Tourismus im Land soll nachhaltiger und digitaler werden
Minister Guido Wolf bringt am Dienstag das neue Konzept ins Kabinett ein – Was sich in Zukunft ändern wird
●
STUTTGART - 53 Millionen Übernachtungen im Gastgewerbe, 25 Milliarden Euro Umsatz, 390 000 Arbeitsplätze: Der Tourismus ist für Baden-Württemberg ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Um diesen zukunftsfest zu machen, hat der zuständige Minister Guido Wolf (CDU) unter breiter Beteiligung ein neues Tourismuskonzept erstellt. Die aktuelle stammt von 2009. Am Dienstag will er sich die Kabinettsvorlage, die der „Schwäbischen Zeitung“vorliegt, von seinen grünschwarzen Ministerkollegen absegnen lassen.
Auf eine Neuauflage der Konzeption haben sich Grüne und CDU bereits im Koalitionsvertrag verständigt. Seit 2017 hat sich Wolf dem Thema gewidmet – und zunächst eine Analyse des Ist-Zustandes eingeholt. Die Ergebnisse: Seit 2009 ist die Zahl der Übernachtungen um 25 Prozent gestiegen – das liegt im bundesdeutschen Durchschnitt. Allerdings machen überdurchschnittlich viele Touristen aus dem Ausland Urlaub im Südwesten.
Um den Bereich zu stärken, müssen laut Gutachten die Profile der Angebote und der Aufgabenteilung geschärft werden. Konkret soll es in dem neuen Tourismuskonzept acht Handlungsfelder geben. Eins beschäftigt sich mit den Marken, die das Land zu bieten hat. Baden-Württemberg selbst ist „keine eigene Marke“, heißt es im Papier. Stattdessen gelte es, die regionalen Marken wie Bodensee oder Schwarzwald zu stärken und damit zu werben.
Wolf will den Druck auf jene Regionen erhöhen, die noch nicht mit einer gemeinsamen Marke werben. Das ist dem Vernehmen nach etwa in Ostwürttemberg so. Künftig könnte demnach Landesgeld für Marketing nur noch an solche Organisationen fließen, die gemeinsam handeln.
Ein Augenmerk liegt zudem auf der Infrastruktur. So soll die Tourismussaison verlängert, der öffentliche Nahverkehr gestärkt und die Digitalisierung in der Branche gestärkt werden. Gerade beim letzten Punkt sieht das Tourismuskonzept „erheblichen Anpassungsbedarf“, wie es in Wolfs Vorlage heißt. Ziel sei es, die Daten aus dem Tourismus künftig anonymisiert öffentlich zu machen.
Vier Grundprinzipien sollen sich künftig als Querschnittsthemen durch alle Handlungsfelder ziehen: Qualität, Nachhaltigkeit, Innovation und Tourismus für alle. So sollen etwa „Förderinstrumente des Landes auf Anreizstrukturen für umweltund ressourcenschonende Maßnahmen hin überprüft und ggf. angepasst werden“, heißt es. Angedacht ist dabei unter anderem ein Wettbewerb für eine „Modellregion Nachhaltiger Tourismus“und ein CO2-Rechner für Urlaubsreisen im Land.
Wieviel Geld zur Stärkung des Tourismus fließen soll, steht nicht in der Kabinettsvorlage. Darüber wird derzeit gerungen – denn die Verhandlungen zum Doppelhaushalt des Landes für 2020 und 2021 laufen derzeit.