Die Bayern zieht’s nach Budapest – Dzsenifer Marozsan auch
Münchner Fußballerinnen im Champions-League-Halbfinale – Lyon mit Nationalspielerin zu stark für Wolfsburg
WOLFSBURG/MÜNCHEN (SID) - Die frustrierten Wolfsburger Fußballerinnen verließen gerade mit hängenden Köpfen das Stadion, als im weit entfernten München Jubelstürme ausbrachen. Den erstmaligen Einzug ins Halbfinale der Champions League empfanden die so oft früh gescheiterten Bayern als Meilenstein. „Wir haben heute Geschichte geschrieben“, sagte Kapitänin Melanie Leupolz, die das Fußballspielen einst beim TSV Ratzenried im Württembergischen Allgäu gelernt hat, nach dem 5:1 (2:0) im Viertelfinalrückspiel gegen Slavia Prag (Hinspiel 1:1). Auch Thomas Wörle strahlte. „Jetzt haben wir es endlich geschafft, unter den besten vier Europas zu sein“, sagte der zum Saisonende scheidende Trainer. „Und dass jetzt noch so ein namhafter Gegner wie der FC Barcelona auf uns wartet, freut uns umso mehr.“
An den letzten beiden April-Wochenenden geht es gegen die Katalanen um das Ticket für das Endspiel am 18. Mai in Budapest. Der FC Bayern, in der Bundesliga punktgleich mit dem VfL auf Rang zwei, kann aber schon diesen Sonntag (15.15 Uhr/ARD) den nächsten Schritt in Richtung Triple machen: Im Halbfinale des DFB-Pokals kommt es zum nationalen Gipfeltreffen. „Wolfsburg wird mit viel Frust anreisen“, warnte Leupolz. „Die wollen unbedingt das Double.“
Zunächst aber muss der VfL das abermalige Scheitern an Seriensieger Olympique Lyon verarbeiten. Zum vierten Mal in Folge zerschellten die internationalen Titelträume an der Extraklasse der Welt-Auswahl aus Frankreich. Mit 2:4 (0:2) verloren die Niedersachsen nach dem 1:2 im Hinspiel auch den zweiten Vergleich.
„Wir haben vor der Saison gesagt, dass der Champions-League-Titel für uns die oberste Priorität hat“, sagte Stürmerin Alexandra Popp, „davon hat man in der ersten Hälfte zu wenig gesehen.“Nach 25 Minuten lag der Double-Gewinner 0:2 zurück. Trainer Stephan Lerch blickte denn auch besorgt in die Zukunft. Will der VfL in Europa weiter um den Titel mitspielen, müsse der Verein „die nächsten Schritte einleiten, um international konkurrenzfähig zu bleiben“, sagte der 34-Jährige. „Viele Vereine holen auf, einige haben uns vielleicht auch schon überholt.“Eine Aussage, die sich auch auf die Frauen-Bundesliga übertragen lässt.
Die hat Dzsenifer Marozsan vor rund drei Jahren hinter sich gelassen, als sie vom 1. FFC Frankfurt nach Lyon wechselte. Fünf Titel sammelte die Nationalspielerin seither mit Lyon, der finanzkräftige Verein ist das Maß aller Club-Dinge im Frauenfußball. Das Halbfinale gegen den FC Chelsea soll nur eine Zwischenstation sein auf dem Weg zum sechsten ChampionsLeague-Triumph – dem vierten in Folge. „Ich will nach Budapest“, sagte die in Ungarns Hauptstadt geborene Marozsan. „Das ist mein Traum.“