Nur wenige wollen Geld geschenkt
Prämie für Elektromobilität kaum nachgefragt – Fahrzeugpreise zu hoch
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BERLIN - Die Elektromobilität soll in Deutschland das Klima retten, doch sie läuft nicht an: Wie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) am Mittwoch verkündete, fahren in Deutschland von 35 000 Bussen bisher nur 97 mit Elektroantrieb. Auch der Pkw-Markt für E-Autos hat sich enttäuschend entwickelt: 600 Millionen Euro wollte der Bund an Prämien für E-Autos ausschütten. Doch nur 134 Millionen gingen bisher an die Bürger – zu gering ist das Interesse an den Batteriemobilen. Nun will der Bund die Prämien verlängern. Doch das bringt nur wenig, meinen Verbände.
Der Markt für E-Busse und E-Autos haben ähnliche Probleme: Die elektronischen Fahrzeuge sind im Vergleich zu teuer. Der VDV hat errechnet, dass ein E-Bus 570 000 Euro kostet, ein Dieselgefährt des neuesten Schadstoffstandards Euro 6 hingegen nur 220 000. Zudem sind die Preise für die Batteriefahrzeuge gestiegen, seitdem die Busse vom Bund bezuschusst werden. „Diese Zahlen belegen, dass die Einführung und Etablierung der Elektromobilität im Busbereich deutlich teurer ist, als die Neubeschaffung moderner Dieselbusse“, sagt VDV-Präsident Ingo Wortmann. Deshalb werden die Verkehrsunternehmen auch in Zukunft auf Dieselbusse setzen.
Diesel gewinnt Marktanteile
Ähnlich ist es beim Pkw-Markt. Weil die Infrastruktur in Form von Ladesäulen fehlt und weil die Wagen im Vergleich zu Dieseln oder Benzinern teurer sind, haben bisher nur wenige auf den Prämientopf der Bundesregierung zugegriffen und stattdessen zuletzt mehr Diesel gekauft. Der Marktanteil bei den Neuzulassungen von dem totgeglaubten Selbstzünder stieg Anfang des Jahres wieder. Die Bundesregierung hatte als Marschroute vorgegeben, bis 2020 eine Million E-Autos auf die Straßen zu bringen. Das Ziel hat sie kassiert. Nun ist von 2022 die Rede.
Ist das realistisch? Wenn man sich die Lieferfristen ansieht, könnte es knapp werden. Bis zu einem Jahr warten Pkw-Käufer bisher auf ihren elektrischen Flitzer, bei Bussen sind die Fristen sogar noch länger. Da dauert es bis zu anderthalb Jahren. Deshalb setzen die Verkehrsunternehmen nicht auf deutsche Hersteller, sondern auf europäische – und asiatische. „Bei den chinesischen Modellen ist die Karosserie zwar verbesserungswürdig, doch die Reichweite stimmt und sie sind schnell zu haben“, sagt Wortmann. „Die deutschen Hersteller haben zu spät überlegt, wohin sich der Markt entwickelt“, erläutert VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff. „Jetzt müssen sie aber liefern, sonst schaffen wir die Klimaschutzziele nie.“
Öffentlicher Verkehr überfüllt
Diese sehen vor, dass bis zum Jahr 2030 rund 65 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden – der Verkehr soll dazu einen großen Beitrag leisten. Wie das geschehen soll, klärt gerade eine vom Bundesverkehrsministerium eingesetzte Kommission. Laut Umweltverbänden ist die Reduktion von Emissionen auf der Straße aber nur ein Teil eines größeren Konzepts. Auch der Öffentliche Nahverkehr muss seinen Beitrag leisten. Doch: „Wir sind überfüllt. Wir brauchen dringend den Kapazitätsausbau“, sagt VDV-Präsident Wortmann. Denn die Fahrgastzahlen wachsen: 2018 sind sie um 0,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Der Präsident fordert deshalb Milliarden vom Steuerzahler, von Unternehmen und vom Bund.
Die E-Busse sollen dabei einen wesentlichen Batzen bekommen. Denn allein für Metropolregionen wie München bedeutet die Umstellung auf Batteriefahrzeuge einen Mehraufwand von 400 Millionen Euro bis 2030. Zu den Investitionen gehört nicht nur die Anschaffung von Fahrzeugen, auch Ladestellen, neue Werkstätten und Fahrer müssen finanziert werden. „Wer soll das zahlen?“, fragt Präsident Wortmann. Und meint damit: Die Verkehrsunternehmen allein können es nicht.