Razzia in Salafisten-Moschee
Imam soll Terroristen in Syrien Geld übermittelt haben
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BERLIN - Einen Tag vor dem zweiten Jahrestag des islamistischen Terroranschlags in Berlin ist die Polizei mit einer Razzia gegen die SalafistenSzene in der Hauptstadt vorgegangen. Kriminalpolizisten durchsuchten am Dienstagmorgen die As-Sahaba-Moschee im Stadtteil Wedding sowie Wohnungen und andere Räume. Der 45-jährige Imam der Moschee soll einem Terroristen in Syrien Geld „für den Erwerb von Ausrüstungsgegenständen zur Begehung terroristischer Straftaten“zur Verfügung gestellt haben, wie die Staatsanwaltschaft über Twitter mitteilte.
Die As-Sahaba-Moschee wurde 2016 auch von dem späteren islamistischen Attentäter Anis Amri besucht, wie aus Unterlagen des Bundestags-Untersuchungsausschusses zum Terroranschlag am 19. Dezember 2016 hervorgeht. Die Räume der Moschee in einem Berliner Altbau liegen nur wenige Hundert Meter entfernt vom Friedrich-Krause-Ufer im Stadtteil Moabit, wo Amri einen polnischen LKW-Fahrer erschoss und dessen Lastwagen für den Anschlag entführte. Nicht weit entfernt davon befand sich damals auch die ebenfalls salafistische Fussilet-Moschee, in der Amri zeitweise wohnte.
Bei den aktuellen Ermittlungen der Kriminalpolizei und der Staatsanwaltschaft geht es um den Verdacht der Unterstützung und Finanzierung von Terroristen. Beschuldigter ist der Imam Abul Baraa, der eigentlich Ahmad A. heißt. Die Polizei beschlagnahmte Datenträger wie Computer, USB-Sticks, Festplatten und Smartphones.
Die As-Sahaba-Moschee wird vom Berliner Verfassungsschutz beobachtet, weil sie wie die Al-NurMoschee in Neukölln und die Ibrahim-al-Khalil-Moschee in Tempelhof als Treffpunkt radikaler Salafisten gilt. In ihrem Bericht über 2017 schreiben die Verfassungsschützer, die As-Sahaba-Moschee und der Trägerverein „Die Gefährten“zählten zu den bekannten salafistischen Institutionen Berlins. „Die Moschee und ihr Imam ,Abul Baraa’ sind dem politischen Salafismus zuzurechnen.“Der Imam habe seine Ansichten auch bei Vorträgen in Dortmund, Dormagen (NRW), Bendorf (Rheinland-Pfalz), Pforzheim (Baden-Württemberg) und Braunschweig (Niedersachsen) verbreitet, so der Verfassungsschutz.
Mehr Gefährder als 2010
Er ist einer von 764 Menschen in Deutschland, die das Bundeskriminalamt als islamistische Gefährder einstuft. „Ende des Jahrs 2010 zählten die deutschen Behörden noch 130 Gefährder aus der islamistischen Szene, was natürlich eine besorgniserregende Zunahme darstellt“, wie Stephan Mayer (CSU), Parlamentarischer Staatssekretär im Innenministerium, der „Schwäbischen Zeitung“sagte. Doch sei man heutzutage besser gegen Terror gewappnet. Nach dem Anschlag auf den Berliner Breitscheidplatz habe man „dem islamistisch motivierten Terror mit vielen zielgerichteten Maßnahmen den Kampf angesagt“, so Mayer weiter. Mit den Anti-Terrorpaketen seien die Informationserlangung und der Austausch zwischen Bund und Ländern verbessert und die gemeinsame Analysefähigkeit gestärkt worden.