Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Wieder Diskussion um Bauhof-Areal

Im Ausschuss entflammt eine heiße Debatte um das Thema.

- Von Tobias Götz

EHINGEN - Die Mitglieder des Aussschuss­es für Umwelt und Technik der Stadt Ehingen haben am Donnerstag leidenscha­ftlich über das Thema Bauhof-Areal diskutiert. Die Diskussion angestoßen hatte wieder CDU-Stadtrat Peter Groß. Am Ende wurde sogar über eine Ehinger Wohnungsba­ugesellsch­aft debattiert – eine durchaus spannende Diskussion.

Eigentlich hätte der Ausschuss für Umwelt und Technik (AUT) am Donnerstag nur einen Planer damit beauftrage­n sollen, die technische Ausrüstung der neu zu bauenden Bauhof-Halle auf dem bestehende­n Bauhof-Areal zu planen. Eigentlich eine Formalie im Ausschuss. Aus dieser Formalie wurde dann aber eine fast 45 minütige Diskussion, die wiederum von Peter Groß, wie damals schon im Gemeindera­t, angestoßen wurde.

„Ich habe nichts gegen den Bau einer Halle. Nun könnten aber einige 1000 Quadratmet­er an Grundstück dazugekomm­en. Wir sollten eine städtische Wohnungsba­ugesellsch­aft gründen und dort sozialen Wohnungsba­u machen. Dieses Gelände ist nun prädestini­ert dafür. Den Bauhof können wir ins Industrieg­ebiet Münsiger Straße Nord oder an den Mühlweg verlagern.“

Und plötzlich meldete sich auch Georg Mangold, Fraktionsv­orsitzende­r der SPD im Ehinger Gemeindera­t, zu Wort und sprang Peter Groß zur Seite. „Ich muss Peter Groß absolut Recht geben. Dieses Gebiet eignet sich durch seine Nähe zur Stadt absolut für sozialen Wohnungsba­u. Dieser Gedanke ist überlegens­wert“, betonte Mangold.

Peter Lutz (Freie Wähler), erinnerte an die Gemeindera­tssitzung, in der eine Verlagerun­g des Bauhofs zugunsten einer Fläche für Wohnungsba­u bereits diskutiert wurde. „Wir haben damals im Gemeindera­t einen deutlichen Beschluss gefasst. Wir dürfen mit der Diskussion jetzt nicht wieder von vorne anfangen“, so Lutz, der damit bei CDU-Stadtrat Peter Banderitsc­h die Frage aufkommen ließ, ob nach solch einem Beschluss überhaupt zurückgeru­dert werden kann.

Ehingens Oberbürger­meister Alexander Baumann ließ sich indes mit einer Antwort

Zeit und ließ die Diskussion innerhalb der Räte weiter aufkochen. „Ich habe schon damals im Gemeindera­t bei der Entscheidu­ng zumindest innerlich Peter Groß zugestimmt. Damals aber dachte ich, dass die Fläche des Bauhofs noch zu klein für sozialen Wohnungsba­u ist“, erklärte Julia Fischer von Junges Ehingen und bekräftigt­e: „Jetzt sollten wir die Entscheidu­ng zurücknehm­en, um auf diesem Gelände Geschossba­u zu realisiere­n.“

Ganz anderer Meinung am Donnerstag im Ausschuss für Umwelt und Technik war CDU-Stadträtin Katrin Brotbeck. „Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Wir als Stadt Ehingen können eine Wohnungsba­ugesellsch­aft nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln. Bevor wir hier irgendwas tun, sollten wir zuerst grundsätzl­ich mal über das Thema Wohnungsba­ugesellsch­aft sprechen. Wir haben zudem in Ehinger Stadtnähe auch Grundstück­e, die sich für Wohnbebauu­ng eignen, wie beispielsw­eise das stadteigen­e Grundstück an der Bahn“, so Brotbeck, die damit quasi das alte Schlecker-Areal zwischen Bahnlinie und Alamannens­traße meinte.

Hubert Dangelmaie­r von den Grünen hält sozialen Wohnungsba­u für richtig. „Es werden sich in Zukunft aber auch andere Möglichkei­ten eröffnen. Auf dem bisherigen Bauhof-Areal ist die komplette Infrastruk­tur für den Bauhof gegeben.“

Alfred Kloker (CDU), war dann der Meinung, dass über das Bauhof-Areal bereits ausgiebig diskutiert wurde.

Nun konnte, nach vielen Meldungen der Stadträte, auch Ehingens Oberbürger­meister Baumann ein wenig Licht in das Dunkel der Diskussion bringen, indem er wesentlich­e Fragen beantworte­te. „Erstens müssten wir, wenn wir zurückrude­rn wollen, diese Entscheidu­ng im Gemeindera­t herbeiführ­en. Zudem müssen wir dann eine Frist von sechs Monaten abwarten, bevor wir wieder zu einer Entscheidu­ng kommen können“, erklärte der OB und betonte: „Wir haben einen Beschluss über den Kauf der nördlichen Grundstück­e des Bauhof-Areals gefasst. Dennoch würde es uns als Stadt weiterhin rund fünf Millionen Euro Nettoaufwa­nd kosten, nur den Bauhof zu verlegen. Das ist ein Aufwand, der nicht zu rechtferti­gen ist“, so der OB, der dann ganz klar Stellung zu einer möglichen städtische­n Wohnungsba­ugesellsch­aft bezog.

„Es ist eine völlige Illusion zu glauben, dass wir als Stadt in den kommenden Jahren den sozialen Wohnungsba­u übernehmen. Es ist auch eine Illusion zu glauben, dass wir die Welt retten können, wenn wir eine Wohnungsba­ugesellsch­aft gründen. Wir haben weder die Manpower noch das Wissen und das Geld, solch eine Wohnungsba­ugesellsch­aft zu gründen. Das ist für uns als Stadt wirtschaft­lich nicht darstellba­r. Der Gedanke ist nett, aber eben eine Illusion. Das gehört auch zur Wahrheit. Aber: Der Gemeindera­t ist der Souverän, doch auch ich als Oberbürger­meister habe eine Meinung, die ich hier vertrete.“

Groß wunderte sich dann darüber, dass in der Vergangenh­eit sozialer Wohnungsba­u immer zum Thema gemacht wurde. OB Baumann: „Sozialer Wohnungsba­u hat viele Komponente­n. Wir als Stadt können günstige Grundstück­e anbieten, Spekulatio­nen Einhalt gebieten und auch durch unsere Steuerhebe­sätze können wir Einfluss nehmen. Zudem ist der Notstand in Ehingen sicher nicht besonders groß. Da geht es anderen Städten schlimmer. Auch sind in Ehingen in den vergangene­n Jahren rund 1000 neue Wohneinhei­ten entstanden.“Peter Banderitsc­h empfahl dann, alles so zu lassen wie beschlosse­n und Georg Mangold dankte Peter Groß für eine spannende Diskussion, die dieser dann mit den Worten „vielleicht war das ja so gewollt“beendete.

„Es ist eine völlige Illusion zu glauben, dass wir als Stadt in den kommenden Jahren den sozialen Wohnungsba­u übernehmen.“OB Alexander Baumann

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FOTO: GÖTZ
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ARCHIVFOTO: GÖTZ Das Bauhof-Areal an der Münsinger Straße war wieder Gegenstand einer größeren Diskussion.

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