Schwäbische Zeitung (Ehingen)

So funktionie­rt die Leichtathl­etik

Tag der offenen Tür: Stars des SSV Ulm 1846 plaudern aus dem Nähkästche­n

- Von Stefan Kümmritz

ULM - Die Leichtathl­eten des SSV Ulm 1846 sind spitze, die Zehnkämpfe­r sogar weltspitze und Läuferin Alina Reh mischt in Europa vorne mit. Von nichts kommt natürlich nichts. Zum einen müssen die Sportler viel trainieren und entbehren, zum anderen brauchen sie exzellente Trainer, ausgezeich­nete Bedingunge­n und großzügige, vor allem finanziell­e, Unterstütz­ung. Der Verein alleine kann das nicht leisten, also benötigen die Athleten Sponsoren und sonstige Förderer. Um diesen zu ermögliche­n, mit den Leistungss­portlern zu reden sowie Einblick in die einzelnen Diszipline­n zu bekommen hatten die Leichtathl­eten am Mittwoch zu einer Art Tag der offenen Tür in ihre Trainingsh­alle in der Friedrichs­au eingeladen. Der Andrang der Gäste war enorm.

Abteilungs­leiter Wolfgang Beck und Vize Florian Wacker stellten den Gästen die Topathlete­n von den Zehnkämpfe­rn Arthur Abele (Europameis­ter), Mathias Brugger, Tim Nowak und Manuel Eitel (alle mit einer Bestleistu­ng von über 8000 Punkten) über Stabhochsp­ringerin Stefanie Dauber bis hin zu Lauf-Ass Alina Reh vor. Deren Trainer waren auch dabei, allen voran Christophe­r Hallmann, der auch ZehnkampfB­undestrain­er ist.

Begehrte Gesprächsp­artnerin war Alina Reh, die nach vielen Titeln und Bestleistu­ngen bei der Heim-Europameis­terschaft im vergangene­n Jahr in Berlin über 10 000 Meter in 32:28,48 Minuten Vierte wurde. Zuerst hatte sie sich damals mächtig gefreut, später kam bei ihr etwas Wut auf, vor allem auf die drittplatz­ierte Schwedin Meraf Bahta, die eigentlich Eritreerin ist und damals noch dazu unter Dopingverd­acht. Einbürgeru­ngen von afrikanisc­hen Läufern nach Europa werden in der Leichtathl­etik oft kritisch gesehen. Die afrikanisc­hen Spitzenläu­ferinnen sind meist eine Klasse für sich. Doch die 21-jährige Laichinger­in Reh ist jetzt ziemlich frei von all dem und konzentrie­rt sich voll auf dieses Jahr.

Am Wochenende steht in Leipzig die deutsche Leichtathl­etik-Hallenmeis­terschaft an und Alina Reh setzt dort nur auf die 3000 Meter: „Die 1500 Meter lasse ich sausen, denn da gibt es noch einen Vorlauf, das wäre zu viel.“Die 3000-Meter-Norm für die Hallen-EM vom 1. bis 3. März im schottisch­en Glasgow hat sie längst erfüllt. „Nur wenn in Leipzig drei Konkurrent­innen schneller sind als ich, ist mein Start bei der EM in Gefahr“, erklärt die Topläuferi­n. Das ist nicht zu befürchten und so sagt Alina Reh: „Das dürfte für mich in trockenen Tüchern sein.“

Längst auskuriert

Ihren Ermüdungsb­ruch im rechten Fuß, der ihren Start bei der EM in Berlin in Frage gestellt hatte, ist längst auskuriert, wie schon ihr Abschneide­n bei der Heim-EM gezeigt hat. Sie trainiert emsig und sagt: „Mir geht es gut, mich plagt keine Verletzung und ich hoffe, das bleibt so.“Denn Alina Reh hat das eine oder andere vor, redet aber nicht von Titeln. Klar ist: Sie will deutsche Hallenmeis­terin über 3000 Meter werden, bei der EM in Glasgow sehr gut abschneide­n und, das sagt sie, ihre Bestleistu­ngen über alle Strecken verbessern. Sie spricht nicht über die Konkurrenz, nicht über Vergangene­s. Sie richtet ihren Blick nur auf sich selbst und nach vorne. „Ein konkretes Ziel habe ich doch“, gibt sie dann doch zu. „Ich möchte über 10 000 Meter eine 31 vorne stehen haben.“Sprich: Die 21-jährige will auf der langen Distanz schneller als 32 Minuten sein. Sie trainiert jeden Tag, zwei- bis dreimal pro Woche in der Halle, ansonsten rennt sie an der Donau entlang – alleine, denn sonst rennt niemand mit. Vielleicht aus Sorge, mit Alina Reh nicht mithalten zu können.

Mit Arthur Abele können auch die meisten Zehnkämpfe­r nicht mithalten. So wurde er 2018 auch Europameis­ter. Die momentane Hallensais­on ist für den 32-Jährigen aber wegen seiner Kapselzerr­ung im rechten Sprunggele­nk kein Thema. „Ich kann rechts nicht voll belasten“, erläutert er seine Situation. „Ich will die kommende Freiluftsa­ison nicht gefährden.“Die beginnt für ihn Ende Mai mit dem Weltklasse-Zehnkampfm­eeting in Götzis/Vorarlberg und endet mit der Weltmeiste­rschaft Anfang Oktober in Doha, der Hauptstadt von Katar. Für Arthur Abele ist also noch lange nicht Schluss. Auch mit den Feiern und Fernsehauf­tritten nicht. Bei der DM in Leipzig erhält er zum Beispiel die Ehrung für die Wahl zum Leichtathl­eten des Jahres 2018. „Der viele Trubel ist manchmal schon etwas belastend“, gesteht „König“Arthur.

 ?? FOTO: STEFAN KUEMMRITZ ?? Wolfgang Beck (links) ist der Abteilungs­leiter und Stabhochsp­rungtraine­r des SSV Ulm. Hier erklärt er Besuchern in der Ulmer Trainingsh­alle, wie die Stäbe seiner Sportart funktionie­ren. Auch sonst wurde den Gästen bei „Förderer trifft Athlet“erklärt, was die Ulmer Leichtathl­eten so tun.
FOTO: STEFAN KUEMMRITZ Wolfgang Beck (links) ist der Abteilungs­leiter und Stabhochsp­rungtraine­r des SSV Ulm. Hier erklärt er Besuchern in der Ulmer Trainingsh­alle, wie die Stäbe seiner Sportart funktionie­ren. Auch sonst wurde den Gästen bei „Förderer trifft Athlet“erklärt, was die Ulmer Leichtathl­eten so tun.

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