Licht und Schatten im Pucci zur Mittagszeit
Mittagspause: Viele Menschen kauen freudlos an halb erkalteten Fleischkäswecken. Andere nagen kohlehydratbefreit an Eiweißriegeln. Und ein paar unverwüstliche Naturen lassen sich ein anständiges Mittagessen auch in Zeiten unbotmäßiger Beschleunigung nicht nehmen – manche gönnen sich dazu sogar ein Zehntel Weißwein, während der tendenziell genussfeindliche Zeitgeist freiwillig als Smoothie getarnte Babynahrung für fünf Euro pro Kunststoffbecher durch den Plastikstrohhalm saugt. Obwohl die meisten Menschen über ein funktionierendes Gebiss verfügen.
Im Ravensburger Restaurant Pucci wird noch die Tradition des Mittagstischs gepflegt. Zunächst serviert ein hünenhafter Kellner – die Gäste mit ausgesuchter Höflichkeit duzend – eine Kartoffelcremesuppe, die die Zunge seidig weich umschmeichelt: Sie entbehrt nicht einer gewissen Schärfe, die im Abgang leider ein wenig profan an Suppenwürfel erinnert. Eine ausgewogene Brühe als Grundlage hätte jedenfalls noch mehr Spaß gemacht. Das Ambiente ist von viel Holz und moderner Rustikalität geprägt – die große Bartheke dominiert das Bild.
Überwiegend positiv erscheinen die mit einer Käse-Schinkenmasse gefüllten Pastataschen, geformt wie kleine Teigsäckchen – also mit Tortellini verwandt. Passabel ist die Kürbissoße, knusprig aufgewertet durch geröstete Kürbiskerne und einen kernigen Hartkäse, der in die Familie des Parmesans gehört. Der Nudelteig hat dabei einen schönen Biss, die Soße wirkt unbeschwert und betont das für gewöhnlich eher unscheinbare Aroma der Feldfrucht recht klar und gut. Wie viel von dem Teller tatsächlich aus eigener Herstellung stammt, lässt sich abschließend nicht sicher klären. Aber vernünftig eingekauft ist mitunter besser als schlecht selbstgemacht.
Einen etwas zwiespältigen Eindruck hinterlässt das Wildgulasch samt Kartoffelknödel. Grundsätzlich sind alle Komponenten beherzt abgeschmeckt, wobei das Blaukraut ein bisschen zu weich und farblich nicht mehr rot, sondern eher ausgeblichen wirkt. Das Fleisch ist schön mürbe, die Soße intensiv – die größte Schwäche an dem Gericht ist der teigigpappige Kartoffelknödel, dem es an der Lockerheit fehlt und der, sollte er selbst fabriziert sein, kein Ruhmesblatt für den Koch ist.
Von ganz anderem Kaliber ist der Klassik-Burger, der allein durch das gut und nicht über den saftigen Punkt hinaus gebratene Fleisch die üblichen Verdächtigen aus den Fastfood-Anstalten hinter sich lässt. Dazu tragen gewiss auch die geschmacksgebenden Schmorzwiebeln sowie die zart-süßlich cremige Soße bei. Ein frisches Salätchen, abgerundet von einer Art Pesto, begleitet den Fleischklops dabei gut.
Das Dessert preist der Chef mehrfach als selbstgemacht an: jeweils eine Kugel Vanille- und Schokoeis. Sollte das wirklich so sein, ist es dringend an der Zeit, das Rezept zu wechseln. Denn es schmeckt exakt wie Fabrikware. Der unkonventionelle Charme der durchaus attraktiven Bar reicht am Ende nicht, um darüber hinwegzutäuschen, dass im Pucci mehr handwerkliche Eigenleistung nicht verkehrt wäre.
Restaurant & Bar Pucci Schussenstraße 20
88212 Ravensburg
Telefon 0751-95893339 www.thepucci.de Geöffnet Dienstag bis Freitag von 11.30 bis 14 Uhr und ab 17.30 Uhr, samstags nur abends, montags nur mittags, Sonntag Ruhetag. Hauptgerichte 7,90 bis 27,50 Euro.