Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Galerie zeigt 140 Arbeiten von Sepp Mahler

Vernissage im Speth’schen Hof – Volker Sonntag blickt auf das Leben des Künstlers aus Bad Wurzach

-

EHINGEN (kö) - Ein besonderes Erlebnis war es für die Tochter Adelgund Mahler des Bad Wurzacher Künstlers Sepp Mahler, die Arbeiten ihres Vaters so thematisch aufgeteilt zu sehen, wie in der Galerie im Speth’schen Hof. So hängen in einem Raum Selbstport­räts von der Jugend bis kurz vor seinem Tod, ein Raum ist den Frauen in seinem Leben gewidmet, ein anderer Raum Menschen am Rand der Gesellscha­ft.

Sie dankte bei der Vernissage Volker Sonntag und Anne Linder für diese besondere Hängung. „Ich komme in die Räume hinein, wie Weihnachte­n in die Weihnachts­stube“, erklärte Adelgund Mahler.

„Mahler gab Menschen auf der Schattense­ite des Lebens ein Gesicht, er war nie verbittert, blieb immer ein Menschenfr­eund“, sagte Oberbürger­meister Alexander Baumann und zitierte Walter Frei, der Mahler als einen Herzensfre­und bezeichnet hatte. Mit einem Lied (Imagine) von John Lennon „Stell dir vor, dass es keine Länder gibt, stell dir vor, alle Menschen teilen sich die Welt“, begann Volker Sonntag seine Einführung in die Ausstellun­g. „Sepp Mahler war ein Träumer, verteilte in seiner Zeit als Vagabund Rufertexte. Mahler hat seinen Traum von Glück in Harmonie mit dem Leben konsequent gelebt und Armut und Ausgrenzun­g dafür in Kauf genommen. Sein Geld für die Kunstakade­mie verdiente er sich als Torfsteche­r“, sagte Sonntag den 120 Gästen bei der Vernissage. Mahler habe sich, so Sonntag, immer seine positive Lebenseins­tellung bewahrt, in der Zeit des Vagabundie­rens hat er die Straße als Universitä­t des Lebens bezeichnet.

140 Arbeiten von Mahler, Leihgaben aus dem Besitz seiner Tochter, dem Museum Biberach und der OEW sind bis zum 10. Februar in der Städtische­n Galerie zu sehen. Sehr früh war Mahler in Künstlerkr­eisen hoch angesehen, konnte bei Gurlitt und Herwarth Walden zusammen mit namhaften Künstlern seiner Zeit ausstellen.

Er war künstleris­ch auf der Höhe seiner Zeit, im Stil mit den kräftigen, aussagesta­rken Pinselstri­chen mit van Gogh und im Ausdruck mit Edvard Munch zu vergleiche­n. 1933 endete der Höhenflug abrupt, eine geplante Ausstellun­g in Zürich kam nicht mehr zustande, Mahlers Bilder wurden von den Nazis beschlagna­hmt, der Künstler wurde inhaftiert. Ärmlich hielt sich Mahler danach in seinem Elternhaus über Wasser. „Die Serie dunkle Heimatjahr­e geben Zeugnis von dieser Zeit, die seine Selbstbild­nisse sind“, sagte Sonntag und betonte anschließe­nd: „Elend und Not hat Mahler in einer zeitlosen Aktualität dargestell­t. Der Traum von der Bruderscha­ft der Menschen war sein Traum. Es wäre vielleicht nicht schlecht, wenn wir mehr von diesen Träumern hätten.“

 ??  ??
 ?? SZ-FOTO: KÖ ?? Volker Sonntag bei der Einführung in die Ausstellun­g.
SZ-FOTO: KÖ Volker Sonntag bei der Einführung in die Ausstellun­g.

Newspapers in German

Newspapers from Germany