Große Trauergemeinde nimmt bewegt Abschied von Maximilian Reinelt
„Der Inbegriff eines feinen Kerls“- Familie, Freunde und Sportkameraden würdigen den verstorbenen Olympiasieger
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ULM - In einer bewegenden Trauerfeier haben am Freitag Familie, Verwandte, Freunde, Sportkameraden und Kollegen Abschied vom RuderOlympiasieger Maximilian Reinelt genommen.
Der 30-Jährige war am Samstag beim Ski-Langlauf im Schweizer St. Moritz gestorben. Der gebürtige Ulmer wurde mit dem DeutschlandAchter 2012 in London Olympiasieger und holte 2016 in Rio de Janeiro Silber. Er wurde zweimal Welt- und fünfmal Europameister. Der Mediziner beendete seine Karriere nach den Spielen in Brasilien und war seit 2018 als Assistenzarzt am Uniklinikum Ulm tätig. Trotz anderslautender Spekulationen gibt es keine Erkenntnisse über die genaue Todesursache.
„Wunderbar geborgen...“
500 Trauergäste sind an diesem sonnigen Freitag, der den herannahenden Frühling spüren lässt, auf den Ulmer Hauptfriedhof gekommen. Die meisten von ihnen sind jung, sind mit dem Verstorbenen zur Schule gegangen, kennen ihn aus gemeinsamen Zeiten bei den St. Georgs Chorknaben, haben mit ihm die Begeisterung für den Rudersport geteilt.
In den ersten Bänken sitzen die Rudersportler, mit denen Reinelt so viele Erfolge gefeiert hat. Männer aus dem Gold-Achter aus London, Teile des aktuellen Achters mit Ruder-Bundestrainer Uwe Bender sowie Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne), die mit Reinelts Verlobter Viola verwandt ist. Sie blicken auf den hellen Sarg, auf dem rote Rosen liegen, während die Chorknaben die Worte des Theologen Dietrich Bonhoeffer singen: „Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag...“
In den Gesichtern ist die Fassungslosigkeit darüber zu erkennen, dass Reinelt tot ist. Der katholische Pfarrer Manfred Rehm, der Reinelt seit seiner Jugend kennt und mit der Familie eng verbunden ist, erinnert in seiner sehr persönlich gehaltenen Ansprache daran, dass der Verstorbene („Unser Maximilian“) ein gläubiger Christ war: „Wir können ihn in die Umarmung Gottes hineinlegen.“
Die Hinterbliebenen hatten in einer rührenden Traueranzeige auf den Trost im Glauben hingewiesen: „Du hast ihn uns geliehen, oh Herr, und er war unser Glück. Du hast ihn zurückgefordert und wir geben ihn dir wieder, aber das Herz ist voller Wehmut.“
Pfarrer Rehm würdigt das christliche Zeugnis, das Reinelt immer wieder in die Feier der Osternacht geführt hatte. Und der Geistliche beschreibt „Aufrichtigkeit, Freundschaft, Klarheit und Kameradschaft“, die Reinelt ausgezeichnet hatten.
Auch Michael Ilgner, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe, charakterisiert den verstorbenen Olympiasieger und formuliert: „Maximilian war der Inbegriff eines feinen Kerls“. Reinelt habe „in zwei Welten Karriere gemacht“, sich dabei auch immer für Auftritte bei Sponsoren in die Pflicht nehmen lassen. Über die aktive Athletenzeit hatte Reinelt sein Engagement zugesagt: In der kommenden Woche wollte der Mediziner das U23-Team als Mannschaftsarzt ins Trainingslager nach Mequinenza (Spanien) begleiten.
Mensch mit Vorbildfunktion
Schließlich würdigt Raimund Hörmann, sportlicher Leiter beim Ulmer Ruderclub Donau, den Verstorbenen: Seit 2002 sei er Mitglied gewesen, habe bis 2009 die ersten Erfolge als Jugendlicher gefeiert: „Mit Maximilian Reinelt verliert der Ulmer Ruderclub Donau e. V. eine herausragende Persönlichkeit sowie einen liebenswerten Menschen mit Vorbildfunktion.“Hörmann geht auf die Erfolge des Ruderers ein: Trotzdem sei er „freundlich, den Menschen zugewandt, bodenständig und bescheiden geblieben“.
Für die aus ganz Deutschland angereisten Ruderkameraden Reinelts folgt nach den Nachrufen der wohl schwerste Gang ihrer sportlichen Karriere: Die Männer, die mit Reinelt so viele Siege gefeiert haben, tragen ihren Kameraden im Sarg zum Grab: „Maximilian, den Inbegriff eines feinen Kerls“.