Billige Mobilität ist eine Illusion
Bahnfahren soll billiger werden und dem Flugverkehr so den Rang ablaufen. Das fordern die Grünen schon lange, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer inzwischen auch. Tatsächlich treibt Kunden der Blick auf den Preis des Fahrscheins bei der Buchung schnell die Zornesröte ins Gesicht. Für den Flug ans Mittelmeer zahlen Reisende oft nur einen Bruchteil dessen, was der Staatskonzern an gut frequentierten Tagen für eine Fahrt zwischen zwei x-beliebigen deutschen Städten verlangt. Für etwas Linderung könnte Minister Scheuer sofort sorgen und die Bundesregierung dazu bringen, die Bahn von der Mehrwertsteuer zu befreien. Das würde er auch gerne, kann sich mit dem Vorschlag aber offenkundig nicht durchsetzen.
Viel mehr an Preissenkungen ist unrealistisch. Die Züge sind trotz der hohen Fahrtkosten voll. Die Bahn soll Milliarden in den Kapazitätsausbau investieren. Doch wo soll das viele Geld herkommen, wenn nicht aus dem täglichen Fahrgeschäft? Die Rechnung der Grünen, höhere Einnahmen durch zusätzliche Angebote und immer mehr Bahnfahrer zu erzielen, stößt an die gegebenen Grenzen: zu wenige Züge, zu wenige Gleiskapazitäten. Erst müssen diese beiden kostspieligen Probleme gelöst werden. Es gibt dafür nur zwei Möglichkeiten: Entweder bezahlen es die Fahrgäste oder doch der Steuerzahler.
Die Ticketpreise sind teilweise viel zu hoch, teilweise aber auch nur Ausdruck eines verzerrten Mobilitätsmarktes. Der Flugverkehr genießt ebenso wie das Auto oder der Fernbus Privilegien, die den Transport verbilligen. Busse zahlen keine Maut, Fluglinien bekommen ihren Sprit günstig und werden für die Umweltschäden ihrer Flüge nicht zur Kasse gebeten.
Gäbe es ein Gesamtkonzept für eine ökologische Verkehrswende, müssten die Bahn-Konkurrenten in der Luft und auf der Straße ihre Preise mit Sicherheit erhöhen. Es ist eine Illusion, dass Mobilität in Zukunft noch einmal billiger wird. Das verschweigen alle sehr gerne – sowohl die Minister als auch die Parteien.
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