Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Smart wird chinesisch

Smart-Kleinwagen aus dem Daimler-Konzern sollen künftig in China vom Band laufen

- Von Mischa Ehrhardt

STUTTGART - Wertvoll, aber nicht profitabel – so sehen einige Beobachter die Marke Smart im DaimlerKon­zern. Das soll sich künftig ändern. So haben die chinesisch­e Geely-Gruppe und der Stuttgarte­r Autobauer ein Joint Venture vereinbart, an dem beide zur Hälfte beteiligt sein werden. Bis Ende des Jahres soll die Gründung der Kooperatio­n abgeschlos­sen sein. Auf dem Weg dorthin übernimmt Geely die Hälfte der Marke Smart. Zu den finanziell­en Details wollten sich beide Parteien nicht äußern.

Schon die nächste Generation der kleinen Stadtflitz­er soll in China gebaut werden. Der Plan sieht vor, künftig alle Modelle auf Elektroant­rieb umzustelle­n. In die Kooperatio­n bringen die Stuttgarte­r vor allem ihr Know-how in Sachen Design, Marke und Konzept ein. Die chinesisch­e Geely übernimmt federführe­nd die technische Entwicklun­g und die Produktion. „Das Joint-Venture ist eine gute Sache“, sagte der Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r von der Universitä­t Duisburg-Essen der „Schwäbisch­en Zeitung“. „Smart hat damit seine letzte Chance, sich zu etablieren“.

Vor zwei Jahrzehnte­n war das ausgegeben­e Ziel für die damals neue Marke, 200 000 Autos pro Jahr zu verkaufen. Davon ist Smart jedoch weit entfernt: Im vergangene­n verkaufte Smart von seinen Modellen nur knapp 130 000 Stück. Zum Vergleich: Die BMW-Tochter Mini hat mit 360 000 Fahrzeugen fast dreimal so viele Autos auf die Straßen gebracht. „Es ist der Anfang eines neuen Kapitels in der Geschichte von Smart – mit neuen Modellen, dem Einstieg in neue Segmente und dem Aufbruch zu neuem Wachstum“, schrieb Daimler-Chef Dieter Zetsche im Unternehme­nsblog. Er unterstric­h zudem, dass durch die neue Kooperatio­n kein Mitarbeite­r bei Smart den Job verlieren würde.

Nach Ansicht von Branchenan­alysten ist Smart ein kleines Sorgenkind im Daimler-Konzern: Die Marke ist im Design etabliert und gut bekannt, so gesehen wertvoll. Nur in Sachen Profitabil­ität soll es hapern. Durch das Joint Venture erschließt sich für Smart quasi auf einen Schlag der gesamte chinesisch­e Markt. Und der ist der bekanntlic­h der am stärksten wachsende Automarkt weltweit.

2022 sollen die ersten neuen Smart-Modelle aus der deutsch-chinesisch­en Kooperatio­n weltweit den Weg auf die Straßen finden. Dann wird der Absatz von Autos mit alternativ­en Antrieben bei über drei Millionen liegen – allein in China. „Damit hat Smart die Chance, im weltgrößte­n Markt für Autos, die mit alternativ­en Antriebste­chniken fahren, zu punkten“, meint Ferdinand Dudenhöffe­r.

Doch auch für Geely und Daimler ist eine Zusammenar­beit lukrativ. Für Daimler, weil die Zusammenar­beit die Chance birgt, mit den größten Massenhers­tellern mitzuhalte­n, allen voran Volkswagen und Toyota. Und Geely verstärkt durch das Joint Venture die Bande zum internatio­nal angesehene­n Daimler-Konzern.

Geely selbst hat einen rasanten Aufstieg hingelegt. Mittlerwei­le ist Geely Chinas siebtgrößt­er Fahrzeughe­rsteller. Aus dem Milliarden­vermögen des Geely-Chefs Li Shufu hatte die Holding Anfang 2018 knapp zehn Prozent der Anteile des deutlich größeren Daimler-Konzerns gekauft.

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FOTO: DPA Auf dem Genfer Autosalon präsentier­te Daimler das elektrisch angetriebe­ne Showcar Smart Forease. Künftig werden die Modelle zusammen mit der chinesisch­en Geely-Gruppe produziert.

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