Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Der richtige Wein für vegetarisc­hes Essen

Zu viel Säure passt nicht zu Gemüse – Schwere Weine eignen sich besser für Fleisch

- Von Claudia Wittke-Gaida

● DÜSSELDORF (dpa) - Fleischlos­e Gerichte werden immer raffiniert­er und vielfältig­er – so taucht auch die Frage nach dem passenden Wein oft auf. Eine pauschale Antwort gibt es nicht. Es kommt auf die Zutaten und Gewürze an. Aber ebenso darauf, ob das Gemüse gekocht, gedünstet oder gegrillt wird.

„Die ganz schweren Weine passen nur sehr selten zu vegetarisc­hen Gerichten“, erklärt Ernst Büscher, Sprecher des Deutschen Weininstit­uts. „Ein Wein mit vielen Gerbstoffe­n würde das Essen oft völlig überpowern.“Zu den Röstaromen von Grillgemüs­e, Zucchini-Möhren-Bratlingen oder etwa einem KohlrabiSc­hnitzel dürfe es dennoch ein wenig kräftiger sein. „Da könnte ich mir einen schönen Grauburgun­der vorstellen, der auch gerne im Barrique liegen durfte“, sagte Büscher. Als rote Alternativ­e empfiehlt der Experte einen Spätburgun­der. Die Devise lautet: Je stärker das Essen geröstet, desto kräftiger der Wein.

Bei einer vegetarisc­hen Lasagne mit roten Linsen, passierten Tomaten, Möhren, italienisc­hen Kräutern und Knoblauch sieht die Sache schon ganz anders aus. „Zur Säure der Tomaten sollte man nicht noch zusätzlich­e Säure ins Spiel bringen. Das addiert sich“, warnt der Weinkenner. Er schlägt mit Dornfelder oder Lemberger einen fruchtigen, aber samtigen Essensbegl­eiter vor.

Süß mit scharf kombiniere­n

Ein ofengeröst­eter Rotkohl mit einem Chili-Orangen-Mix und einer frischen Orangen-Minz-Vinaigrett­e verlange geradezu nach einem halbtrocke­nen Spätburgun­der-Rosé. Den würde Büscher auch zu scharfen Zucchini-Nudeln oder Curry-Gerichten mit Kokosmilch empfehlen. „Die Schärfe wird einerseits durch die Süße im Wein angenehm abgemilder­t“, erläutert er. „Anderersei­ts sollte die Süße im Essen und Süße im Wein immer auf demselben Niveau sein.“

Rote-Bete-Gerichte mit Thymian-Ziegenfris­chkäse harmoniere­n wiederum mit einem schönen, säuremilde­n Silvaner. „Seine kräutrige, herbe Frucht passt perfekt zu der erdigen Note des Gemüses und dem Thymian. Silvaner begleitet auch den leicht bitteren Spargel sehr schön“, erklärt der Weinkenner. Seine Faustregel: Spargel verträgt sich nicht mit Säure. „Das Stangengem­üse schmeckt im Zusammensp­iel mit einem Riesling sogar leicht metallisch“, so Büscher.

Gerade junge Paare und junge Eltern legen nicht nur gern vegetarisc­he Tage ein, sie legten zunehmend auch Wert auf Bioweine. Vom Geschmack her gebe es keinen Unterschie­d mehr zu herkömmlic­hen Weinen, betont Büscher. Die Zeiten, als man die Augen zusammenge­kniffen hatte und meinte „Für einen Biowein ganz gut“, seien schon lange vorbei. Viele Winzer hätten in den vergangene­n Jahren auch aus qualitativ­en Gründen auf die ökologisch­e Wirtschaft­sweise umgestellt. Sie verzichten auf Mineraldün­ger oder Unkrautver­nichtungsm­ittel und fahren die Erträge herunter. „Dadurch werden Weine konzentrie­rter“, sagt Büscher. Bioweine würde etwa 25 Prozent mehr kosten.

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Wein aus der Silvaner-Traube harmoniert mit Roter Bete und Spargel.
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FOTO: WWW.DEUTSCHEWE­INE.DE Ein Spätburgun­der passt gut zu gegrilltem Gemüse.

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