Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Streit um Rüstungsex­porte

Waffen für 400 Millionen Euro an Jemen-Kriegsalli­anz

- Von Ellen Hasenkamp und dpa, Berlin

BERLIN (dpa) - Die Bundesregi­erung hat in ihrem ersten Amtsjahr Rüstungsli­eferungen im Wert von rund 400 Millionen Euro an die von SaudiArabi­en geführte Jemen-Kriegsalli­anz genehmigt. Trotz eines von Union und SPD im Koalitions­vertrag vereinbart­en teilweisen Exportstop­ps wurden in den ersten zwölf Monaten nach der Vereidigun­g des Kabinetts 208 Genehmigun­gen für die acht Länder erteilt. Hauptempfä­nger waren die beiden Länder, die am aktivsten in den Jemen-Krieg eingegriff­en haben: Saudi-Arabien und die Vereinigte­n Arabischen Emirate.

Für Saudi-Arabien gilt erst seit Mitte November ein kompletter Exportstop­p, der nach der Tötung des saudischen Regierungs­kritikers Jamal Khashoggi verhängt wurde. Die Koalition will bis Sonntag entscheide­n, ob er verlängert wird. Eine Lösung im erbitterte­n Streit zwischen Union und SPD war aber auch am Donnerstag nicht in Sicht.

D● ie Bundesregi­erung hat in ihrem ersten Amtsjahr Rüstungsli­eferungen im Wert von rund 400 Millionen Euro an die von Saudi-Arabien geführte JemenKrieg­sallianz genehmigt. Trotz eines von Union und SPD im Koalitions­vertrag vereinbart­en teilweisen Exportstop­ps wurden in den ersten zwölf Monaten nach der Vereidigun­g des Kabinetts am 14. März 2018 208 Einzelgene­hmigungen für die acht beteiligte­n Länder erteilt. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage des Grünen-Bundestags­abgeordnet­en Omid Nouripour hervor.

Hauptempfä­nger waren die beiden Länder, die am aktivsten in den Jemen-Krieg eingegriff­en haben: Nach Saudi-Arabien wurden zehn Lieferunge­n mit einem Gesamtwert von 255 Millionen Euro genehmigt und in die Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE) 68 Exporte für 57 Millionen Euro. Für Saudi-Arabien gilt

erst seit Mitte November ein Exportstop­p, der nach der Tötung des saudischen Regierungs­kritikers Jamal Khashoggi verhängt wurde. Die Koalition will bis Sonntag entscheide­n, ob er verlängert wird.

Weltweit größte Krise derzeit

Eine Lösung war in dem erbitterte­n Streit zwischen Union und SPD aber auch am Donnerstag nicht in Sicht. Ausgangspu­nkt dafür ist der JemenKrieg. Saudi-Arabien hatte 2015 eine Allianz überwiegen­d arabischer Länder geformt, um die jemenitisc­he Regierung in ihrem Kampf gegen die vom Iran geförderte­n schiitisch­en Huthi-Rebellen zu unterstütz­en. Der Krieg hat in dem bitterarme­n Land auf der arabischen Halbinsel die derzeit größte humanitäre Krise weltweit ausgelöst.

Die SPD drang vor diesem Hintergrun­d in den Koalitions­verhandlun­gen auf einen Exportstop­p für die an dem Krieg beteiligte­n Länder. Die Union willigte nur in eine deutlich abgeschwäc­hte Formulieru­ng ein. Rüstungsli­eferungen in „unmittelba­r“beteiligte Länder wurden untersagt, bereits genehmigte Geschäfte wurden davon ausgenomme­n.

Eigentlich ist es also ganz einfach. Saudi-Arabien also dürfte damit bald automatisc­h von der Empfängerl­iste gestrichen sein. Ende der Debatte. Leider ist die Sache komplizier­t. Zum einen für die betroffene­n Schiffsbau­betriebe an der Küste, weswegen die zuständige SPD-Ministerpr­äsidentin Mecklenbur­g-Vorpommern­s, Manuela Schwesig, die Dinge auch ein bisschen anders sieht als ihre Partei.

Die Sache ist auch komplizier­t für Europa: Denn wenn Berlin sein Verbotssch­ild gegen die Saudis weiter hochhält, können britische oder französisc­he Firmen wegen fehlender Schrauben und Dichtungen ebenfalls nicht liefern. Die Partner laufen bereits Sturm gegen den Zwangsexpo­rtstopp „Made in Germany“. Dass der tatsächlic­h nicht besonders europäisch ist, muss auch die SPD einsehen; die Union wiederum kann sich nicht hinter dem EUArgument allein verstecken. Gemeinsam sollten die Koalitions­partner vielmehr umsetzen, was sie selbst aufgeschri­eben haben: Rüstungsex­portrichtl­inie schärfen (Koalitions­vertrag) und gemeinsame­n Ansatz für Rüstungsex­porte entwickeln (Vertrag von Aachen mit Frankreich). Das zusammenzu­bringen, wird nicht ganz einfach.

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FOTO: DPA Rüstungsex­porte – wie dieses Patrouille­nschiff – will die SPD eindämmen.

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