Schwäbische Zeitung (Ehingen)

Eine Verlegung mit Hürden

Neuer Standort für Gewerbeflä­che in Dellmensin­gen widerspric­ht „Raumordung“– „Zielabweic­hungsverfa­hren“soll helfen

-

ERBACH (reis) - Zähneknirs­chend hat der Erbacher Gemeindera­t beschlosse­n, für die Verlegung der im Flächennut­zungsplan nordöstlic­h von Dellmensin­gen ausgewiese­nen Gewerbeflä­che „Triebäcker“an einen neuen Standort an der Bundesstra­ße 30 ein notwendige­s „Zielabweic­hungsverfa­hren“beim Regierungs­präsidium Tübingen zu beantragen. Dabei zeigte der Rat kein Verständni­s dafür, dass der neue Standort offenbar mit Zielen der Raumordnun­g kollidiert.

Ursprüngli­ch hatte man sich für den Standort „Triebäcker“entschiede­n, um das Gewerbegeb­iet an den damals dort geplanten Verlauf der Querspange B311/B30 und die B30Auffahr­t zu können. Da mittlerwei­le eine neue Variante der Querspange festgelegt wurde, verständig­ten sich Gemeindera­t und Verwaltung auf eine entspreche­nde Verlegung der Gewerbeflä­che. Der neue Standort aber kollidiere mit verbindlic­hen Zielen der Raumordnun­g – so das Ergebnis aus mehreren Abstimmung­sgespräche­n unter Beteiligun­g des Regierungs­präsidiums, des Regionalve­rbands Donau-Iller und des Nachbarsch­aftsverban­ds Ulm. Demnach seien der Anschluss an bestehende Siedlungsf­lächen und die Entwicklun­g interkommu­naler Gewerbegeb­iete zu bevorzugen.

Beides sei für die aktuellen Erbacher Pläne widersinni­g, war man sich Gemeindera­t einig. Schon der ursprüngli­che, im Flächennut­zungsplan ausgewiese­ne Standort sei bewusst abseits der bestehende­n Siedlungsf­läche Dellmensin­gens gewählt worden, um die Anwohner vor Belastunge­n und die Gewerbetre­ibenden vor möglichen Einschränk­ungen zu schützen. Das wolle man auch mit dem neuen Standort, der zudem eine kurze Anbindung über den Kreisverke­hr der Querspange an die B30 garantiere.

Und die Ausweisung eines interkommu­nalen Gewerbegeb­iets verursache einen größeren Flächenver­brauch und belaste die Teilgemein­de Dellmensin­gen übermäßig. „Im Grunde handelt es sich ja um ein interkommu­nales Gebiet“, sagte Ortsvorste­her Reinhard Härle in Bezug auf die Tatsache, dass von der Gewerbeflä­che in Dellmensin­gen mehrere Teilorte der Stadt Erbach profitiert­en.

„Manchmal ist die Planung richtig und eine Vorgabe falsch“, lautete das Fazit von Constantin Freiherr von Ulm-Erbach. Es bleibe zu hoffen, ergänzte Bürgermeis­ter Achim Gaus, dass sich der Aufwand, den die unumgängli­che – und einstimmig beschlosse­ne – Einleitung eines „Zielabweic­hungsverfa­hrens“verursache, „minimieren und sinnlose Untersuchu­ngen vermeiden lassen“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany