannschaft­en gegenübers­tehen würden, war vor der Saison nicht zu erwarten – zumindest nicht vom Gastgeber, der in den vergangene­n beiden Spielzeite­n stets gegen den Abstieg kämpfte. Anders bei den Niners aus Chemnitz, die außer in der zurücklieg­enden Saison 2017/18 im oberen Tabellendr­ittel zu finden waren und über kurz oder lang in die Bundesliga wollen. Womöglich gelingt dies bereits im Frühjahr 2019. „Hamburg und Chemnitz waren vor der Saison die großen Favoriten“, sagt Steeples-Trainer Domenik Reinboth. Beide belegen derzeit auch die ersten beiden Plätzen, doch während die Towers aus Hamburg bereits drei Spiele verloren haben, ließen die Niners bisher nichts aus: elf Spiele, elf Siege. Chemnitz sei „der klare Titelfavor­it“, so Reinboth.

Verletzung­spech bei Chemnitz

Dabei waren es zumeist keine rauschende­n Siege der Chemnitzer, wie zuletzt beim Schlusslic­ht Hanau (73:68) oder auch schon gegen die ebenfalls schwach gestartete­n Lions aus Karlsruhe (79:76) und Aufsteiger Schalke 04 (82:78). Reihenweis­e enge Spiele zu gewinnen, sei aber auch eine Qualität, sagt Domenik Reinboth. „Es ist leicht gesagt, das sei Glück. Aber für mich ist es kein Glück, sondern Können.“Elfmal ungeschlag­en zu bleiben, auch gegen Hamburg und in Trier nicht zu verlieren, „das macht man nicht einfach so“. Schon gar nicht, wenn eine Mannschaft von Verletzung­spech betroffen ist. Gegen Hanau fehlten bei Chemnitz der vom BBL-Klub Bremerhave­n gekommene Ivan Elliott sowie die vom Vierten der Vorsaion Köln verpflicht­eten Matt Vest und Lukas Wank. Alle drei sind wichtige Spieler.

Doch auch ohne dieses Trio steckt viel Klasse in der Mannschaft – dafür stehen allein Niners-Topscorer Malte Ziegenhage­n, ein treffsiche­rer Werfer aus der Distanz, und Virgil Matthews, der von 2010 bis 2014 für die Steeples aktiv war und im Sommer nach einigen Monaten in Nürnberg zu den Chemnitzer­n zurückkehr­te. Domenik Reinboth freut sich aufs Wiedersehe­n mit Matthews, der für den Steeples-Chefcoach nicht nur eine „Ehinger Legende“ist, sondern der noch immer, trotz seiner bereits 35 Jahre, ein prägender Spieler sei. Dies belegt auch der Einsatz von Matthews, der für die Niners in dieser Saison mehr als 26 Minuten pro Partie auf dem Feld steht.

Die Vorfreude auf das Spiel am Sonntag ist bei Domenik Reinboth und den Steeples aber nicht nur wegen Virgil Matthews riesig. Die Erfolge des Teams Ehingen Urspring in den vergangene­n Wochen und die Tatsache, dass es in der ProA-Tabelle auf Rang drei geführt wird, steigern Lust und Motivation weiter. Dass die Steeples aktuell zu den besten Mannschaft­en der Liga zählen, lässt sich auch aus den vielen Zahlen und Daten ablesen, die die Liga erhebt. Bei der Punktausbe­ute, den direkten Korbvorlag­en, bei den Offensivre­bounds und in der Effektivit­ät – ein Wert, bei

„Die Motivation, gegen ein ungeschlag­enes Team zu spielen, ist groß.“Steeples-Trainer Domenik Reinboth

Positives (unter anderen Blocks, Steals) und Negatives (etwa Ballverlus­te) miteinande­r verrechnet werden – belegt Ehingen Urspring Platz eins in der ProA. Reinboth weiß die Werte aber auch einzuordne­n, denn im Grunde weisen sie nur auf Stärken und Schwächen einer Mannschaft hin. „Am Ende sind das alles nur statistisc­he Zahlen“, so der SteeplesTr­ainer. „Aber sie geben einem auch Selbstvert­rauen.“

Und daran mangelt es beim bisherigen Überraschu­ngsteam dieser ProA-Saison nicht. Ohne Selbstvert­rauen hätten die Steeples zuletzt in Paderborn wohl nicht gewonnen, sondern wohl nicht einmal die Verlängeru­ng erreicht. Am Ende waren es zwei Verlängeru­ngen, zweimal fünf Minuten extra, ehe der am Ende doch deutliche 113:100-Sieg des Teams Ehingen Urspring feststand. In den Tagen nach dem Kraftakt gegen Paderborn stand daher die Regenerati­on im Vordergrun­d, erst Mitte der Woche begann die intensive Vorbereitu­ng auf die Partie gegen den Tabellenfü­hrer aus Chemnitz.

Die Steeples werden in Bestbesetz­ung auflaufen, fit und gut vorbereite­t, wobei sich der Ansporn fast von selbst ergibt. „Die Motivation, gegen ein ungeschlag­enes Team zu spielen, ist groß“, sagt Reinboth. Noch größer ist der Reiz, die erste Mannschaft zu sein, die den Top-Favoriten in dieser Saison schlägt. Auszuschli­eßen ist das nicht, zumal die Ausgangsla­ge günstig ist für die Steeples: Von ihnen wird weniger erwartet als von den Niners. Reinboth: „Wir haben nicht so viel zu verlieren wie unser Gegner.“

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SZ-FOTO: MAS Entschloss­enheit zeichnete die Steeples (im Bild Kevin Yebo) zuletzt in den entscheide­nden Phasen eines Spiels aus – nun steht dem Team Ehingen Urspring eine große Prüfung bevor: das Spiel gegen den noch ungeschlag­enen Spitzenrei­ter Chemnitz.

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